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  Ausgabe 19/2024
Donnerstag, der 09.05.2024
     

 / Niedersachsen / Zivilrechtsstation

Und da ist plötzlich die erste Station schon vorbei…

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„Die Examensvorbereitung beginnt am heutigen Tag!“ Das ist einer der Sätze, die mir aus der allerersten AG-Stunde genau in Erinnerung geblieben ist.  Natürlich hat man den AG-Leiter belächelt und sich lieber an den Erfahrungsberichten befreundeter Referendare orientiert, dass es eine ziemlich entspannte Zeit sei, die das Referendariat so bereit hält. Nachdem ich die Zivilstation nun seit Ende Januar abgeschlossen habe, muss ich gestehen, dass die Wahrheit wie so oft dazwischen liegt.

Was die AG betrifft, so waren vor allem die Tage vor den drei zu schreibenden Klausuren sehr arbeitsintensiv und die Klausuren auch wirklich anspruchsvoll. Natürlich war man vom Arbeitspensum weit entfernt von dem, was man kurz vor dem ersten Examen hatte, aber viele aus der AG mussten sich auch erst einmal wieder an das Lernen gewöhnen, weil sie einige Zeit zwischen mündlicher Prüfung und dem Beginn des Refs hatten. Glücklicherweise hatten wir einen AG-Leiter, der zunächst viel Wert auf das Erlernen der Methoden gelegt hat. In Niedersachsen ist sowohl die Relation als auch das Urteil examensrelevant. Da sich die Ausarbeitungen in der AG und beim Ausbilder doch ziemlich voneinander unterschieden haben, hatte ich zunächst den Eindruck, dass ich viel zu wenig Übung habe und die ersten Relationen gingen doch recht schwer von der Hand. Daher habe ich es als super gute Übung empfunden, früh mit dem Klausurenkurs am Landgericht zu beginnen. Schon nach etwas mehr als zwei Monaten bot sich die erste Gelegenheit, eine solche Klausur zu schreiben. Es war eine ziemlich wilde Konstruktion und das Ergebnis vielleicht auch eher ernüchternd, aber Übung soll ja den Meister machen. 🙂

Die Arbeit bei meinem Ausbilder am Amtsgericht war dagegen aus meiner Sicht eher entspannt. Im Durchschnitt hatte ich eine Akte pro Woche zur Bearbeitung, wobei mein Ausbilder mir direkt zu Beginn gesagt hatte, dass es auch überhaupt nicht schlimm sei, wenn ich für eine Sache mal länger brauchen würde. Er war da wirklich sehr nett und entgegenkommend, was meine Zeitplanung anbetraf. Die war nämlich zum Teil und vor allem im Dezember ziemlich straff, da ich in den letzten Zügen meiner Doktorarbeit lag und diese Anfang Januar abgeben musste (in einem der kommenden Beiträge werde ich mal ein bisschen was zur Kollision von Referendariat und Doktorarbeit schreiben). Zum Glück hat mein Ausbilder im Hinblick darauf wirklich viel Rücksicht auf mich genommen. Am Ende der Station standen dann 10 Akten auf meinem „Bearbeitungskonto“. Ich denke, dass das so der Durchschnitt dessen ist, mit dem wir aus der AG am Landgericht in Osnabrück konfrontiert wurden. Natürlich gab es auch einige Extreme nach oben, die pro Woche mindestens zwei Akten auf dem Schreibtisch hatten. Was etwas schade war, war die Tatsache, dass mein Ausbilder immer montags Sitzungstag hatte, wir aber an sehr vielen Montagen AG hatten. Das hatte zur Folge, dass ich nur sehr wenige Male an den Verhandlungstagen teilnehmen konnte, weil die Teilnahme an der AG vorgeht.

Ein großes Highlight der Zivilstation wartete dann in der allerletzten Woche auf mich: das Durchführen einer Beweisaufnahme. Glücklicherweise war es in einer Sache, die aufgrund des geringen Streitwerts nicht berufungsfähig war und deshalb lediglich die Angaben zur Person diktiert werden mussten.Dem „Monster: Diktiergerät“ bin ich also fast vollständig entkommen. Aber alle aus der AG, die diktieren mussten, haben es auch hinbekommen. Davon sollte man sich wohl einfach nicht so verrückt machen lassen.

Schlussendlich muss ich gestehen, dass die Examensvorbereitung in meinem Kopf mal noch so gar nicht begonnen hat, was zur Folge hat, dass der Umfang meiner Karteikartensammlung zur Zivilstation sich doch eher in Grenzen hält. Aber mit dem Beginn der Strafrechtsstation Anfang diesen Monats habe ich mir auch gute Vorsätze auf den Plan geschrieben und ich hoffe, dass die nicht allzu schnell über Bord geworfen werden 😉

Also, ist an dem allerersten Satz des Beitrags wohl in der Theorie viel Wahres dran, aber wie uns das Referendariat ja auch zeigen soll, sieht die Praxis oft anders aus!!

Der Artikel wurde am 19. Februar 2014 von veröffentlicht. Miriam war Referendarin in Niedersachsen.