Hohes Gericht, sehr geehrte Damen und Herren… liebe Mitleser:
Am vergangenen Donnerstag trafen wir uns nochmal wie gewohnt mit der AG und dem AG Leiter der Zivilstation, klärten noch einige offene Fragen und ließen den letzten Tag der Station dann bei einem gemeinsamen Mittagessen in einer netten Gaststätte mit allen AG Teilnehmern und dem AG Leiter ausklingen.
Nachdem immer wieder etwas weiter fortgeschrittene Refis erzählten, dass sie ihren AG Leitern oder Ausbildern zum Stationsende etwas schenkten, waren wir schon in heiße Diskussionen geraten, ob das wirklich üblich sei, überhaupt erlaubt, einen komischen Touch hätte oder gar unhöflich wäre, wenn man zum Abschied nichts mitbringt… die Rettung nahte, als unser AG Leiter in der vorletzten Stunde von sich aus mitteilte, dass – falls Überlegungen zu kleinen Aufmerksamkeiten am Stationsende im Raum stünden – er jedenfalls nichts annehmen dürfe und wolle und auch die meisten seiner Kollegen es so hielten. Nach Auskunft des AG Leiters gäbe es in Hessen eine Compliance-Richtlinie, nach welcher es nicht gestattet ist, Geschenke im Wert von mehr als 5 € entgegen zu nehmen. Im übrigen bekomme er als AG Leiter zusätzliche Bezahlung für die Übernahme einer AG Leitung. Einzelausbilder erhielten zwar keine gesonderte Vergütung für die Ausbildung von Referendaren, aber da es Dienstverpflichtung sei, sich an der Ausbildung zu beteiligen, müsse dies ebenfalls nicht durch Aufmerksamkeiten am Stationsende von den Referendaren honoriert werden. Gute Ausbilder erhielten ihre Belohnung durch gute Arbeiten der Referendare, die sie direkt verwerten und deshalb nicht selbst machen müssten…
so war dieses Thema dann also auch schnell vom Tisch. 😉
Direkt am nächsten Tag begann dann die Einführungs-AG im Strafrecht. Etwas aufregend war es schon, den postalisch mitgeteilten Raum aufzusuchen und zu gucken, welche Kollegen sich dort ebenfalls einfinden werden. Unsere Gruppe ist etwas größer als in der Zivilrechtsstation, aber hat dennoch eine ganz angenehme und überschaubare Größe, sodass es sich gut arbeiten lässt. Als AG Leiter trat ein Staatsanwalt ein. Gut gelaunt, motiviert und ziemlich durchorganisiert, ging es nach einer ganz kurzen Vorstellungsrunde aller Teilnehmer direkt los – Aufbau der Staatsanwaltschaft, wichtige Gesetzesgrundlagen, Zuständigkeit der Gerichte… tagtäglich fanden wir uns im AG Raum zusammen und erarbeiteten uns die wesentlichen Dinge im Strafpeozessrecht, damit wir ab nächsten Montag auf die Einzelausbilder „losgelassen“ werden können. Das täglich frühe Aufstehen hat mich zwar ganz schön geschafft – jeweils 6 Stunden Input und nachmittägliche Hausaufgaben (Anklage schreiben, Klausur lesen und durchgliedern, Aktenvortrag vorbereiten, …) und zusätzliches Vorbereiten auf die Themen des nächsten Tages schlauchten auch ganz schön – aber ich bin mit dem Auftakt der neuen Station sehr zufrieden und bin gespannt, was mich in den nächsten Wochen so erwartet. Man hört ja immer wieder, dass die Staatsanwaltsstation die spannendste Zeit des Referendariats sein soll. Ich muss zwar sagen, dass ich mir das (bisher) so gar nicht für meine persönliche berufliche Zukunft vorstellen kann, denn Strafrecht war noch nie mein Steckenpferd, aber die Einblicke der ersten Woche waren doch sehr spannend und vielversprechend. 🙂
Meinen Einzelausbilder konnte ich auch schon kurz zwischen Tür und Angel kennenlernen, er ist noch recht jung und macht einen sehr netten Eindruck. Genaueres, auch über das Sonderdezernat, dem ich zugewiesen bin, erfahre ich dann aber erst bei meinem ersten Termin in der nächsten Woche.
Was vielleicht noch erwähnenswert ist – auch die hessischen Referendare haben jetzt nachträglich zusätzliche Urlaubstage für die Jahre 2011 und 2012 bekommen. Für mich macht das zwar nur einen zusätzlichen Tag für 2012 aus, aber immerhin! 🙂