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  Ausgabe 33/2025
Mittwoch, der 13.08.2025
     

 / Niedersachsen / Strafrechtsstation

Abschlussverfügung…ähhh -bericht

von

Sorry an alle Leser (sofern es euch noch gibt?!?!), dass ich so lange nichts hab von mir hören lassen. Die Sache ist nur: es hat nichts sonderlich Interessantes gegeben, über das es sich zu schreiben gelohnt hätte. Mein Alltag bestand im Wesentlichen daraus einmal wöchentlich zur Arbeitsgemeinschaft zu fahren, den Sitzungsdienst wahrzunehmen (inkl. Handakten vor-/nachbesprechen) und meine – vom Ausbilder erhaltenen – Akten zu bearbeiten.

In einer knappen Woche bin ich dann auch schon in der dritten Pflichtstation: Die Verwaltungsstation. Die Zuteilung kam vor kurzem per Post und es hat – meinem Wunsch entsprechend – auch mit der Behörde geklappt zu der ich wollte (dass ist nun nicht sooo die Überraschung, denn ich bin ehrlich gesagt auch davon ausgegangen und alles andere hätte mich jetzt ziemlich überrascht 😉 ). Meine Ausbilderin dort werde ich in den kommenden Tagen anrufen um abzusprechen, wann ich das erste Mal bei ihr auftauchen soll. Bisher weiß ich allerdings noch gar nicht, wann/wie die Arbeitsgemeinschaft und der Einführungslehrgang zeitlich liegen wird, so dass es bisher wenig Sinn macht mit meiner Ausbilderin schon einen festen Tag zu vereinbaren, an dem ich das erste Mal zu ihr komme, wenn dann 1-2 Tage später die Nachricht kommt, dass ich an diesem Tag ggf. AG haben werde. Wann die AG am 1.11 und die darauffolgenden Tage stattfinden wird, soll uns aber noch diese Woche per E-Mail mitgeteilt werden.

Von so gut wie allen Referendaren, die stationsmäßig schon weiter sind, habe ich bisher – erschreckenderweise – nur gehört, dass die nunmehr folgenden Arbeitsgemeinschaften (Verwaltungsstation, Anwaltsstation) richtig, richtig schlecht sein sollen… demnächst kann ich mir selbst ein Bild davon machen. 😉 Erwarten tue ich aber mittlerweile eh nichts mehr. Bisher hatte ich meistens hohe (vielleicht zu hohe?) Erwartungen und die Enttäuschung war somit umso größer. So habe ich mich ja wirklich total auf das Referendariat gefreut und bin aber seit Refbeginn eigentlich ständig nur genervt und gefrustet. Der Frust überwiegt eigentlich, ab und an gibt es aber auch mal kurze Hochs ;-), denn das Ref macht mir insgesamt leider überhaupt keinen Spaß und ich blicke wirklich schon sehnsüchtig dem Ref-Ende entgegen (*Augen zu und durch*).

Das liegt zum einen an dem Ablauf/Struktur des Referendariats, zum anderen aber auch an dieser extrem subjektiven Notenvergabe innerhalb der Stationen, wo man die Zeugnisse dann auch getrost in die Tonne treten kann, wenn man weiß „oh wie schön, Ausbilder abc gibt also als schlechteste Note 10 Punkte und als beste immer 13…man bekommt also definitiv ein zweistelliges Zeugnis, egal was für einen Mist man abliefert, wohingegen Ausbilder xyz 8 Punkte schon als „grandiose“ Leistung betrachtet und mehr regelmäßig gar nicht drin ist. Auch die Arbeitsbelastung, was die Akten angeht, weicht unter uns Referendaren wirklich teilweise sehr stark voneinander ab: sowohl die Anzahl der Akten als auch deren Bearbeitungsdauer, denn je nach Ausbilder kann das bedeuten: jede Woche mehrere (dünne/dicke) Akten, eine (dünne/dicke) Akte pro Woche oder aber eine (dünne) Akte und die Aussage „bringen Sie die Akte halt irgendwann wieder wenn Sie sie fertig bearbeitet haben, kann auch in 3 Wochen sein“.

Persönliches Fazit zur 2. Pflichtstation bei der Staatsanwaltschaft
AG-Leiter und Kollegen: nette, tolle Leute. Aber ich sehe – nach wie vor seit Beginn des Referendariats – keinen Nutzen in der AG, was nicht an den bisherigen AG-Leitern lag, sondern vielmehr am Material/inhaltlichen Ablauf. So haben wir z.B. in der jetzigen AG Themen wie „Vollstreckung“, „Rechtsmittel“, „Maßregeln der Besserung und Sicherung“ etc. behandelt. Das mag ja auch alles ganz nett sein und sicherlich für das Gesamtverständnis und die mündliche Prüfung auch mal relevant sein können….nur leider muss ich sagen: für die schriftlichen Klausuren bringt es mir doch gar nichts (wir schreiben in NDS die Klausur nur aus StA-Sicht…keine Revisionsklausur und keine Urteilsklausur) und ich hatte daher oft das Gefühl, ich vergeude meine Zeit (der Tag war dann ja auch immer schon halb angebrochen) und hätte das Thema wenn (ggf kurz vor der mündlichen Prüfung, die eh – wenn überhaupt – erst in 1,5 (!) Jahren ist) mir schneller im Lehrbuch anlesen können.

