Ich kann es kaum glauben, aber ich bin jetzt tatsächlich schon fast vier Monate Referendarin und die erste Station ist schon fast geschafft… Die letzte AG Sitzung war sozusagen der Tag der Wahrheit, denn wir haben die erste und einzige Klausur der Station geschrieben. Die erste Klausur im Referendarsleben. Ich muss zugeben, die Vorbereitung auf die Klausur fiel mir ziemlich schwer, weil ich einfach so gar nicht wusste, was ich lernen sollte. Unsere AG Stunden waren zwar immer sehr unterhaltsam und der AG Leiter sehr freundlich, sympathisch und auskunftsfreudig bezüglich seiner Fälle oder aktueller Geschehnisse in seiner Kammer, aber rückblickend muss ich doch sagen, dass wir in der AG kaum etwas gelernt haben. Es war irgendwie eher ein unterhaltsamer Kaffee-Kurs.
Zu Beginn der Station wurde uns ein Skript ausgeteilt mit knapp 130 Folien, die wir genau in der Reihenfolge durchgingen, was im Grunde aber so ablief, dass die Folien mittels Projektor an die Wand geworfen und vor – bzw. mitgelesen wurden. Praktisch haben wir leider gar nichts gemacht, was letztlich auch das Problem für die Klausurvorbereitung und in der Klausur darstellte… wir warten mal gespannt ab, wie die Korrektur der Aufgabe ausfällt, aber ich muss wirklich sagen, ich habe nicht das Gefühl, in der AG viel mitgenommen zu haben und fühle mich keinesfalls sicher im Abfassen diverser Urteilsarten…
Hier konnte ich auch von meiner Einzelausbildung nicht so richtig zehren, denn dort habe ich auch nur 1 Urteil geschrieben, ansonsten beschränkte sich meine Aktenarbeit auf das Erstellen von Gutachten, weil mein Richter seitdem ich ihm zugeteilt wurde, nur eine Sache streitig entschieden hat, alles andere waren Vergleiche… zwar natürlich schön für ihn, aber Übung im Abfassen von Urteilen konnten ich da nicht bekommen.
Eine Beweisaufnahme habe ich leider weder selbst durchführen noch überhaupt einmal miterleben können, was ich auch irgendwie schade finde, aber es sollte wohl nicht sein.
Momentan sitze ich an meiner Relation, der größeren Hausarbeit zum Abschluss der Zivilstation. Hierfür habe ich eine Akte bekommen, plus Anlagenband und einer beigezogenen Strafakte. Es geht materiellrechtlich um wettbewerbsrechtliche Fragen und prozessual sind einige Besonderheiten versteckt, es handelt sich um eine Stufenklage, die Passivlegetimation wird bestritten und eine Hilfsaufrechnung steht im Raum… und vielleicht noch das ein oder andere mehr – noch habe ich nicht alles bis ins Detail durchdrungen. Jedenfalls habe ich dafür jetzt knapp 2 Wochen Zeit und damit wird es wohl mehr oder weniger die letzte Arbeit der Station sein.
Ansonsten kann ich berichten, dass in der letzten Woche die Zuweisung für die Strafstation ab 01. März im Briefkasten lag. Ich werde von März bis Juni bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt sein.
Auch die Zuweisung zur AG war dem Brief zu entnehmen – bedauerlicherweise wird unsere AG total auseinander gerissen. Die zur Zeit existierenden drei Parallel-AGs werden komplett neu zusammen gewürfelt. Eine AG wird nach Offenbach ausgegliedert, die zwei restlichen bleiben in Darmstadt, sind aber auch wild gemixt. Irgendwie ist es echt schade, denn wir haben uns gerade untereinander erst so richtig kennengelernt, angefangen Fahrgemeinschaften zu bilden, private AGs zu gründen und jetzt soll der gemeinsame Pflicht-AG Tag und damit die automatischen Treffen sofort wieder wegfallen… ganz sicher sind die Mitreferendare der anderen AGs auch nett, aber schade ist es trotzdem! Ihr wisst sicher, was ich meine! 😉
Gerade auch mit den „Offenbachern“ dürfte es wenig Berührungspunkte geben in den nächsten Monaten – aber spätestens zur AG Fahrt im April sehen wir uns dann ja wieder! … und noch ist auch erst Mitte Februar… 😉
Ich muss aber schon zugeben, dass mir diese Zuteilungspraxis nicht so ganz verständlich ist, zumal es vorher hieß, dass die AGs normalerweise grundsätzlich bestehen bleiben und nur bei vereinzelten Leuten AG Wechsel z.B. aufgrund der Sitzungstage der zugeteilten Richter notwendig sein könnten. Wir 13 werden jetzt aber mit 4/4/5 Leuten auf 3 AGs aufgeteilt, was den Schluss zulässt, dass es in den anderen AGs ähnlich sein dürfte… also mal abwarten, was in der Strafstation ab März dann für frischer Wind – in jeglicher Hinsicht (Rechtsgebiet/AG-Leiter/Einzelausbilder/Mitrefis) weht.
Ansonsten habe ich angefangen, mich für die Verwaltungsstation zu bewerben und Vorstellungsgespräche stehen an. Noch ist aber nichts sicher, was auch daran liegt, dass ich nicht so genau weiß, was ich da machen soll und mich wirklich interessieren könnte, denn das Verwaltungsrecht zählt aufgrund meiner Erfahrungen aus den Pflichtpraktika während des Studiums eher nicht zu meinen Lieblingsgebieten…
In diesem Sinne – widme ich mich wieder meiner Relation und den letzten 2 Wochen meiner Zivilstation!