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  Ausgabe 35/2025
Dienstag, der 26.08.2025
     

 / Niedersachsen / Verwaltungsstation

Ich trink Ouzo und wann lernst du so?

von

Zugegeben, die Überschrift ist etwas dämlich. Ich weiß auch gar nicht wie ich darauf gekommen bin (nein, ich habe nichts getrunken! 😉 ), aber die zentrale Frage um die es geht ist: wann lernt man eigentlich für das 2. Examen? Guckt man sich die Statistik der letzten Jahre über die beiden Examina an, so fällt zwar auf, dass das 2. Examen (im Gegensatz zum 1. Examen) prozentual gesehen mehr Prüflinge bestehen, andererseits werden die oberen Punktekategorien seltener vergeben. Das weniger Prüflinge durch die Examensklausuren fallen, wird sicherlich auch mit daran liegen, dass ja überhaupt nur diejenigen das 2. Examen ableisten können, die nicht zuvor schon im ersten Examen „ausgesiebt“ wurden weil sie dort durchgefallen sind.

Da die reine Vorbereitungszeit, wie man sie noch für das 1. Examen hatte, ja mit dem Referendariat nun völlig wegfällt, sehe ich mich wirklich in einer Zwickmühle, wann ich so lernen kann/soll, dass ich das Gefühl habe, es könnte auch mehr werden als „gerade so bestanden“. Denn wenn ich mir angucke wie sich mein Wochenablauf gestaltet, so muss ich sagen, dass ich das Gefühl habe ich schreite im Referendariat stetig voran…allerdings nur in zeitlicher Hinsicht und nicht was mein Wissen angeht. Von einigen Seiten hört man: „du tauchst einfach 2-3 Monate vor dem Examen, das reicht dann auch“…das mag zutreffen, es stellt sich nur die Frage: für was reicht es? Um (gerade so) zu bestehen? Vor allem muss ja auch berücksichtigt werden, dass jeder anders lernt und auch jeder einen anderen Wissensstand hat (und selbst wenn das 1. Examen passabel verlief…mit der Zeit tritt nunmal auch das große Vergessen ein) und die Herangehensweise an die Klausuren im 2. Examen ist m.E. nicht vergleichbar mit denen im 1. Examen und mir bereitet z.B. die Beweiswürdigung teilweise doch arge Probleme.

Natürlich schreibt man auch Klausuren in der AG und bekommt somit dort auch ein Feedback was den eigenen Leistungsstand angeht: den setze ich aber nicht mit dem Standard gleich, wie ich ihn in den Examensklausuren dann erbringen muss. Die Bewertung wird denke ich auch um einiges anders sein als in den AG-Klausuren (sonst dürfte demnach wohl im gesamten Durchgang nur eine Person durchfallen, denn mehr als die überwiegenden Mehrheit besteht die AG-Klausuren ja auch akzeptabel, der Schnitt in den Examensklausuren liegt aber durchweg konstant bei 5 Punkten). Es ist m.E. daher ein Trugschluss wenn man meint „in der AG war es immer ok, dann wird es im Examen auch so laufen.“…ich kenne aber einige Kollegen, die gerade diese Denkweise an den Tag legen.

Ausgehend von meiner Situation (und nur die kann ich ja beurteilen) muss ich sagen, dass ich den Ablauf und die Organisation im Referendariat einfach nicht examensfreundlich finde. Die Arbeitsbelastung ist je nach Ausbilder extrem unterschiedlich (was ich ja auch in meinem letzten Beitrag schon thematisiert habe) und das nervt mich wirklich sehr, vor allem da man es in der Zivilgerichtsstation oder bei der Staatsanwaltschaft auch nicht beeinflussen kann wen man als Ausbilder bekommt.

Klausurenschreiben soll das A und O sein…fein, dachte ich mir…da fängste mit an. Nun ist es aber so, dass der Klausurenkurs manchmal zeitlich mit der AG kollidiert, so dass man entweder gar nicht am Klausurenkurs teilnehmen kann oder aber zeitlich zwar könnte, sich dann aber die Frage stellt, wie sinnvoll es noch ist (auch konzentrationsmäßig) wenn ich morgens bereits 5 Std AG habe, dann eine kurze Mittagspause einlege, mein Essen runterschlinge, um dann nochmal 5 Std Klausur zu schreiben. So habe ich es letztens zwar gehandhabt, aber da weiß ich auch jetzt schon, dass nichts gescheutes bei rausgekommen ist. Nur den Sachverhalt abholen, die Klausur übers Wochenende schreiben (was ich dann lieber gemacht hätte), ist leider nicht erlaubt. Bei den Besprechungsterminen sieht es ähnlich aus. Ich werde im neuen Jahr ab der Anwaltsstation bei so gut wie keinem Besprechungstermin des Klausurenkurses teilnehmen können, weil dieser zeitlich so ungünstig und auch so früh liegt, dass ich an diesem Tag immer beim Ausbilder bin und dort einfach nicht schon um 15h wieder abhauen kann. Ich hoffe daher inständig, dass mir die Korrektur etwas bringt, ansonsten sehe ich nämlich wenig Nutzen und überlege ernsthaft den Präsenzklausurenkurs nicht mehr zu besuchen und stattdessen Klausurfälle zu Hause zu lösen oder an einem Fernklausurenkurs teilzunehmen.

