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  Ausgabe 13/2024
Freitag, der 29.03.2024
     

 / Anwaltsstation / Hessen

Speyer: Praxisnaher Unterricht / Exkursionen

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Langsam aber sicher neigt sich das Semester dem Ende entgegen… nach vielen Veranstaltungen im Hörsaal, stand jetzt im Rahmen einzelner Projekt-AGs, Seminare oder Kolloquien nach der theoretischen Wissensvermittlung in den letzten Wochen noch Unterricht zum Anfassen auf dem Programm.

Arbeitsrecht / Badische Anilin und Sodafabrik

Wir besuchten zB die BASF in Ludwigshafen. Zunächst wurden wir vom Besucherservice empfangen und am so genannten Medientisch auf die Welt der BASF SE eingestimmt. Dieser Tisch war ein großer Touchscreen, an welchem interaktiv das Werksgelände einserseits im Ganzen und im Verhältnis zu verschiedenen großen Metropolen der Welt und andererseits die einzelnen Gebäude im Detail angeschaut werden konnten. Es wurde uns erklärt, was alles zur BASF gehört, welche (Zwischen- und End-) Produkte von dem Unternehmen hergestellt werden und welche verschiedenen Berufe es unter dem Dach dieses Arbeitgebers vertreten sind. Anschließend mussten wir uns einen kurzen Sicherheitsfilm ansehen und dann durften wir in einen Reisebus einsteigen, der mit uns über eine Stunde über das Werksgelände fuhr, die verschiedenen Gebäude und Rohre zeigte und erklärte, den Hafen und die dort vorhandenen Sicherungsanlagen vorführte, damit auch im Fall der Fälle von Missgeschicken beim Verladen von Waren auf die Containerschiffe kein Öl in den Rhein gelangen kann. Allerdings muss ich gestehen, dass diese ganzen Produktionshallen irgendwie doch alle sehr gleich aussahen – viele Backsteingebäude mit vielen Rohren überall. Das Werksgelände selbst war allerdings beeindruckend – riesig groß (mehr als 12 qkm) mit zahlreichen Straßen die allesamt Namen hatten, die entweder auf Chemische Stoffe, Reaktionen oder bedeutende Persönlichkeiten in diesem Bereich zurückgingen, und einer eigenen Infrastruktur. Es gibt Bäcker, einen Lebensmittelmarkt, einen Frisör, einen Kindergarten … die Mitarbeiter können allerdings nur von großen Parkplätzen außerhalb des Werkgeländes mit BASF-Pendelbuslinien auf das Gelände. Nach dieser Rundfahrt verließen wir das Gelände dann wieder, weil dort hauptsächlich die Produktionsstätten liegen und die Juristen außerhalb des Werkgeländes ein eigenes Haus haben. Dort wurden wir von der Betriebsratsvorsitzenden empfangen, die uns in einem Vortrag einen Einblick in die Aufgaben und Tätigkeitsbereiche gab und anschließend konnten wir in gemütlicher Atmosphäre rund um einen üppig gedeckten Tisch schlemmen und diverse Fragen stellen, die uns so in den Sinn kamen und schon immer interessierten. Das war Arbeitsrecht einmal anders und ein wirklich spannender Ausflug mit vielen interessanten Einblicken!

Energierecht / Stadtwerke Speyer

Außerdem besuchten wir mit einem Kurs die Stadtwerke in Speyer (SWS), wo wir vom Geschäftsführer höchstpersönlich empfangen wurden und einen Überblick über die verschiedenen Aufgabenbereiche geboten bekamen. Kurz aber prägnant verdeutlichte er in einem Vortrag, wo die Probleme von Stadtwerken im heutigen Energiezeitalter sind, wo die Spannungsfelder im Allgemeinen und bei den Stadtwerken Speyer im Besonderen liegen und was alles auch zu den SWS gehört, das einem zunächst vielleicht nicht unbedingt vor Augen ist (Spaßbad bademaxx z.B.). Nach diesen Einführung machten wir uns auf den Weg mit diversen Pkw in Kolonne, um zunächst eine Hackschnitzelanlage zu besichtigen. In dem Betriebsgebäude roch es nach Menthol und war ziemlich laut, wobei wir das revidierten, nachdem die Klappen und Türen der Anlage mal geöffnet wurden, denn dann war es wirklich laut – sodass das eigene Wort nicht mehr zu verstehen war. 😉

