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  Ausgabe 16/2024
Donnerstag, der 18.04.2024
     

 / Niedersachsen / Verwaltungsstation

Viel Freizeit in der Verwaltungsstation ?!

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Wie oft habe ich vor der Verwaltungsstation Sätze gehört wie „such dir einen Nebenjob wenn du noch keinen hast, du wirst viel Freizeit in dieser Station haben“ oder „da musst du eh nur 1x die Woche hin um die Akte abzugeben, kurz zu besprechen und dann bekommst du eine neue Akte mit nach Hause, die du die Woche drauf dann wieder abgibst“…aus Erzählungen klang es überwiegend sehr entspannend…hat sich aber so nicht bewahrheitet. 😀

Fakt ist, dass es auch in dieser Station wieder extrem unterschiedlich ist, wie oft/lange man bei seinem Ausbilder die Zeit verbringt. So ist es bei einigen meiner AG-Kollegen durchaus so, wie oben beschrieben, d.h. sie fahren einen Tag die Woche zu ihrem Ausbilder hin, holen sich eine sehr überschaubare Akte ab, bearbeiten diese zu Hause, geben sie dann die kommende Woche wieder ab und bekommen eine neue Akte für die darauffolgende Woche mit und so geht das die ganze Station über. Der zeitliche Aufwand beträgt da meist einen Nachmittag und somit ist – bei 1-2x AG/pro Woche – für diese Kollegen wirklich viel freie Zeit vorhanden in dieser Station. Bei einigen anderen (so auch bei mir) geht es aber leider etwas anders zu: Ein eigenes kleines Büro und Anwesenheitspflicht an jedem Tag an dem keine AG stattfindet. Akten gibt es dafür immerhin aber nicht noch zusätzlich mit nach Hause. Ich persönlich finde es eigentlich so ganz gut, denn die Fahrerei hätte ich auch, wenn ich die Akten nur abholen/hinbringen würde und ich habe es immer gehasst, Akten hier zu Hause rumliegen zu haben. Andererseits ist es natürlich nervig an jedem AG-freien Tag zum Ausbilder zu fahren und dort von morgens bis nachmittags zu sitzen. Für mich ist es aber soweit noch angenehm, weil sich die tägliche Anwesenheitspflicht zeitlich im Rahmen hält (ich fange gegen 9:30h an und mache meist um 14:30h herum Feierabend). Einige aus meiner AG haben diesbezüglich leider großes Pech und dürfen jeden AG-freien Tag von 9 – 17/18h bei ihrem Ausbilder sitzen (und das betrifft nicht nur die Kollegen, die ihre AG in einem Ministerium o.ä. absolvieren – die haben damit nämlich immerhin vorher schon gerechnet bzw. wurde ihnen dies vorher schon gesagt – sondern es betrifft durchaus auch Kollegen, die ihre Station bei Stadtverwaltungen o.ä. absolvieren und dann doch etwas überrascht waren über diese (teilweise doch sehr lange) tägliche Anwesenheitspflicht). Früher Feierabend machen ist nicht und die Hälfte der täglichen Zeit sitzen die Kollegen bei den kleineren Behörden dann aber oft auch nur rum und drehen Däumchen. Das ist bei mir zum Glück etwas anders, denn in meinem Fach liegen immer irgendwelche Aufgaben zur Bearbeitung, was nun nicht heißt, dass die obligatorischen Kaffeepausen in der Verwaltung zu kurz kommen würden. 😀

Mein Eindruck von der Verwaltung ist soweit der, dass es – im Vergleich zur Gerichtsstation und Staatsanwaltschaft – wirklich sehr gemütlich zugeht und man aber auch schnell Gefahr läuft, sich diesem Rhythmus anzupassen. 😀 Ich habe zwar einige Akten zur Bearbeitung in mein Fach gelegt bekommen die ich auch abarbeite, aber es ist wesentlich entspannter, weil ich überhaupt keinen zeitlichen Druck verspüre (was auch daran liegen mag, dass mir nicht gesagt wurde „bis dann und dann soll das fertig sein“). Wenn es fertig ist, ist es fertig und dann werden wieder neue Akten in mein Fach gelegt. Das ist natürlich einerseits gut, andererseits weiß ich nicht was von mir erwartet wird…nachher heißt es später „die Referendarin hat ja ewig lange dafür gebraucht“, aber wenn ich mir einige Dinge angucke die dort unbearbeitet in den Büros rumliegen (und jetzt teilweise an die Referendarin abgegeben werden ;-)) und wie oft Klönschnack oder Kaffeepäuschen gehalten werden, dann denke ich mir „ich passe mit einfach mal dem Tempo an und warte ab wie die erste Resonanz ist.“ 😀

