Oder: Was will die denn wieder hier im Blog? – Teil 2
[…und hier die Fortsetzung zum ersten LL.M.-Beitrag]
Der ideale Zeitpunkt für den LL.M.
Tja, der ideale Zeitpunkt. Gibt es den überhaupt? Irgendwas ist doch immer: Prüfungsstress, gerade erst in eine andere Stadt umgezogen oder einen Job begonnen, neu verliebt oder frisch getrennt…es scheint, als findet sich sowieso nie der „richtige“ Zeitpunkt. Richtig ist aber doch eigentlich eh nur, was ihr draus macht. Habt ihr Lust auf einen LL.M. und es ist irgendwie realisierbar? Dann macht es! Tut es für euch und nicht für Freunde/Familie/Partner oder den Nachbar-Hamster. Klar kann so ein Jahr für eine Beziehung eine schwierige Hürde sein, aber hey: es ist „nur“ ein Jahr und damit ein Klacks verglichen mit den Jahrzehnten die vor euch liegen (sollten). Eine gute Beziehung wird das aushalten – und die Möglichkeit sich zu besuchen gibt es ja auch. 🙂 Hält es die Beziehung nicht aus, war es das auch nicht wert. Wer weiß schon was die Zukunft bringt?
Zeitlich gesehen absolvieren die meisten Studenten den LL.M. nach dem 1. Examen. Warum? Weil es sich einfach anbietet. Oftmals muss sowieso – mal mehr, mal weniger – Zeit bis zum Refstart überbrückt werden und die Möglichkeit nochmal „rauszukommen“ und sich für das anstrengende Examen zu belohnen ist natürlich ein Lichtblick, der einen auf den letzten Schritten der mündlichen Prüfung vielleicht sogar noch etwas mehr beflügelt. Zudem sind die anderen Studenten im Ausland altersmäßig auf einem ähnlichen Level. Der Nachteil ist natürlich, dass man – je nach Programm und Land – schon sehr früh (in der Examensvorbereitung oder rund um den Examenstermin) ggf. parallel mit den LL.M.-Planungen beschäftigt ist – nicht nur bei Stipendien, auch abhängig vom Land/Uni kann der Bewerbungsaufwand sehr zeitintensiv sein, wie ich bei einigen Bekannten miterlebt habe, die nach dem 1. Examen für ein LL.M.-Jahr ins Ausland gegangen sind. Ich wollte das LL.M.-Jahr ja eigentlich auch gerne nach dem 1. Examen angehen. Aber wie schon gesagt: es passte finanziell schon nicht. Nach dem 2. Examen empfinde ich es jetzt als für mich persönlich als idealen Zeitpunkt: ich gehe total entspannt ins Auslandsjahr, ohne danach noch 2 Jahre das Referendariat vor mir zu haben. Und irgendwie freue ich mich sogar wieder darauf, etwas zu lernen. Ich kann das LL.M.-Jahr zudem komplett finanzieren, was für mich gedanklich auch sehr beruhigend ist. Bewusst ist mir allerdings auch, dass ich altersmäßig zu den älteren Studenten gehören werde. Da ich mich selbst noch für ganz gut in Schuss halte, stört mich das jetzt nicht: aber noch ein paar Jahre älter würde ich auch nicht sein wollen; dann wäre der Zug für mich wohl auch (gedanklich) abgefahren und ich wäre nicht mehr ins Ausland gegangen – zumindest nicht für ein LL.M.-Jahr.
Und was macht man dann mit dem LL.M.?
Wenn man in die freie Wirtschaft geht, bekommt man ihn eventuell honoriert und entsprechend mehr Gehalt bzw. stellt er halt eine gute Basis dar, wenn es um die Gehalts-Verhandlungen geht. Im öffentlichen Dienst ist er hierfür nicht wirklich einsetzbar: die Entgeltgruppe ändert sich durch einen LL.M. nicht. Aber ihr solltet bei dem LL.M. ja auch nicht als erstes an die ungewisse Zukunft denken und ob/wie er sich ggf. auszahlt – sondern was er euch bringt. Ihr macht ihn, weil ihr Lust darauf habt – und nicht, weil in Zeitschrift xyz steht und der Nachbar von dem ehemaligen Jurakollegen gesagt hat, er habe gehört sein ehemaliger Kommilitone verdiene nun xyz Euro mehr im Jahr bei seiner neuen Stelle weil er einen LL.M. hat. Vielleicht gut zu hören, dass es sowas gibt – aber das bringt euch ja an der Stelle einfach nichts. Wenn ihr dann später im Öffentlichen Dienst landen solltet oder bei einer kleineren Kanzlei anheuert, die sich das einfach nicht leisten kann, ihr aber sonst vollkommen zufrieden seid: so what! Dann ist doch alles für euch und eure Situation perfekt. Gerade im Jurabereich sind diese „Erfolgs- und Versagungsstorys“ m.E. manchmal echt furchtbar. Ja, es ist auch in meinen Augen viel Willkür etc. dabei. Aber irgendwann muss man das Ganze mal mit etwas Abstand betrachten und sich denken: sch*** drauf, ich kann es nicht ändern – also mache ich das (für mich) beste draus. Da bringt es dann auch nichts zu lesen, dass jemand mit einem Prädikatsexamen es nicht in die zweite Bewerberrunde bei Unternehmen xyz geschafft hat – jemand anderes mit 5 Punkten aber eine Runde weiter ist. Klar schöpft das Hoffnung für die notenschwachen Kandidaten und es mag ja auch motivierend sein, sowas mal zu hören – weil gerade im juristischen Bereich wird verstärkt auf die Note geachtet und die Persönlichkeit und Person steht erstmal dahinter. Aber im Endeffekt bringt es euch selbst auch nichts und es gibt keine Garantie, ob/wie es bei euch später läuft. Da hilft nur: probieren geht über studieren. Also weniger nach links und rechts und dafür geradeaus schauen – dann wird jeder seinen Weg schon finden und gehen (herrje, ich fühle mich gerade als wäre ich für irgendein Motivationsseminar gebucht worden *g*). 🙂
Also zurück zur Frage, was der LL.M. einem noch bringt: man hat 3 Buchstaben, die man sich (mit der Universität in Klammern) hinter den Namen schreiben und darüber freuen kann, dass die Namenszeile auf der Visitenkarte länger wird und man bei einem ggf. eh schon langen Namen nun sogar eine zweite Zeile braucht. 😉 Nein, im Ernst: also diejenigen die auch im Studium schon gierig darauf waren und sich dort schon voller Stolz Briefköpfe mit einem stud. iur. oder cand. iur. gebastelt haben, wenn sie ein Zeitungsabo kündigen wollten; denen wird bei einem LL.M. hinter dem Namen dann wohl erst Recht euphorisch einer abgehen – ansonsten: es zeigt die erfolgreiche Absolvierung einer juristischen Zusatzqualifikation; die Welt rettet man damit aber nicht und sie dreht sich genauso weiter wie vorher. Einen LL.M. kann man also haben…muss man aber nicht. Um ganz normal als Volljurist in der ganzen Bandbreite tätig zu sein, stellt der LL.M. jedenfalls keine essentialia negotii für die Berufstätigkeit dar (da blieb doch glatt noch was hängen aus den ersten Semestern, trotz der letzten 2 Jahre Berufsleben). 😀
Wo geht es denn nun hin?