Wichtige Themen, wie z.B. die „Beweiswürdigung“, die unverzichtbar für die Klausuren ist, wurden hingegen mehr schlecht als recht behandelt. Kollegen bei anderen Staatsanwaltschaften berichten aber teilweise das gleiche, es ist also keine Besonderheit die nur an hier bei meiner Staatsanwaltschaft so besteht. Dinge wie ich sie z.B. im Kaiser-Skript gelesen habe wie man manches formulieren soll/muss und wie gerade nicht (wie z.B. – als ganz simples Beispiel – das Zeugen stets aussagen, bekunden oder schildern; Angeklagte sich zur Sache einlassen, Tatsachen bestreiten, vorgeben, einräumen…einfach der sprachliche Feinschliff der aber sitzen muss) habe ich in der AG so nie gehört. Es gab einmal einen klitzekleinen Fall zur Beweiswürdigung und das war es. Wenn man jetzt sagt „liest du es dir halt im Skript durch“…klar kann ich das…aber dann frage ich mich, was ist dann überhaupt der Sinn der AG wenn ich Sachen dort höre, die ich für die Klausuren nicht gebrauchen kann (und bis zur mündlichen Prüfung wohl eh wieder vergessen habe, da ich mich ja auf die Sachen konzentrieren werde die ich für die Klausur brauche) und dort meinen halben Tag – zwar in netter Runde, aber trotzdem – quasi nur „absitze“ und die Sachen die ich brauche, mir dann zu anderer Zeit zu Hause eh selbst beibringen muss ?!

Die Akten die ich vom Ausbilder bekam waren leider auch nicht „examensrelevant“ vom Stoff her (Sonderdezernat) und brachten mir daher auch keinen sonderlichen Nutzen, sondern lediglich die Erkenntnis, dass man sich in jedes fremde Gebiet (mehr oder weniger gut in der kurzen Stationszeit) einarbeiten kann (was dann bei allen negativen Anmerkungen in meinem Beitrag bisher doch immerhin auch etwas positives ist 😉 ).

Sitzungsdienst: Mir hat der Sitzungsdienst nicht wirklich Spaß gemacht. Auch hier kann ich nicht sagen, dass ich schlechte Erfahrungen mit den Angeklagten/Verteidigern/Straf- oder Jugendrichtern gemacht hätte: ganz im Gegenteil, insbesondere die Richter/-innen waren sehr nett und es war auch meistens wirklich lustig und angenehm. Ein Plädoyer zu halten lief relativ schnell wie geschmiert und nach dem – nur jeweils leicht von mir abgewandeltem – Schema X ab. „Angst“ davor hatte ich aber ja auch von Anfang an nicht (der Gedanke „es ist eigentlich egal was ich rede, am Ende macht eh der Richter das Urteil“ hilft da mitunter auch nochmal sehr…oftmals hatte ich auch das Gefühl: es hört sowieso keiner zu und habe mich demnach bei meinen Plädoyers auch immer extrem kurz gehalten um den ganzen Verhandlungstag nicht noch mehr – unnötig – in die Länge zu ziehen und ihn länger zu machen als er eh schon war ;-)).

Sitzungsdienst hatte ich einmal pro Woche. An anderen Staatsanwaltschaften ziehen die Referendare teilweise nur alle 2 Wochen los…was natürlich auch wieder eine erhebliche zeitliche Ersparnis einbringt, denn die Handakten müssen vorbesprochen und spätestens am Tag nach dem Sitzungsdienst zur Staatsanwaltschaft zurück gebracht werden. Der Sitzungstag nahm bei mir auch immer den gesamten Tag ein. Ich bin meist gegen 6h aufgestanden um dann um 9h meine erste Verhandlung an einem Amtsgericht im Gerichtsbezirk (ich war immer woanders…ich beneide Referendare die in einem Stadtstaat ihr Referendariat machen, denn immerhin das Getucker durch die Pampa entfällt dann 😀 ) zu haben. Das Ende vom Sitzungstag (das Minimum waren 4, das Maximum 11 Verhandlungen, die ich an einem Tag hatte) lag zeitlich immer zwischen 13:30h und 16:30h. Bis ich letztlich wieder zu Hause war, verging dann auch nochmal etwas Zeit (je nachdem gute 1-2 Stunden), so dass der Tag dann auch wirklich gelaufen war und ich habe zu Hause – wenn ich es nicht schon direkt in der Sitzung gemacht habe – bestenfalls nur noch die Vermerke in den Handakten ausgefüllt habe (was habe ich beantragt, was kam letztlich bei raus) und damit war der Tag dann auch gelaufen (zeitlich und vom Kopf her).

