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  Ausgabe 16/2024
Freitag, der 19.04.2024
     

 / Hessen / Verwaltungsstation

Auftakt Verwaltungsstation / Einführungslehrgang und Regel-AG

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Die Zuweisung für die Verwaltungsstation kam knapp einen Monat vor Beginn derselben in einem großen A4 Umschlag, der neben den bürokratischen Dingen auch ein großes Poster mit einem Bild vom Aufbau der Landesverwaltung und eine Handakte für die Ausbildung in der Verwaltungsstation beinhaltete. Ganz erfreut stellten wir fest, dass die Arbeitsgemeinschaft in der Verwaltungsstation wieder genau so wie in der Zivilstation zusammengestellt wurde, sodass wir wieder auf altbekannte Gesichter stoßen sollten.

In den vier Monaten der Verwaltungsstation ist für alle Belange der Referendare jetzt das Regierungspräsidium (RP) zuständig. Also Urlaubsanträge, Krankmeldungen und jegliche organisatorischen Anfragen laufen in den kommenden Wochen über einen Schreibtisch beim RP. Leider ist uns deshalb auch zu Beginn der Verwaltungsstation der juris-Zugang gesperrt worden, weil Gericht und Verwaltung auch unterschiedliche Kostenstellen haben und die Verwaltung diese Kosten für die Referendare nicht übernehmen kann oder will. Zukünftig müssen zur Bearbeitung der Fälle also Gesetz und Kommentar ausreichen, sofern in der jeweiligen Einzelausbildungsstelle auch kein Datenbank-Zugang besteht oder vielleicht durch einen entsprechenden Nebenjob Zugriffsrechte existieren.

Die AG findet im Gebäude des RP statt, das direkt zentral am Luisenplatz in Darmstadt liegt. Das mittlerweile zur Gewohnheit gewordene Vorzeigen des Dienstausweises am Eingang des Gebäudes entfällt jetzt wieder, denn das Regierungspräsidium versteht sich als Dienstleistungsunternehmen für die Bürger und möchte sich ihnen deshalb offen präsentieren und barrierefreien Zutritt gewähren.

Zu Beginn des neuen Abschnitts stand – wie immer – ein Einführungslehrgang auf dem Programm. Eine Woche lang trafen wir uns jeden Vormittag im Regierungspräsidium Darmstadt und bekamen von verschiedenen Personen Einblicke in unterschiedliche Rechtsgebiete. Am ersten Tag verschafften wir uns einen (Grob-)Überblick über den Aufbau der hessischen Landesverwaltung, um auch alle diejenigen mit ins Boot zu holen, die nicht an hessischen Hochschulen studiert haben.

Am folgenden Tag wiederholten wir unter der Überschrift Verwaltungsrecht so grundsätzliche Dinge wie den Aufbau von Klagen und Anträgen und die jeweils existierenden Ausgestaltungen mit den Unterschieden. Mittlerweile ist das Examen mehr als ein gutes Jahr her, indem Öffentliches Recht (so gut wie) keine Rolle spielte – erschreckend, was man alles vergisst oder verdrängt, aber wahrscheinlich auch normal… denn obwohl man das alles fürs Examen in- und auswendig gelernt hatte, war die Erinnerung zum Teil seeeehr lückenhaft – aber immerhin der Aha-Effekt weit überwiegend dann sehr groß! 😉

An den weiteren Tagen beschäftigten wir uns mit sehr speziellen Bereichen des Verwaltungsrechts – je nach dem von welchem Dezernat des Regierungspräsidiums (RP) die kursleitende Person kam, sodass jede unserer drei AGs auch völlig andere Lehrinhalte dargeboten bekam. Die wirkliche Examensrelevanz sei mal dahingestellt, es ging wohl eher darum, Einblicke in die jeweilige Arbeit und den Werdegang der RP-Mitarbeiter zu bekommen. Je nach Persönlichkeit war das ganz interessant oder auch eher langweilig und einschläfernd, aber vor dem Hintergrund, dass pünktlich um 12 Uhr mittags die AG beendet wurde, gut auszuhalten.

Seit der zweiten Woche findet wie gewohnt einmal wöchentlich die Regel-AG statt. Unser AG Leiter ist sehr sympathisch und gestaltet unsere Zusammentreffen als einen Klausurenkurs. Wir bekommen jede Woche einen Sachverhalt, zu dem wir uns (bestenfalls) vorab schon ein paar Gedanken machen und bei der nächsten Zusammenkunft lösen wir die Altklausur gemeinsam und erstellen eine Musterlösung. Das ist nicht halb so trocken, wie es klingt, weil wir uns alle sehr gut verstehen und dementsprechend gute Stimmung herrscht, sodass kleine auflockernde Randbemerkungen sowie viel Gelächter uns schon die Beschreibung „Vergnügungskurs“  eingebracht haben. Die Vormittage sind deshalb also immer sehr kurzweilig und dennoch sehr lehrreich. Schon nach den wenigen Wochen kann ich sagen, dass diese AG wirklich gewinnbringend ist, weil das Lösen von Originalklausuren hinsichtlich Aufbau und Formulierung doch die meisten Schwierigkeiten macht und nur regelmäßige Übung hilft. Allein bin ich doch viel zu oft abgelenkt und kann mich schlecht motivieren, aber durch den wöchentlichen Pflichttermin und die nette Runde der AG-Teilnehmer macht es sogar wirklich Spaß sich mit den Fällen zu beschäftigen!

Vom VG werden zwar auch Klausurenkurse angeboten, aber zumindest in Darmstadt sind die Plätze da begrenzt und wir haben noch keine Chance darauf, unsere Übungsklausuren korrigiert zu bekommen, weil die examensnächsten Kandidaten Vorrang haben.

Zur Einzelausbildung werde ich im nächsten Beitrag etwas schreiben. Dadurch, dass ich erst einmal zwei Wochen Urlaub hatte, und nur 1-2 mal wöchentlich hin muss, habe ich bisher noch nicht all zu viel zu berichten – außer, dass es bei mir wirklich so entspannt ist, wie das jetzt klingen muss! 😉

Langeweile kommt allerdings nicht auf, denn der organisatorische Aufwand im Referendariat ist nicht zu unterschätzen – seit Tagen befasse ich mich damit, Bewerbungen für die Anwalts- und Wahlstationen zu verfassen, Ausschreibungen zu suchen, Bewerbungsgespräche wahrzunehmen … und so ein ganz kleines bischen auch ab und zu den Sommer und das grandiose Wetter zu genießen! 🙂

Der Artikel wurde am 12. August 2013 von veröffentlicht. Melli war Referendarin in Hessen.