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  Ausgabe 17/2024
Mittwoch, der 24.04.2024
     

 / Verwaltungsstation

Die unterschätzte Verwaltungsstation 1.0

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Die Verwaltungsstation ist unter den Referendaren wohl nicht die beliebteste. Gerüchte über stundenlanges Rumsitzen und Nichtstun in einem kleinen Raum kursieren immer wieder. Von vornherein wird diese Station jedenfalls meiner Meinung nach unterschätzt. Gleich zu Beginn reichten viele meiner Mitstreiter den Urlaubsantrag ein, in der Hoffnung, so selten wie möglich zu den jeweiligen Ausbildern zu müssen. Dabei muss man wesentliche Unterscheidungen zwischen den verschiedenen verwaltungsbehördlichen Einrichtungen treffen.

Zum einen sind viele von uns im Landesverwaltungsamt tätig. Der Vorteil ist, dass dort immer recht viele Plätze für Referendare freigehalten werden. Der Nachteil, dass man auch in Abteilungen gesteckt wird, in denen eher wenig oder manchmal kein examensrelevanter Inhalt gelehrt wird. Da kann es schon einmal sein, dass sich die einzige Tätigkeit auf Protokolle niederschreiben beschränkt. Zum anderen gibt es auch Einrichtungen, bei denen man sich vor Arbeit kaum retten kann, wie z.B. die Polizeidirektion. Da kann es sein, dass man vier Tage die Woche (dabei ist der Tag der Arbeitsgemeinschaft nicht mitzurechnen) je 9 bis 10 Stunden dort verbringt und für das Wochenende noch Aufgaben mitbekommt. Sicherlich vorteilhaft für die praktische Übung, aber auch sehr nachteilig für andere Aufgaben, die auf einen Referendar zukommen wie Klausuren schreiben, AG nach- und vorarbeiten und (sollte man nicht unterschätzen) zumindest einen Tag in der Woche Erholung.

Ich habe mich aus verschiedenen Gründen für das Rechtsamt entschieden. Vor allem aber auf Grund der examensrelevanten Sachverhalte. Denn in welcher Einrichtung gehen mehr Ausgangsbescheide, Widerspruchsbescheide und sonstige allgemeine Rechtssachen über den Tisch? Und ein Glück wurde ich auch nicht enttäuscht. Dies liegt zu einem großen Teil an meinem Ausbilder, der mich fordert und fördert. Schon nach zwei Wochen im Rechtsamt habe ich mehr einschlägige Bescheide geschrieben, Literatur gewälzt und gar Urteile entworfen, wie viele meiner Mitstreiter zusammen. Zwar ist das auch anstrengend, aber es bringt mich fachlich sehr viel weiter. Dabei legt mein Ausbilder sehr viel Wert darauf, dass alle möglichen Examensthemen abgegrast werden. Das bezieht sich auf den Inhalt (sehr beliebt: Abschleppkonstellationen, Fahrerlaubnisprobleme, Einbindung anderer Rechtsgebiete), sowie auf die äußere Gestaltung (Bescheide, Beschlüsse, Gutachten, Urteile). Man muss dabei erwähnen, dass es sich zumeist um Sachverhalte handelt, an denen mein Ausbilder auch dran zu knabbern hatte. Er möchte erreichen, dass ich nicht nur stupide abschreibe, sondern meinen eigenen Kopf anstrenge, was zusätzlich fördernd für spätere Examensklausuren sein wird. Manchmal bin ich aber auch tatsächlich kurz vor dem Verzweifeln, wenn ich einfach nicht weiß, worauf die ganze Konstellation hinauslaufen soll. Die Literatur hilft einem auch nicht viel weiter, wenn man nicht weiß, wonach man suchen muss. Jedoch kann ich sagen, dass ich bis jetzt alle Probleme in einem rechtlich vertretbaren Maße lösen konnte. Vielleicht nicht immer mit 14 Punkten, aber meine Lösung hat zumindest überzeugt.

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Und genau deswegen denke ich, dass die Verwaltungsstation selten rechtmäßig gewürdigt wird. Die Verwaltungspraxis gibt uns die Möglichkeit auch selbst über Probleme Gedanken zu machen und versuchen diese in eine anständige und vertretbare Argumentation einzubetten. Dabei erlernt man insbesondere das „Entlanghangeln“ am Gesetz und das Denken in verschiedenen Richtungen. Man muss beispielsweise in einem Bescheid die Begründung aus ganz verschiedenen Richtungen beleuchten. Schließlich will man ja nicht, dass dagegen vorgegangen wird. Und das erreicht man, wenn man über den Tellerrand hinaus denkt und auch mal quer durch die Gesetze schaut. Dabei ist man oftmals selbst überrascht, auf was für Ideen man kommen kann. Und gerade dieses Denken ist es doch, was uns Juristen später ausmacht. Genau das ist es, was uns versucht wurde innerhalb des Studium beizubringen – jedoch mit mäßigem Erfolg. Ich denke, dass sich eben in dieser Station zeigt, wer das Zeug dazu hat auch selbstständig zu arbeiten und kreativ zu argumentieren.

Zusätzlich hat man auch die Möglichkeit an Ausschusssitzungen oder Stadtratssitzungen teilzunehmen. Dieser Teil der Ausbildung ist zwar notwendig und man sollte es sich zumindest einmal anschauen. Jedoch hat es mir nicht allzu viel gebracht. Ich empfand das Zusehen bei einer solchen eher als Bürde bei einer „Altherrensitzung“ teilzunehmen, die sich profilieren wollen, obwohl keiner zuhört. Interessanter sind da die Gerichtsverhandlungen, denen man beiwohnen kann. Bisher durfte ich bei einer dabei sein. Es ging dabei um diverse Steuersachen. Inhaltlich doch recht komplex und schwer zu verstehen, aber der Richter hat sich viel Zeit genommen mir einige Dinge im Nachhinein zu erklären, welche auch für die mündliche Prüfung sehr relevant sein können (Stichwort: Besetzung des Gerichts im Verwaltungsverfahren).

Ich kann daher nur jedem empfehlen die Verwaltungsstation in einem Rechtsamt zu absolvieren. Mir hat diese Station schon am Anfang sehr viel gebracht und ich bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung. Ich bin gespannt, was sie doch alles für mich bereit hält.

Der Artikel wurde am 7. Dezember 2014 von veröffentlicht. Sophie war Referendarin in Sachsen-Anhalt.