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  Ausgabe 13/2024
Freitag, der 29.03.2024
     

 / Niedersachsen / Zivilrechtsstation

Die Zivilgerichtsstation ist zu Ende

von

Es ist soweit, die erste Station ist zu Ende. Die ersten 5 Monate Referendariat sind nun vorbei.

Die letzte Woche in der Zivilgerichtsstation
In der letzten Woche bei meinem Ausbilder habe ich ja noch einmal einen Vortrag vor der Kammer gehalten und der Vortrag lief wirklich sehr gut. Ich habe mir dieses Mal mehr oder weniger nur Stichpunkte aufgeschrieben. Dadurch habe ich wirklich sehr frei geredet und hatte – weil mein Blick sowieso nicht groß dem Papier vor mir gewidmet war (es stand ja eh nicht viel drauf 😀 )  – wirklich keine Probleme die Zuhörer auch direkt anzugucken. Das war wirklich toll und ich merkte auch selbst wie viel besser ein Vortrag dadurch wird, weil ich ihn ganz anders rüberbringen konnte als wenn das Hauptaugenmerk auf dem Papier vor sich liegt.

Dann stand auch die letzte Sitzung für mich an, die einen (thematisch) sehr interessanten Fall zum Gegenstand hatte. Etwas wehmütig war ich im Anschluss ja schon, als ich realisiert habe, dass dies meine letzte Zivilgerichtssitzung war bei der ich zugehört habe und ich in Zukunft nicht mehr mit dort oben sitzen werde um mir (manchmal streitlustige) Anwälte, Parteien, Zeugen, Sachverständige etc. anzuhören. Einmal die Woche war ja Verhandlungstag (manchmal Einzelrichter-, manchmal Kammersachen) und ich würde behaupten, von den ganzen Verhandlungen die ich in der ersten Station miterlebt habe, waren 95% wirklich interessant (einzig und allein mit den Baurechtssachen konnte ich mich nie sonderlich anfreunden :-D). Die Verhandlungen waren auch sehr abwechslungsreich, oft mit Zeugenvernehmungen, Parteien die mit ihren Anwälten mitgekommen sind und auch ein paar Worte sagen wollten, Sachverständige die befragt wurden…! Es kommt natürlich bei so etwas immer auf die Akte drauf an, aber da ist das Bearbeitungsfeld meines Richters wirklich – für mich als Referendarin – optimal gewesen um diese ganzen Einblicke zu bekommen, denn ich habe dadurch ein breites Spektrum und wie unterschiedlich Verhandlungen ablaufen können, miterlebt.

Meine letzte Akte habe ich dann auch zur Bearbeitung mitbekommen und das Urteil dazu gestern fertig geschrieben. Ich erinnere mich noch, wie lange ich zu Beginn der Station an den ersten Akten saß, weil ich noch nicht so genau wusste wie der Hase läuft und wie man es am besten darstellt (Unterschied Votum zum Urteil etc.). Mittlerweile habe ich meine eigene Routine gefunden, es läuft sehr viel zügiger und man kennt sich einfach schon viel besser damit aus was relevant und was irrelevant ist. Auch die Zeit, die ich für die Aktenbearbeitung benötige, hat sich dadurch deutlich verringert, ohne dass dies zu Lasten der Qualität ging. Ganz im Gegenteil,  denn ich habe bei der praktischen Ausbildung auch gut ein Gespür dafür entwickelt, wie/wo ich Schwerpunkte setzen muss, so dass mich eigentlich keine Akte groß schocken konnte (auch wenn es natürlich Akten gibt die man lieber bearbeitet als andere 😉 ). Insbesondere die Nachbesprechungen mit meinem Ausbilder haben mir sehr viel gebracht. Er ist wirklich immer sehr ausführlich auf meine Bearbeitungen eingegangen, hat mir erklärt was warum wichtig oder nicht so wichtig ist, wie und warum man etwas anders machen könnte etc. Sehr oft kamen wir durch die Besprechung einer Akte oder auch zu einer Verhandlung die wir zuvor gehört haben auch zu Problemen, die dann den Anfang einer Gesprächsrunde bildeten und er mich dann im weiteren Verlauf, quasi in einer verkürzten mündlichen Prüfung, „geprüft“ hat und wissen wollte wo dies denn überhaupt in der ZPO steht, was für Voraussetzungen dafür vorliegen müssen, was der Unterschied zu xyz sei etc. Mir hat die praktische Ausbildung jedenfalls sehr viel Spaß gemacht und auch sehr viel gebracht, ich hatte nie das Gefühl ein „lästiges Anhängsel“ zu sein (im Vergleich zu einigen Referendaren aus meinem Umfeld die mit ihrem Ausbilder nicht wirklich auf einer Wellenlänge lagen, Bearbeitungen kaum besprochen wurden und sie froh sind, dass die Station vorbei ist). Gerade weil es mir so gut gefallen hat, ist es unter diesem Aspekt natürlich umso trauriger, dass ich mich nun wieder komplett neu orientieren muss (und ich weiß ja noch nicht, was bzw. wer als neuer Ausbilder nun auf mich zukommt) aber: man soll ja aufhören wenn’s am schönsten ist. 😉

