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  Ausgabe 17/2024
Donnerstag, der 25.04.2024
     

 / Anwaltsstation / Hessen

I´ve been in Speyered

von

„Speyer ist, was ihr draus macht“ – ein Satz, der im Zusammenhang mit dem dreimonatigen Aufenthalt an der DUV häufig zu hören ist. Wenn im juristischen Umfeld, sei es bei Ausbildern, AG-Leitern oder Anwälten, das Gespräch auf „Speyer“ kommt, ist es leicht festzustellen, dass es sehr geteilte Meinungen darüber gibt – die einen reagieren etwas belustigt, lassen sich zu Kommentaren hinreißen, wie beispielsweise: Das ist die „längste Klassenfahrt der Welt“ und dient nur dazu zu „Feiern bis der Arzt kommt“. Andere dagegen beginnen zu schwärmen. Ersteres trifft meist auf die Personen zu, die selbst nicht dort waren und das Speyer-Semester nur vom Hörensagen kennen, letzteres begegnet einem überwiegend bei Personen, die selbst einmal Teil des „Spirit of Speyer“ waren. Im Ergebnis steckt wohl in beidem etwas Wahrheit, denn – Speyer ist, was man draus macht! 😉

Von den Lehrveranstaltungen und Bildungsmöglichkeiten an der DUV hatte ich ja bereits im letzten Beitrag erzählt. Diesmal soll es um das (unser) Rahmenprogramm gehen.

Das Drumherum – Sport / Kultur / Internationales (Angebote durch die Hörerschaft)

In meinem ersten Beitrag zum Auftakt des Speyer-Semesters hatte ich berichtet, dass eine Hörerschaftsvertretung gewählt wurde und diese Wahl sehr schleppend ablief, weil die Freiwilligen nicht sofort aufsprangen, sondern sich erst nach und nach dazu durchrangen, den Weg zur Bühne und dem neuen Posten zu beschreiten… um so erstaunlicher war es allerdings, dass die zusammengewürfelte Truppe voller Elan direkt mit der Arbeit begann und innerhalb kürzester Zeit ein wundervolles Programm für die Zeiten außerhalb der Uni-Veranstaltungen zusammenstellte.

Bereits in der zweiten Woche begannen die ersten Sportkurse: Übungsleiter bzw. sportlich Versierte aus der Hörerschaft suchten sich ein Zeitfenster im Turnhallenbelegungsplan aus, um mit interessierten Gleichgesinnten Volleyball, Basketball, Fußball und Badminton zu spielen, Tanzschritte bei Standard und Latein weiter zu vermitteln und Teakwando zu üben. So war eigentlich jeden Abend und am Wochenende die Möglichkeit, die Fitness zu trainieren.

Das Kulturreferat organisierte zum Beispiel einen Ausflug zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Das Integrationsreferat organisierte mit Hilfe der ausländischen Hörer einen regelmäßigen internationelen Kochkurs jeweils mit Gerichten aus verschiedenen Ländern. Außerdem gab es Filmabende mit deutsch- oder englischen Leinwandvergnügen. In diesem Zusammenhang darf natürlich auch der gemeinsame Tatort-Abend sonntags im Clubraum des Wohnheims nicht verschwiegen werden. Nicht zuletzt fanden sich auch regelmäßig Personen zum vergnüglichen Zeitvertreib bei Gesellschaftsspielen (die sich im Wohnheimschrank türmten und getestet werden wollten) zusammen und es etablierte sich eine wöchentliche Pokerrunde.

Auch der musikalische Sektor soll nicht vergessen werden, denn es hatte sich auch eine Semesterband gegründet.

Mottopartys

Jeden Montag fanden Mottoparties im Keller des Wohnheims Freiherr-vom-Stein statt. Mit den unterschiedlichsten Mottos (Schwarz & Weiß, Ampelparty, Toga, Weihnachten, Bad Taste, Helden der Kindheit….) waren alle aufgefordert, ihren Kleiderschrank zu durchforsten, längst in Vergessenheit geratene alte Lieblingsstücke wieder hervorzukramen und sich mottogetreu in Schale zu werfen um zur abendlichen Erheiterung beizutragen und selbst nach einigen Wochen in Speyer noch ein „ich glaube, wir haben uns noch nicht gesehen“ oder „kennen wir uns schon“ zu ernten.

