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  Ausgabe 16/2024
Freitag, der 19.04.2024
     

 / Hessen / Strafrechtsstation

Alles neu macht der Mai … ?

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Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass der Mai ein ganz gemütlicher Monat werden dürfte. Immerhin waren einige Feiertage in Aussicht und die meisten Wochen damit verkürzt. Allerdings sollte sich das als ein Trugschluss heraus stellen – aufgrund der vielen Feier- und Brückentage hatten viele Urlaub genommen und waren nicht im Haus. Die Sitzungsliste versuchte händeringend Leute zu finden, die Sitzungsdienste übernehmen. So wurde ich (und auch diverse AG-Kollegen) mehrfach am Tag an angerufen, um umzudisponieren und zu fragen, ob man nicht hier und da noch einen Sitzungsdienst übernehmen könne… wir wurden wahllos eingeteilt, teilweise in Amtsgerichte am komplett anderen Ende des Bezirks – gemessen am eigenen Aufenthaltsort – sodass wir sehr lange Anfahrtswege hatten. Ein Sitzungsdienst pro Woche ist ok, mal einen zweiten lässt man sich vielleicht ausnahmsweise auch noch gefallen, aber wenn der Anruf kommt, ob man einen dritten Dienst übernehmen würde, dann dürfte wohl auch der letzte Referendar an sein Limit kommen. Immerhin müssen die Akten ja auch noch irgendwann vorbesprochen werden…(und AG, Einzelausbildung fallen auch nicht weg). In den letzten Wochen haben wir also gelernt, auch mal nein zu sagen und nicht nur im Stillen über die zumindest für uns nicht nachvollziehbaren Einteilungen zu schimpfen. Warum muss jemand, der in Heidelberg wohnt, in Langen Sitzungsdienst machen? Da ist nun wirklich jedes andere AG näher! Und so mancher aus Dieburg wurde in den Odenwald eingeteilt, während andere Referendare bisher nur einen einzigen Sitzungsdienst gemacht haben und seitdem überhaupt nichts mehr von der Sitzungsliste gehört haben, also vollends verschont wurden. Ich muss zugeben, so ganz nachvollziehbar ist diese Einteilung für mich wirklich nicht…. die Krönung des ganzen ist dann noch, dass es nicht vorgesehen scheint, dass wir Fahrtkostenerstattung für die Anreise zu den Amtsgerichten bekommen. Zumindest war die Reaktion von der AG Leitung totales Unverständnis, wie wir überhaupt auf die Idee kommen könnten, nach Kostenersatz zu fragen – immerhin sei das Teil der Arbeit, das sei doch klar gewesen… an dem Thema bleiben wir allerdings dran, denn von dem doch eher geringen Referendarsgehalt, auch noch die Bus&Bahn Tickets zu den jeweiligen AGs zu berappen macht sich schon bemerkbar, wenn man häufig in so entlegene Orte geschickt wird…

In der AG haben wir die erste Klausur wiederbekommen, die nach den „Streicheleinheiten“, die in Form von grandiosen zweistelligen Noten für Aktenvorträge und Referate daherkamen, sehr ernüchternd war. Zwar landete kaum jemand unterm Strich, aber wirklich weit drüber springen konnte auch niemand… was aber mit Sicherheit auch dem Umstand geschuldet ist, dass bisher einfach die Klausurenpraxis fehlt. Ich habe mir fest vorgenommen, ab Juni dann auch mal den Klausurenkurs zu besuchen, der am Landgericht in Darmstadt angeboten wird, um dann bei den nächsten AG Klausuren hoffentlich etwas erfreulicheres Echo zu bekommen.

Ansonsten war Mitte Mai noch die JuraCon in Frankfurt, wo ich mit ein paar Mitrefis die „Jagd“ auf einen Platz für die Anwaltsstation eröffnet habe. Es gab einige ganz interessante Vorträge mit Tipps für die Vorbereitung auf das 2. Examen von einem langjährigen und dauerhaften Prüfer in Hessen, der von der Herangehensweise beim Durchsehen einer Arbeit berichtete und Todsünden darbot, wie ein Kandidat es sich direkt in der 1. Minute beim Prüfer verscherzen kann, wenn die simpelsten Formalien nicht eingehalten werden, die Seite zerknüllt, die Schrift nicht leserlich oder in rosa daher kommt… gut, alles eigentlich banal und nichts neues, aber offensichtlich kommt es dennoch nicht selten vor… ansonsten gab es dann aber auch ein paar inhaltliche Tipps für das Zeitmanagement, Rettungsanker bei völliger Ahnungslosigkeit und dergleichen. An den Messeständen der Kanzleien und Unternehmen konnte ich einige Kurzbewerbungen loswerden und hoffe jetzt mal, dass sich da vielleicht etwas ergibt in der nächsten Zeit…

Die Verwaltungsstation steht mittlerweile auch fest, zwar habe ich die endgültige Zuweisung noch nicht im Briefkasten gehabt, aber den Fragebogen dazu hatte ich dann vor 2-3 Wochen endlich ausgefüllt, nachdem ich lange nicht sicher war, was ich für die Station eigentlich will. Ich muss zugeben, dass ich mich auf diese Station am wenigsten freue, weil ich bereits während des Studiums zwei Verwaltungspraktika machen musste und davon wohl noch immer ein Trauma habe. Es war wirklich schrecklich, täglich 8 Stunden in der Behörde abzusitzen, unterm Strich aber recht wenig zu tun zu haben und viel Zeit zu vertrödeln, sodass die Zeiger der Uhr oft den Anschein erweckten, still zu stehen… Möglicherweise ein verquertes Bild, weil ich Ausbilder hatte, die mich vielleicht wenig einbezogen. Jedenfalls hatte ich mir dann erst überlegt, dass ich gerne eine Stelle am Schnittpunkt zum Wirtschaftsrecht hätte – IHK, Kammern der Berufsstände, etc – und hatte da auch mehrere Zusagen, wobei ich überall 4 Tage die Woche hätte kommen müssen und es leider alles mit täglich weiter Fahrerei verbunden gewesen wäre. Letztlich war es dann also doch die Bequemlichkeit, die mich dazu brachte, die Stelle in der Behörde vor Ort anzunehmen, bei der mir in Aussicht gestellt wurde, dass es keinen eigenen Arbeitsplatz für Referendare gäbe und es deshalb bei Ihnen nicht unüblich ist, dass die Akten mit nach Hause genommen werden. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass mein bisheriger Eindruck von Behördenarbeit etwas relativiert wird und ich auch während dieser Station meine Zeit zum Großteil selbst einteilen und diese nicht im dunklen Zimmer täglich unbeschäftigt absitzen muss.

Der Artikel wurde am 21. Mai 2013 von veröffentlicht. Melli war Referendarin in Hessen.