Danach besuchten wir noch die Kläranlage die durch Nutzung von Klärgas und Deponiegas von der angrenzenden Mülldeponie in zwei Blockheizkraftwerken eigene Energie erzeugt. Wir konnten durch die Glasscheibe auch Chemiker im Labor beobachten, die Wasserproben nahmen und die Qualität überprüften. In direkter Nachbarschaft war noch die ehemalige Hausmülldeponie, die heute ein Sonnenberg ist, weil dort nach Stilllegungs- und Rekultivierungsarbeiten auf dem Müllberg Sonnenkollektoren aufgebaut wurden, die einen Jahresverbrauch an Strom von 132 Einfamilienhäusern erzeugt.

Nach diesen kurzen Ausflug zum Energierecht in der Praxis, befassten wir uns mit der Schöpfung neuer Energie eines jeden Einzelnen von uns – wir wurden zum Abschluss der Veranstaltung von unserem Dozenten zum Mittagessen im Domhof in Speyer eingeladen! In netter Runde und bei leckeren Energiehappen gab es noch interessante Gespräche, bevor mit diesem Abschlussausflug wieder eine Veranstaltung endete und damit um so deutlicher war, dass die Zeit in Speyer in wenigen Tagen vorbei ist….

Internationale Schiedsgerichtsbarkeit / Verhandlungssimulation

Außerdem fand noch eine Blockveranstaltung, veranstaltet vom entsprechenden Fachbereich von Gleiss Lutz Stuttgart, statt. In der Branche namhafte Praktiker reisten für diese zweitägige Veranstaltung aus Stuttgart, Zürich oder sogar vom entfernten Washington an, um uns die internationale Schiedsgerichtsbarkeit nahe zu bringen. In verschiedenen Vorträgen in deutscher und englischer Sprache bekamen wir einen Überblick über die Vereinbarung von Schiedsverfahren, dem Ablauf eines solchen Verfahrens, der Problematik der Wahl von passenden Schiedsrichtern, die verschiedenen Schiedsorganisationen und deren eigene Schiedsordnungen und letztlich noch einen Exkurs zur Vollstreckung der erzielten Schiedssprüche. In leider sehr kleiner Teilnehmerbesetzung, dafür aber bei um so intensiverer Betreuung, wendeten wir nach jeder Unterrichtseinheit die gewonnen Informationen direkt auf kleine Fallbeispiele an, die dann im Plenum diskutiert wurden. Zum Abschluss der Veranstaltung simulierten wir dann in zwei Gruppen noch ein Verfahren vor einem OLG über einen Antrag zur Vollstreckbarerklärung eines Schiedsspruches. Es wurde viel diskutiert und argumentiert und alles, was wir in den zwei Tagen gehört hatten, versucht irgendwie einzubringen, um die jeweils andere Partei und den Senat (die angereisten Anwälte) vom eigenen Standpunkt zu überzeugen. Es war eine wirklich spannende Einführung in das Feld der Schiedsgerichtsbarkeit, war eine tolle Gelegenheit zu überprüfen, wie gut die eingestaubten Englischkenntnisse noch sind und es ging heiß her und war äußerst amüsant, aktiv zu werden und die neuen Kenntnisse umzusetzen. Diese Veranstaltung kann allen nur wärmstens empfohlen werden! Zum krönenden Abschluss gab es noch Teilnahmebescheinigungen, die durch die Teilnahme an einer freiwilligen Abschlussklausur noch zu einem qualifizierten Zertifikat aufgewertet werden konnten.

 

Der Artikel wurde am 27. Januar 2014 von veröffentlicht. Melli war Referendarin in Hessen.