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  Ausgabe 17/2025
Freitag, der 25.04.2025
     

 / Niedersachsen / Zivilrechtsstation

Aller guten Dinge sind 3

von

…und damit meine ich nicht die erhoffte Punktzahl in Klausuren (dann müsste der Spruch ja wenn auch „aller guten Dinge sind 4“ heißen ;-)), sondern dass ich endlich wieder etwas Zündstoff habe um einen neuen Beitrag zu posten.

Denn es gibt drei thematisch-interessant-neue Ereignisse die seit meinem letzten Beitrag passiert sind. 🙂

Arbeitsgemeinschaft

Diese Woche hatten wir unseren letzten AG-Termin, d.h. die Arbeitsgemeinschaft in der 1. Station ist somit beendet. 🙂 Unsere AG-Zeugnisse haben wir auch bekommen. Ich habe ein „vollbefriedigend“ und bin damit sehr zufrieden. Was die Notenvergabe angeht: in meiner AG haben nur wenige Referendare ein „vollbefriedigend“ bekommen, die meisten hatten ein „befriedigend“ als Endnote (wobei die Punktspanne innerhalb dieser beiden Notenbereiche ja auch nochmal relativ groß ist und punktemäßig soweit auch fast alles vertreten war). Das Zeugnis selbst ist 2 Seiten lang. Direkt auf der ersten Seite sind die Einzelnoten der Klausuren, der Proberelationshausarbeit, des Aktenvortrags und eine Note für die mündliche Beteiligung aufgelistet. Danach folgt eine Beurteilung im Fließtext im Zusammenhang wie die juristischen Kenntnisse des Referendars waren, seine Mitarbeit in der AG etc. und am Ende des Zeugnisses steht dann die Gesamtnote (die mein AG-Leiter aus dem Durchschnitt der o.g. Einzelnoten errechnet hat). Im Anschluss an den letzten AG-Tag waren wir mit dem AG-Leiter noch eine Kleinigkeit essen, was die 5-monatige Arbeitsgemeinschaft in der 1. Station auf nette Art und Weise beendet hat. 🙂 So schnell kann es auf einmal gehen…es kommt mir gerade sehr unwirklich vor, dass die erste Station wirklich schon vorbei ist. Ich muss bis Ende Juli zwar noch ein paar Mal zum Gericht, aber dann nur noch zu meinem Ausbilder und nicht mehr wegen der Arbeitsgemeinschaft.

Ein Zeugnis von meinem Ausbilder bekomme ich natürlich auch noch, das dauert aber noch ein wenig. Ich denke, dass ich das Zeugnis Anfang August bekommen werde…die Station läuft ja offiziell auch noch bis zum 31.7 und bis dahin stehen auch noch ein paar Termine bei meinem Ausbilder an. Ich bin auch noch weiterhin mit der Aktenbearbeitung zugange (bis zum bitteren Ende wie man so schön sagt ;-)). Ich habe jetzt noch eine Akte zu kommender Woche über die ich einen Aktenvortrag vor der Kammer halten werde und bekomme für die Woche darauf dann wohl noch eine allerletzte Akte mit, aber da wollte mein Ausbilder noch gucken, dass die letzte Akte auch eine „schöne“ Akte wird…was auch immer das bedeutet. 😉 Aber er fügte dem Satz direkt noch hinzu, dass er mich zum Ende der Station und in der letzten Juliwoche nun nicht mehr sonderlich quälen will. 🙂

Was die nächste Station, die Staatsanwaltschaft, angeht, so weiß ich noch nicht, wer mein Ausbilder oder AG-Leiter sein wird. Ich denke, dass wird – wie auch jetzt in der 1. Station – zu Beginn der Station bekannt gegeben, reicht zeitlich ja auch völlig aus. Da ich sowieso niemanden bei der Staatsanwaltschaft kenne, wäre das jetzt eh nur ein bloßer Name für mich dem ich eh kein Gesicht zuordnen könnte (und Namen sind ja bekanntlich eh nur Schall und Rauch 😉 ).