Es gab natürlich auch viele amüsante Erlebnisse beim Sitzungsdienst, genauso wie skurrile/nervige Verhandlungen: ich habe da eine breite Palette geboten bekommen, uninteressant war es in der Hinsicht also nicht. Einige Verhandlungen, insbesondere Einsprüche gegen Strafbefehle, die dann doch noch vor der Verhandlung zurückgenommen wurden, sind immer mal wieder ausgefallen (was insbesondere dann sehr nervig war wenn es eine Verhandlung mittendrin war und ich mich jedesmal geärgert habe, warum man die nicht ans Ende des Verhandlungstages terminiert). So musste man dann auch gerne  mal 1- 1,5 Std „Pause“ mittendrin überbrücken, die ich eigentlich nicht sonderlich gut „nutzen“ konnte, außer dahingehend mir bei gutem Wetter etwas zu essen zu kaufen und ansonst halt im Raum zu sitzen und abzuwarten bis es weitergeht…wohingegen die Richter natürlich den Vorteil haben in ihr Büro nebenan gehen und noch etwas erledigen/abarbeiten zu können.

Insgesamt weiß ich nun, dass mich die Staatsanwaltschaft beruflich überhaupt nicht reizt. Sowohl die Akten, die auf dem Tisch eines StA landen, als auch der Sitzungsdienst (bei dem man sich dann tlw. sogar fragt warum es diese Akte – erschreckenderweise – überhaupt bis vor‘s Gericht geschafft hat) finde ich persönlich nicht reizvoll – aber das muss ich ja auch nicht, wir können und sollen ja eh nicht alle Staatsanwälte werden. 😉 Und so ist das Fazit nicht durchweg negativ, denn wie gesagt: Ich weiß nun immerhin, dass mich der Beruf des Staatsanwaltes (bzw. der Staatsanwältin 😉 ) überhaupt nicht reizt und das ist doch immerhin auch etwas. 😉

In diesem Sinne: bis zur nächsten Station. 🙂 Ich gehe nicht davon aus, dass die nächste Station vor Spannung aus allen Nähten platzen wird…ich gehe sogar davon aus, dass es stinkendlangweilig wird. Da ich also nunmehr keine Erwartungen habe werde ich vielleicht eines besseren belehrt ;-).

Insgesamt muss ich aber sagen – insbesondere bezugnehmend auf diesen Bericht – dass ich auch nur feststellen kann: das Referendariat bereitet m.E. wirklich nicht auf das 2. Examen vor. Ich habe nicht das Gefühl bisher großartig etwas – und darunter verstehe ich: für das schriftliche Examen verwertbares – gelernt zu haben und fühle mich so langsam aber sicher, wo die Zeit voranschreitet, etwas „unter Druck gesetzt“ (das ist jetzt  etwas übertrieben formuliert, aber ich denke ihr wisst was ich meine): in genau einem Jahr habe ich das schriftliche Examen bereits hinter mir *aaahhhh* und momentan weiß ich nicht wie das funktionieren soll, denn zum Lernen komme ich bisher nicht wirklich (ich hoffe auch, dass sich das mit der nächsten Station besser vereinbaren lässt, denn anschließend steht dann schon die letzte Station vor dem Examen – die Anwaltsstation – an).

In diesem Sinne: Euch allen noch einen schönen Tag. 🙂

Grüße,

Emily*

PS: Ich hoffe übrigens inständig, dass mein Bericht jetzt niemanden (insbesondere niemanden, der das Referendariat noch vor sich hat) total demotiviert oder entmutigt hat, nur weil mein Bericht (und auch einige zuvor immer mal wieder) nicht gerade vor Freude und Begeisterung übersprudeln. Das Referendariat ist nicht schlimm (es tut einem zumindest niemand was 😀 ) und es gibt auch genug Referendare, die den Sitzungsdienst und das Referendariat toll finden. Ich schreibe ja lediglich über meine Erlebnisse (die ja insgesamt auch nicht negativ als solche sind): mir macht es nur einfach keinen „Spaß“ und ich habe – insbesondere da ich mich so drauf gefreut habe – einfach andere, vielleicht auch zu hohe, Erwartungen und Vorstellungen von der „Praxis“ die man als Referendar erlebt (und sich m.E. nochmal gehörig von der richtigen Praxis wieder unterscheidet) und dem Refablauf gehabt. Und jede Erfahrung (egal ob positiv oder negativ) ist immerhin eine Erfahrung, die man gemacht hat und hilft mir persönlich auch dabei herauszufinden wo es mich später beruflich einmal hinziehen soll…wenn man es also etwas dreht und biegt kann man somit eigentlich sagen: ich profitiere in gewisser Weise von allem was ich erlebe. 😉

Der Artikel wurde am 26. Oktober 2012 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.