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  Ausgabe 13/2024
Freitag, der 29.03.2024
     

 / Niedersachsen / Strafrechtsstation

Das erste Mal Sitzungsdienst

von

Kaum hatte ich meinen letzten Beitrag abgeschickt, da erhielt ich am darauffolgenden Tag schon die Mitteilung, dass ich für den Sitzungsdienst eingeteilt wurde. 😀

Ich bekam also die Handakten und sollte mir Gedanken über die Strafzumessung/-höhe machen…das geht recht flott. Großartige Infos, die ich schon werten könnte, sind außer der Anklage und BZR-Ausdruck meist eh nicht in der Handakte. Von daher konnte ich als strafschärfend auch nur bewerten, dass schon mehrere Eintragungen im BZR vorhanden sind. Meine Überlegungen zum Strafmaß sprach ich dann mit meinem Ausbilder ab, wir überlegten in einer Sache noch wegen einer Gesamtstrafenbildung etwas hin und her aber am Ende wurde das ganze dann auch abgesegnet.

So hieß es dann ein paar Tage später: Mittendrin statt nur dabei. 😉

Aufgeregt war ich komischerweise gar nicht. Weder die Tage davor, noch als es dann wirklich losging. Ich hatte irgendwie immer den Gedanken „was soll schon groß passieren? Die Anklage liest du eh nur ab und im Plädoyer – selbst wenn ich da etwas „falsch“ werten sollte – ist es auch nicht so tragisch, immerhin fällt am Ende der Richter das Urteil.“ Und diese Entspanntheit blieb auch die ganze Zeit (als ich in der 1. Zivilstation eine Verhandlung bei meinem Richter geleitet habe war ich irre nervös, aber hier beim Sitzungsdienst: null…gibt aber sicher schlimmeres 😉 ).

Am Tag X hieß es dann: Handakten, Schreibmaterial, Taschenrechner (ganz wichtig um die Tagessatzhöhe anhand des Einkommens ausrechnen zu können), noch was zu essen und trinken und – ganz ganz wichtig – Robe!!! einpacken. Um 9h gingen die Verhandlungen los und ich musste ziemlich früh aufstehen und losfahren, um pünktlich am Amtsgericht zu sein. Es standen mehrere Verhandlungen an, ein Termin mittendrin wurde jedoch aufgehoben. Die Richterin war sehr nett was den Umgang mit mir anging (ein Kollege aus der AG war die Woche zuvor schon dort und berichtete schon positiv 😀 ). Mein Ausbilder hat sich das ganze angeguckt und war zufrieden. Eingemischt hat er sich gar nicht (außer bei einer Einstellung…wir müssen dann ja zunächst Rücksprache halten, das Telefonieren entfiel dann halt, weil er direkt vor Ort zugestimmt hat).

Kommende Woche ziehe ich nun alleine los und hab dafür auch schon die Handakten erhalten (die erste Verhandlung beginnt um 9h, die letzte beginnt um 14h…das wird ein langer Tag, besonders mit dem Fahrtweg und weil ich die Handakten mit den Vermerken direkt am selben Tag noch bei der Staatsanwaltschaft wieder abgeben will (wir müssen sie am besten direkt noch am Sitzungstag, spätestens aber den Tag darauf wieder bei der Staatsanwaltschaft mit unseren Vermerken abgeben…aber den Tag darauf möchte ich nicht extra deswegen zur StA fahren müssen). Der Tag wird also bestimmt ganz schön schlauchen.

Zum Sitzungsdienst selbst…hmm…was soll ich groß sagen…es ist ok, aber es ist nun auch nicht das non-plus-ultra für mich und ich bin nicht total begeistert davon. Mal gucken wie es die kommenden Male wird.

Abgesehen vom Sitzungsdienst läuft die AG nach wie vor gut. Demnächst schreiben wir dort auch die erste Klausur. So wirklich habe ich mich mit dem prozessualen Teil noch nicht auseinandergesetzt *sollte ich vielleicht mal langsam tun*. Aufgrund meiner Akten vom Ausbilder habe ich es aber zum einen zeitlich noch nicht geschafft und zum anderen verspüre ich teilweise auch chronische Unlust was das Strafrecht betrifft. 😀 Ich bin aktuell gerade wieder in ein totales Motivationstief gefallen, irgendwie macht mir die Station nicht sonderlich Spaß….weder der Sitzungsdienst, noch die Akten die ich zur Bearbeitung von meinem Ausbilder bekomme und totale Nebengebiete sind, d.h. mir für das Examen auch nichts bringen. Aber vielleicht – bzw. hoffentlich – gibt sich das auch bald wieder…und: es kann ja nicht immer heiter Sonnenschein sein (ich hab aber gehört – zumindest vom Wetter her – soll der sich dieses Wochenende nochmal blicken lassen). 😉

Liebe Grüße,

Emily*

Der Artikel wurde am 7. September 2012 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.