Aktenvortrag vor der Kammer
Vor kurzem habe ich einen Aktenvortrag vor der Kammer gehalten. Das ganze lief so ab, dass ich die Akte mit nach Hause bekam und sie dort – wie sonst auch – bearbeitet habe. Ich konnte aber, da das Verfahren noch läuft und zum kurz darauf stattfindenen Termin auch ein Sachverständige geladen wurde um sein schriftliches Gutachten zu erläutern, keine weiteren Vermutungen/Vorschläge o.ä. unterbreiten was die Entscheidung angeht. Also habe ich die Sach- und Rechtslage, ausgehend vom bisherigen Stand und was das schriftliche Gutachten soweit hergibt, dargestellt und geprüft und bin dann insbesondere auf die Stellen eingegangen, bei denen ich meine, dass man den Sachverständigen dazu nochmal genauer befragen sollte weil diesbezüglich noch Unklarheiten bestehen. Der Vortrag lief in angenehmer Atmosphäre ab, die beiden Richter aus der Kammer sind sehr nett und locker und insgesamt habe ich mich auch sehr wohl in der Situation gefühlt. Ich muss nur darauf achten, dass ich – was mir passiert ist, gerade weil ich die Akte schon so gut kannte – nicht zu schnell rede und das ganze nur so herunterratter. Ich habe auch selbst gemerkt, dass es etwas hinderlich ist, wenn ich die Bearbeitung ausformuliert vor mir liegen habe, da man dann doch dazu neigt, Sätze eher abzulesen weil sie schon in einem Satz auf dem Papier stehen. Ich habe mir darüber vorher gar keine Gedanken gemacht. Zusätzlich zum Vortrag sollte ich ja auch ein schriftliches Votum an meinen Ausbilder abgeben und beim Vortrag selbst hatte ich dann dieses schriftliche ausformulierte Votum auch vor mir liegen und ich neigte dann doch dazu, insbesondere bei der Sachverhaltsschilderung, Sätze aus dem Votum direkt abzulesen, als sie noch eigenständig zu formulieren. Ich werde mir für meinen kommenden Aktenvortrag nun lediglich Stichpunkte machen und das vollständig ausformulierte schriftliche Votum gar nicht für den Vortrag vor mich hinlegen, dann trage ich glaube ich insgesamt noch freier vor. Aber insgesamt lief es m.E. sehr gut, ich war jedenfalls zufrieden. 🙂

Wenn ein Referendar die Verhandlung leitet…

…kann das natürlich mehr oder weniger in die Hose gehen, insbesondere wenn man Anwälte in der Verhandlung sitzen hat, die sowieso nicht sehr begeistert davon sind dass nun ein Referendar die Verhandlung leiten wird (und sich das ganze dann auch ein paar Minütchen länger hinziehen kann als wenn der Richter selbst die Verhandlung leitet…). Das war bei mir aber zum Glück nicht der Fall, es lief alles glatt. Die Anwälte waren gut drauf und ich war auch sehr entspannt und locker – jedenfalls bis es soweit war. Den Morgen über waren schon mehrere Verhandlungen und ich war zunächst auch gar nicht aufgeregt…eher etwas geplättet, da es manchmal schon sehr anstrengen kann über mehrere Stunden bei Verhandlungen zuzuhören. Wobei den Tag wirklich fast nur interessante Sachen dabei waren. Als es dann aber soweit war und „meine“ Verhandlung anstand, wurde ich doch etwas nervös…nichtmal im Hinblick darauf, dass ich nun vor Leuten reden soll, sondern weil ich auf gar keinen Fall irgendetwas wichtiges vergessen wollte (da hätte mein Richter dann zwar schon eingegriffen und das korrigiert und insgesamt waren die Anwälte auch positiv drauf eingestellt, dass eine Referendarin nun die Verhandlung leiten wird, aber man weiß ja nie…ich wollte mir jedenfalls nicht die Blöße geben und irgendetwas total grundlegendes vergessen, wie z.B. festzustellen wer für die Parteien da ist und welche Anträge aus welchem Schriftsatz gestellt werden o.ä.). Die Verhandlung selbst lief dann recht gut vonstatten und (grobe) Pannen blieben aus. Mit der Zeit würde ich da sicherlich noch lockerer werden (mit der Zeit verinnerlicht man den Ablauf ja auch viel besser und spult die grundlegenden Dinge automatisch ab), aber so für’s erste Mal fand ich es schon ne tolle Erfahrung und es hat auch Spaß gemacht einmal selbst das Zepter zu schwingen. 😉 An sich hatte mein Ausbilder zunächst angedacht, dass ich als letzte abschließende Aufgabe in der letzten Juliwoche das Urteil zu dieser Sache, wo ich nun gerade die Verhandlung geleitet habe, schreiben soll….da die Anwältin die Klage in der mündlichen Verhandlung dann aber zurückgenommen hat erübrigt sich ein Urteil ja nunmehr. Also wie gesagt: mal sehen was mein Ausbilder noch schönes in den Aktenbergen zum Abschluss für mich findet. 🙂

Soweit meine Highlights der letzten Zeit. Gerade im letzten Monat der 1. Station war für mich somit nochmal ein echtes Schmankerl mit der Leitung der mündlichen Verhandlung und Aktenvorträge vor der Kammer dabei. Soweit ich das überblicken konnte, wurde aus meiner Arbeitsgemeinschaft auch jedem Referendarf die Möglichkeit gegeben mal eine Verhandlung zu leiten (egal ob Amts- oder Landgericht). Bei Bekannten an anderen Gerichten sieht das teilweise ganz anders aus. Aber das hängt natürlich auch immer stark vom Ausbilder ab.

Ich schätze mal, dass dies mein vorletzter Beitrag aus der 1. Station gewesen sein wird. Ein abschließender Post aus der Zivilgerichtsstation wird sicherlich noch folgen, zumal das Zeugnis von meinem Ausbilder ja auch noch aussteht und ich noch 2 Akten in dieser Station bearbeite…das Ende ist also schon greifbar, aber ein kleiner Hürdensprung ist doch noch notwendig. 😉

Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende. 🙂

Emily*

 

Der Artikel wurde am 22. Juli 2012 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.