Mein Zeugnis wird mein Ausbilder die Tage schreiben und mich kurz anrufen wenn es fertig ist. Ich werde es mir dann innerhalb der ersten Augustwoche abholen.

Staatsanwaltschaftsstation
Ab dem nächsten Beitrag geht es nun also mit der Staatsanwaltschaftsstation weiter und so gesehen auch wieder von vorne los. Zunächst stehen 2 Wochen Einführungslehrgang an, in dem wir 3x/Woche zur StA müssen. Meine AG-Gruppe besteht zum Großteil aus den gleichen Referendaren wie in der ersten AG und somit kennen wir uns untereinander sowieso alle schon und was das angeht wird es kein großartiges kennenlernen geben. 😉 Es kann höchstens sein, dass zusätzlich noch weitere Referendare, die in der ersten Station einem anderen LG-Bezirk zugeordnet waren, dazukommen…we’ll see.

Im Anschluss an den 2-wöchigen Einführungslehrgang geht es dann, neben der wöchentlichen AG, zur praktischen Arbeit zu seinem jeweiligen Ausbilder. Neben neuer prozessualer Erarbeitung der Akten (wie das Schreiben von Anklageschriften) wird insbesondere mit der Sitzungsvertretung eine neue Erfahrung auf mich zukommen. Aufgeregt oder „ängstlich“ (ich kenne durchaus einige, die sich einen riesigen Kopf darum machen und leicht panisch werden wenn sie an die Sitzungsvertretung denken!) habe ich davor aber nicht. Wenn es ein Ding der Unmöglichkeit wäre, würden nicht jedes Jahr zigtausend Referendare die Sitzungsvertretung erfolgreich meistern und ich denke, sofern ich die Grundregeln nicht missachte wie z.B. „ohne vorherige Rücksprache wird nicht eingestellt“ sollte das eigentlich klappen und ich bin auch optimistisch, dass die Richter wissen, dass dort ein Referendar als Sitzungsvertreter sitzt und entsprechend damit umzugehen wissen…alles in allem leitet ja auch immer noch der Richter die Verhandlung und wenn ich es selbst in der 1. Station geschafft habe eine Verhandlung zu leiten, dann sollte mich die Sitzungsvertretung bei der StA (wo ich so gesehen dann ja weniger mache 😀 ) nun auch nicht schocken. 😉 Von daher: ich freue mich drauf und bin gespannt, wie es wird, zu welchen Amtsgerichten innerhalb des LG-Bezirkes ich tuckeln und für welche Verfahren ich Sitzungsvertretung machen werde …in ein paar Wochen weiß ich mehr. 🙂

Wie der erste Tag am Mittwoch abläuft weiß ich sonst eigentlich gar nicht. Ich weiß nur, wo ich wann sein soll aber wie lange es geht, ob es lediglich eine kurze Einführung gibt oder wir direkt schon die erste AG-Stunde haben: keine Ahnung. Man darf gespannt sein…ich bin es jedenfalls. 🙂

Emily*

Der Artikel wurde am 30. Juli 2012 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.