Nachdem ich nun virtuell extrem viel und allgemein geschwafelt habe (sorry!), komme ich nun auch endlich mal zu dem Punkt, in dem ich speziell auf mein LL.M.-Vorhaben eingehe. Um es kurz zu machen und die Spannung nicht bis ins schier Unermessliche zu steigern: ich habe mich für Südafrika entschieden.
Warum? Der Grund ist ganz einfach: ich war noch nie in Afrika, wollte dort aber immer schonmal hin. Ich wollte zudem einen englischsprachigen LL.M. belegen und die Lebenshaltungskosten und Studiengebühren sind für mich bezahlbar – von daher gab es für mich auch keine nennenswerten Alternativen, die ich in Betracht gezogen habe. Auch nach dem 1. Examen, als ich ja bereits überlegt habe den LL.M. zu absolvieren, war für mich klar, dass dafür nur Südafrika in Frage kommt. Damals hatte ich mich schon (wirklich sehr umfassend) informiert und daraus bereits eine leichte Tendenz zur Universität Stellenbosch (ca. 50 km östlich von Kapstadt entfernt) entwickelt. Da es damals dann aber doch nichts wurde mit dem LL.M. habe ich mir jetzt zwar nochmal alles angeguckt, verglichen (Fächerangebot, Erfahrungsberichte, eigenes Gefühl etc.) und die Wahl fiel am Ende auf: die Universität Stellenbosch (Stellenbosch University = SU). 🙂 Als einzig denkbare Alternative zwischen der ich gedanklich etwas am schwanken war, kam mir noch die Universität Kapstadt (University of Cape Town = UCT) in den Sinn, denn prinzipiell bin ich ja auch eher die Großstadtliebhaberin. Aber nach diversen Erfahrungsberichten über das Internet oder über einige Ecken (aus meinem direkten Umfeld war leider niemand dort), Kontakte über Foren zu Studenten die vor kurzem in Stellenbosch für ein LL.M.-Jahr waren (Gruß und tausend Dank insbesondere an N.A.. 😉 ) stand für mich fest: es kann nur Stellenbosch werden. 🙂 Und mit der Entscheidung bin ich überglücklich.
Aus meinem direkten Umfeld haben zwar einige Leute den LL.M. absolviert (verglichen mit der Gesamtzahl an Juristen (auch aus dem Studium/Ref-AG) sind es aber doch eher sehr wenige und nur eine etwas größere Handvoll) – in Südafrika war von denen jedoch niemand (sondern in den USA, UK, Europa, Australien). Von denjenigen, die für ein LL.M.-Jahr weg waren – egal in welchem Land und an welcher Uni – habe ich wirklich nicht ein einziges Mal gehört, dass sie das Auslandsjahr bereut hätten. Vielmehr haben es einige bereut den LL.M. nicht gemacht zu haben und nicht (nochmal) ins Ausland gegangen zu sein als sich die Chance prinzipiell bot.
So, ich hoffe euch haben die ersten beiden – doch sehr ausführlichen – Einträge gefallen. Und ich hoffe natürlich auch, dass sich der ein oder andere Leser finden wird, den ich bei den Vorbereitungen – und dann natürlich auch ins Auslandsjahr – virtuell mitnehmen kann (persönlich wäre zwar auch eine Option, da wird es aber wohl leider Probleme mit der Freigepäckgrenze geben). Ich werde jedenfalls versuchen so regelmäßig wie möglich zu bloggen. In den nächsten Einträgen geht es dann weg von dem allgemeinen blabla über den LL.M. und hin zu meinen laufenden Vorbereitungen (ich denke bzw. hoffe jedenfalls, dass es vielleicht ganz hilfreich war euch zunächst erstmal einen allgemeinen und etwas umfassenderen Überblick über den LL.M. und meine Motivation, warum-wieso-weshalb ich ihn überhaupt (noch) machen möchte, zu geben). 🙂
Liebe Grüße oder wie es auf afrikaans heißt (jahaaa, die Vorfreude macht auch nicht davor halt, dass ich mir bereits einen Reiseführer mit integriertem Wörterbuch zugelegt habe): beste groete
Emily*