Die Station selbst ist insoweit echt in Ordnung. Nervig ist halt insgesamt der Ablauf der Station, weil ich relativ häufig AG habe, da wir die freie Zeit wegen der Weihnachts-/Neujahrsfeiertage irgendwie ausgleichen müssen. So bin ich also wirklich von Montag bis Freitag jeden Tag entweder von morgens bis nachmittags bei der AG (und danach lerne ich nicht mehr, da ist der Kopf dann auch zu nach 5-8 Std AG) oder ich bin halt beim Ausbilder und wenn ich dann gegen 15:30/16h zu Hause bin (da bin ich ja noch wirklich gut dran, einige haben bei ihrem Ausbilder ja wirklich bis 17h Anwesenheitspflicht und sind dementsprechend noch später zu Hause) wird erstmal was gegessen und das einzige was ich dann noch mache ist, mir ggf. die AG-Unterlagen von der letzten Einheit anzugucken (mein AG-Leiter ist da sehr motiviert und wir bekommen sehr viel an Material ausgehändigt, das überwiegend aber auch wirklich richtig gut ist). Richtigen Elan und Motivation dann aber wirklich konzentriert noch für das 2. Examen zu lernen oder gar Klausuren durchzulösen, die habe ich dann aber einfach nicht mehr. Ich sehe also zu, dass ich in der AG „mitkomme“, auch im Hinblick auf die bald stattfindende erste AG-Klausur, aber das war es auch…vertiefen oder gar das alte Wissen aus den anderen Station wiederholen mache ich nicht. Zeit dazu hätte ich zwar am Wochenende, aber ich muss ehrlich gestehen: ich mag mein Sozialleben auch sehr gerne 😉 und sehe es nicht ein, die Wochenenden jetzt schon nur mit lernen zu verbringen. Das könnte ich natürlich, aber zum Einen müssen Dinge die unter der Woche liegengeblieben sind auch erledigt werden (und sei es nur der Einkauf für die kommende Woche) und zum Anderen brauche ich auch einfach mal zumindest einen Tag in der Woche, an dem mein Kopf wirklich mit keinem einzigen Paragraphen in Berührung kommt. 😀 An einem Tag am WE mache ich oft noch was juristisches für ein paar Stündchen, aber das beschränkt sich dann auch auf die aktuelle Station/Loseblattsammlung updaten/Unterlagen durchgucken bzw. das jeweilige Kapitel nachlesen….aus der Zivilrechtsstation (bei der ich damals ordentlich hinterher hing) weiß ich gefühlt nichtmal mehr wie man eine Relation aufbaut. :-O

Immer mal ein Stündchen einscheiben ist sicher drin, aber dieses regelmäßige, konstante Lernen: das kann ich (zeitlich) einfach gar nicht. Ich sehe es also kommen, dass das Lernen für’s 2. Examen wohl komplett kurz vor den Examensklausuren unter enormen Stress und Zeitdruck stattfinden wird. :-/ Den Gedanken an das 2. Examen verdränge ich zwar momentan noch in gekonnter Art und Weise 😉 (auch wenn es ja wirklich nicht mehr sooo lange hin ist)…aber es nervt mich (obwohl ich da nicht die einzige bin wie ich aus meinem Umfeld mitkriege), dass ich zeitlich einfach nicht regelmäßig mehrere Stunden am Stück zum wirklich konzentrierten lernen komme, sondern jede Woche anders aussieht (allein schon weil der AG-Plan jede Woche anders liegt). Ich frage mich daher wirklich, wie/wann man mal gezielt lernen soll…und wenn das eh nur auf die Tauchstation verschoben wird, sehe ich noch weniger Sinn in dem Ablauf des Referendariats. Wie schonmal in einem meiner früheren Beiträge (ich glaube auch schon mehr als einmal 😀 ) erwähnt: ich mache 3 Kreuze, wenn das Referendariat vorbei ist. 🙂

Ich gehe auch davon aus, dass ich kein zufriedenstellendes Ergebnis fabrizieren werde und dann würde ich aber einfach nochmal den Verbesserungsversuch schreiben…so sehe ich es momentan kommen (wie es letztlich alles kommt wird man dann sehen, vielleicht bestehe ich das schriftliche Examen ja auch nicht). Aber so ist mein momentaner Gedankengang, mit dem ich mich immerhin gut anfreunden und derzeit auch gut mit leben kann, denn andere Pläne und Vorgehensweisen über einen konstanten Zeitraum sind irgendwie gerade nicht realisierbar. 😀

Frostige Grüße („frostig“ wegen dem Wetter und nicht in Bezug auf meine Laune 😉 ),

Emily*

Der Artikel wurde am 29. November 2012 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.