Länderpartys

Jeden Mittwoch hat ein (oder aufgrund nur wenig entsendeter Vertreter des jeweiligen Landes auch manchmal mehrere gemeinsam) Bundesland zur legendären Länderparty eingeladen. Zwecks Vorbereitung des Events trafen sich die Referendare der entsprechenden Bundesländer, überlegten sich ein Motto, organisierten eine Speyrer Lokalität, wo das ganze stattfinden sollte, entwarfen ein Plakat und rührten die Werbetrommel, um alle Kollegen auch davon zu überzeugen, dass es „das Event“ schlechthin wird und man es auf keinen Fall verpassen darf! So wurden wir zu Beginn des Semesters von den Pfälzern mit einer närrischen Karnevalsparty auf den Spaß eingestimmt, dann von den Nordlichtern ins Schietwetter entführt, zechten mit den NRWlern unter Tage und zelebrierten die Freie Kleider Kultur mit den Ostbundesländern. Kurz darauf trieben die Wutbürger ihr Unwesen und noch ehe es richtig verarbeitet war, wurden die Hörer auf der 90er Party in „ihre“ wilden Zeiten zurückversetzt. Eine Woche später fanden sich alle in Dirndl und Lederhosen auf dem Oktoberfest in Speyer wieder und zum krönenden Abschluss wurde mit Pferdestärken am Ort des Auftakts der ersten Party zum Beginn der Speyrer Zeit, der Streifzug durch die verschiedenen Bundeslandmentalitäten ein solches Fest zu feiern, auch schon wieder beendet. Aber nicht nur die Mottos haben oft wie die Faust aufs Auge zum entsprechenden Organisator-Bundesland gepasst. Jedenfalls entsprechende Deko mit Landeswappen, „Landeshymnen“ oder „Lokalhits“, sowie Showeinlagen oder ein Landesquiz und entsprechende typische Gaumenfreuden ließen keinen Zweifel daran, wer Ausrichter der entsprechenden Länderparty war. Ein weiteres Highlight war es, sich mottogetreu in Schale zu schmeißen, um einerseits einen Teil des Eintritts zu sparen und um sich andererseits den Spaß nicht nehmen zu lassen, ganz „extravagant“ längst in den tiefen des Schranks verschwundene Highlights wieder hervorzuholen und sich und die Kollegen mal ganz anders zu erleben. Es war definitiv jede Woche aufs Neue ein großer Spaß! 🙂

Wie ihr seht, gab es einiges an Rahmenprogramm, sodass für jeden etwas dabei gewesen sein sollte, um möglicher Langeweile gezielt vorzubeugen und sich nicht nur den eigenen Studien zu widmen, sondern auch die Sozialkompetenzen weiter auszubauen. Wem danach ist, dem steht es in Anbetracht der Angebote offen und frei alles mitzumachen („Feiern bis der Arzt kommt“ ist also möglich), wer aber hin und wieder auch mal gut „nein“ sagen kann und seinen Schlaf braucht, der kann sich auch gut ausklinken. Zu Beginn und am Ende des Semesters waren wohl alle sehr freizeitaktiv, in der Zwischenzeit hatte aber auch die Bibliothek Hochkonjunktur und die langen Öffnungszeiten bis in den späten Abend wurden nicht selten von vielen genutzt. Hier muss jeder seinen Weg finden und gehen – es ist wie so oft, die (gute) Mischung machts. 😉

Oberstufenfeeling… Motto & Ball

Die Beschreibung des Speyer-Semesters als „längste Klassenfahrt“ liegt nicht völlig fern, denn in den letzten Wochen erinnerte ich mich doch gelegentlich auch an die Zeit der Oberstufe zurück. Ebenso wie damals (oh gott, sind wir mittlerweile alt! ;)) wurde in Speyer aus von der Hörerschaft eingereichten Vorschlägen ein Semestermotto gekürt – I´ve been in Speyered. An einem Motto-T-Shirt, verziert mit diesem Schriftzug und einem passenden Logo, sind die Hörer des Semesters jetzt an den letzten Tagen unschwer schon von weitem zu erkennen. Zum Ende der gemeinsamen Zeit wurde ein Winterball organisiert. Auch hier diente ein Bändchen mit Motto-Schriftzug und Logo als Eintrittsberechtigung. Alle schmissen sich in Schale und kamen in Abendgarderobe in die Hochschule, deren Aula so schön hergerichtet wirklich einem Festsaal glich. Mit langen Tischreihen, einer Bühne mit Band, passender aber dezenter Dekoration und einem reichhaltigen all-you-can-eat Buffett tauchten wir in eine ganz andere Atmosphäre ein, als sie die Uni in den Wochen zuvor bereithielt. Es war wirklich ein toller Abschlussabend, an dem getanzt, gesungen und geschlemmt wurde und die Zeit nur so verflog…  und etwas stolz und wehmütig zugleich tragen etliche der Hörer auch Tage später das Bändchen noch ums Handgelenk.

Es wurde viel geboten, sowohl an Studieninhalten, als auch an Rahmenprogramm und gerade weil die Wochen so voll waren – einerseits mit Lehrveranstaltungen, andererseits mit diversem Rahmenprogramm – war es eine sehr intensive Zeit, die wahnsinnig schnell voranschritt … und schon sind die letzten Tage an der DUV angebrochen…

Der Artikel wurde am 31. Januar 2014 von veröffentlicht. Melli war Referendarin in Hessen.