Die erste Klausur in der Verwaltungsstation steht dann demnächst im Dezember an. Was ich bisher aus der AG (aufgrund der Aussagen meines AG-Leiters) mitgenommen habe ist, dass man sich auf die Klausuren im Öffentlichen Recht im 2. Examen wohl sowieso nicht wirklich vorbereiten kann („wunderbar“ dachte ich mir,“dann kannst du dir die Lernerei direkt sparen“ *g*). Ziel soll es daher in der AG sein, die Grundstrukturen sauber und sicher zu beherrschen, damit wir auch mit unbekannten Normen/Gesetzen zurechtkommen die wir bis dato noch nie aufgeschlagen haben, denn die werden uns in den Examensklausuren – mehr noch als im 1. Examen – wohl begegnen und eher nicht standardmäßig das BauGB und Co.

Bisher muss ich somit sagen, dass mir die Verwaltungsstation inhaltlich ganz gut gefällt….zwar nicht so gut, dass ich mir vorstellen kann später dauerhaft in dem Bereich auch zu arbeiten, aber zumindest doch immerhin so gut, dass ich die Wahlklausur wohl im Öffentlichen Recht schreiben werde und nicht im Strafrecht – wobei das eigentlich keine riesig neue Erkenntnis ist, denn die Strafrechtsklausuren sind m.E. zeitlich einfach so undankbar zu bewerkstelligen im 2. Examen, dass mir auch eine inhaltlich gut machbare Strafrechtsklausur nichts bringt, wenn sie vom zeitlichen Umfang nur darauf aus ist schneller zu schreiben als der Kopf denken kann, um wirklich überhaupt mal zufriedenstellend mit der Klausur fertig zu werden. Bis zum Ende der Station müssen wir jedenfalls mitteilen, ob wir die Klausur im Öffentlichen Recht schreiben wollen oder nicht (wenn wir sie eh im Strafrecht schreiben wollen müssen wir nichts unternehmen, die gibt es dann automatisch wenn man nicht Bescheid gibt und mitteilt, dass die Wahlklausur eine ÖR-Klausur sein soll).

Soweit das neueste Update aus meinem Referendariatsalltag. 🙂

Achso, jetzt hätte ich es fast vergessen zu erwähnen: die Zuweisung für die Anwaltsstation habe ich nun auch schon erhalten (relativ früh diesmal, es haben auch noch nicht alle Kollegen Post)….es hat soweit alles wunschgemäß geklappt: ich bin dem Rechtsanwalt zugeteilt, zu dem ich auch wollte (davon bin ich aber auch ausgegangen… 😉 ). Das einzige was wieder sehr nervig ist: die AG in der kommenden Station wird schon wieder komplett neu zusammengewürfelt. Die Kollegen mit denen ich immerhin in der 1. und 2. Station und jetzt – zumindest teilweise – in der 3. Station in der selben AG bin, sind teilweise für die kommende Anwaltsstation einer anderen AG (an einem anderen Ort) zugeteilt. Das ist doch wirklich nervig und überflüssig…ich verstehe dieses „System“ nicht…wahrscheinlich gibt es da auch keins was man verstehen könnte.

Solltet ihr Fragen zu bestimmten Themen im Referendariat, der Station an sich oder dem Ablauf generell haben auf die ich in einem der kommenden Beiträge mal genauer eingehen soll: immer her damit. Ich freu mich über jegliche Anregungen. 🙂

Emily*

Der Artikel wurde am 19. November 2012 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.