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  Ausgabe 17/2025
Samstag, der 26.04.2025
     

 / Berlin / Brandenburg / Vor dem Referendariat

1. Examen und danach? Wieder einmal ein Sprung ins kalte Wasser! :-)

von

Liebe Leser, im folgenden kurzen Beitrag möchte ich euch von der Orientierungsphase kurz nach dem Studium einen kleinen Einblick geben.

Nach dem ersten folgenden Erfahrungsbericht aus der Zivilgerichtsstation, die Anfang Februar begann und Ende Mai ihren Abschluss findet, werde ich ein Fazit ziehen und euch wieder gerne mitteilen, wie ich mich vorbereitet habe und wie es dann tatsächlich abgelaufen ist. Im besten Fall kann ich dem einen oder anderen von euch, dem diese spannende Zeit noch bevorstehen wird, ein paar nützliche Infos geben und euch auch die Nervosität nehmen 🙂

Nach dem Examen ist vor dem Examen…

Nach dem Examensmarathon in den letzten Semestern an der Universität ist man zunächst einmal heilfroh, wenn nach einem halben Jahr die Ergebnisse bekannt werden und einem bewusst wird, dass man nun das 1. Examen in der Tasche und vielleicht das mehr als zufriedenstellend über die Bühne gegangen ist…

Noch immer aufgewühlt von gemischten Gefühlen – einerseits der langsam abflachenden Anspannung der letzten Monate von Höchstleistung –  andererseits bereits mit Gedanken über die bevorstehenden Zukunftspläne stehen wohl die meisten erst einmal vor der Frage: Erst einmal eine Auszeit? Oder gleich eine Doktorarbeit anhängen? Vielleicht doch erstmal ins Berufsleben starten und bis zum Referendariat voll berufstätig sein? Nun – so unterschiedlich die Entwürfe auch sind, so individuell hängt diese Frage allein von der eigenen Vorstellung und Ambition ab.

Für mich stand jedoch fest: Nach der insgesamt eineinhalbjährigen Phase des täglichen 8 Std.-Lernmarathons in der Bibliothek wollte ich nun ab ins Berufsleben und am besten direkt an den Puls der Zeit, der Politik mit Schnittstelle zur Exekutive. Kurz nach dem Examen war ich dann zunächst ein Jahr in einem Bundesministerium in Berlin tätig (auf die Ausschreibung war ich im Internet auf der Homepage gestoßen, die ausschließlich für Juristen ausgeschrieben war – zu finden sind Top-Stellen des Bundes auch über www.bund.de). Dort konnte ich unglaublich viele und interessante neue Erfahrungen abseits der klassischen Juristenberufe sammeln und spürte die große Umstellung, nun endlich nicht mehr nur theoretisch und wissenschaftlich zu arbeiten, sondern flexibel, öffentlichkeitswirksam und unter alltäglichem Druck eines Ministeriums in der Pressestelle (im Leitungsstab). Außerdem durfte ich nicht nur im Leitungsstab an ganz aktuellen und dringenden Vorlagen und Stellungnahmen mitwirken, sondern auch weitere Abteilungen, unter anderem auch „Internationale Projekte und Beziehungen“ hautnah kennenlernen, für die man dann eigenverantwortlich Projekte und eine internationale Konferenz in der Messe Berlin mitbetreuen und durchführen durfte.

Eine tolle Erfahrung, die ich jedem Juristen nur sehr empfehlen kann! So erfährt man eine gravierende Veränderung, eine auch unbewusste Persönlichkeitsentwicklung und bekommt nicht zuletzt den Kopf frei von der klassischen juristischen Arbeit. Diese Energiereserven dürften wohl bei allen nach dem Examen jedenfalls erst einmal aufgebraucht sein. Noch dazu kommt, dass man einen handfesten Einblick in die Berufswelt bekommt und sich täglich mit neuen Tätigkeiten und auch längeren Projekten beschäftigt. Außerdem für jeden politisch interessierten Kollegen eine sehr spannende und auch sehr schöne Zeit!

Nach einem Jahr stellte sich dann für mich die Frage nach einer weiteren Verlängerung oder dem Beginn des Referendariats. Da man als Jurist ja genau weiß, welche weiteren großen Etappen noch bevorstehen, das 2. Examen – dann evtl. die Dissertation, ein Fachanwaltstitel oder LLM. weitere Fortbildungen und Zusatzqualifikationen, Auslandsseminare und so weiter und so fort…entschied ich mich – zwar schweren Herzens, aber in der Hoffnung, mir diese Tür der Arbeit für die Bundesregierung offen zu halten und nach dem 2. Examen zurückzukehren – für Zweiteres. Außerdem brannte mir schon die klassische Tätigkeit als Juristin bei Gericht und in einer Kanzlei unter den Nägeln und die Neugierde war besonders groß – well, back to the roots…:-)

Fest stand, dass ich auch künftig für das Referendariat in Berlin bleiben wollte. Da aber diejenigen Absolventen, die nicht in Berlin studiert haben, allgemein bekannt eher sehr schlechte Karten haben, vor einer langen Wartezeit von 16 Monaten starten zu können, bewarb ich mich auch zusätzlich in Brandenburg. Berlin und Brandenburg haben ein Gemeinsames Prüfungsamt und schreiben auch dieselben Klausuren im Assessorexamen. Ein Pendeln mit der S-Bahn nahm ich dafür gerne in Kauf, schließlich kommt es auch innerhalb Berlins häufig vor, dass man eine Stunde von A nach B fahren muss, um zu seinem Arbeitsplatz zu kommen.

Nach der Bewerbung begann dann wieder die Zeit des Wartens auf den Bescheid des Kammergerichts Berlin und des Oberlandesgerichts Brandenburg. An dem Tag, an dem ich den Einstellunsgbescheid aus dem Briefkasten fischte, war ich  gespannt und freute mich schon sehr auf die bevorstehende Zeit…die Ausbildung am Gericht und das prozessrechtliche Arbeiten… Wie dann die ersten Wochen in der Zivilgerichtsstation an der Seite meines Einzelrichters verliefen, wie meine Erwartungen waren und ob diese vielleicht sogar noch übertroffen wurden, erfahrt ihr im 2. Teil meines „Erfahrungsberichts Referendariat“…

Der Artikel wurde am 4. Mai 2014 von veröffentlicht. Vera war Referendarin in Brandenburg.