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  Ausgabe 49/2025
Sonntag, der 07.12.2025
     

 / Niedersachsen / Staatsexamen

Würde ich mich wieder so vorbereiten?

von

Da mich einige in einem früheren Beitrag gefragt haben, ob meine „Lernmethode“ erfolgreich verlief und ich später mal ein Feedback geben soll, kann ich – nach solide-bestandenem schriftlichen Examen – hiermit sagen: für mich, ja. Mein sehr ausgewogenes Lern-Freizeit-Verhältnis (man erinnere sich an meine mangelnde Motivation aufgrund des super Sommerwetters über den Büchern zu sitzen) war für mich und mein Examen genau richtig und hat gut funktioniert. Klar, die Noten hätten auch besser sein können – aber eben auch um einiges schlechter.

Rein von den schriftlichen Vorpunkten her stehe ich besser da, als so einige Kollegen, die ständig den Klausurenkurs mitgeschrieben und wirklich extrem viel gelernt und teilweise ganze Bücher für das jeweilige Rechtsgebiet gelesen haben. Mir hätte es aber z.B. nichts gebracht den Anders/Gehle oder Oberheim komplett durchzulesen oder ständig im Klausurenkurs zu sitzen…es wäre für mich einfach null effektiv gewesen und reiner „Gruppenzwang, weil man ja viele Klausuren schreiben muss“…und darum hab ich damit auch gar nicht erst angefangen. Natürlich gibt es auch bessere Leute – die gibt es aber sowieso immer. Ich will damit nur sagen: verglichen mit dem Aufwand und der Art und Weise wie ich an das 2. Examen herangegangen bin und auch wirklich aussortiert habe was ich mehr oder auch einfach gar nicht lerne, war es für mich genau richtig und ich konnte den (heißen) Sommer auch noch entsprechend genießen. Bestanden haben aus dem Umfeld fast alle Kollegen – mir ist nur von 2 Kollegen bekannt die durchgefallen sind. Das sah damals im ersten Examen doch etwas anders aus. Allerdings ist niemand mit wirklich top-Vornoten aus den schriftlichen Klausuren dabei, sondern im Feld von „gerade so  4 Punkte“ bis zu „ganz ganz knappen gerade-noch-so-erreichten 7 Punkten“ – was natürlich nicht schlecht ist (bestanden ist so oder so erstmal grandios!). Im Vergleich zum 1. Examen sehe ich die Wahrscheinlichkeit aber insgesamt als größer an, dass man das 2. Examen besteht. Die Wahrscheinlichkeit, im 2. Examen allerdings schon vom schriftlichen Schnitt her sehr ordentlich zu bestehen (d.h. auch schon im schriftlichen Teil ein Prädikat (beinahe) zu erreichen, wie ich es von doch einigen aus dem 1. Examen kenne), sehe ich allerdings im Vergleich mit dem 1. Examen als deutlich geringer an. In meinem Umfeld haben selbst diejenigen, die im 1. Examen und im Referendariat ziemlich gut waren und auch sehr früh und konstant den Klausurenkurs am Landgericht mitgeschrieben haben, größtenteils (und für ihre Verhältnisse) nur mäßig in den Examenslausuren abgeschnitten, teilweise sogar nur knapp bestanden. Einer aus dieser Riege ist leider sogar durchgefallen – was mich dann doch sehr schockiert hat, da ich niemanden kannte, der so dermaßen häufig in der Bibliothek am lernen war und wirklich konstant Klausuren geschrieben und jede Probeklausur mitgenommen hat die sich ihm anbot….und die er vor allem auch regelmäßig im 5-12 Punktebereich bestanden hatte (ich glaube, durchgefallen ist er insgesamt nur durch knapp 5 Klausuren). Das fand ich und viele Kollegen sehr verwunderlich…er selbst wahrscheinlich noch mehr. Ein Wiederholer ist leider auch durchgefallen, trotz megavielen geschriebenen Klausuren (der Ergänzungsdienst wurde umgestellt und klausurenschreiben ist jetzt teilweise sogar Pflichtprogramm). Soll heißen: die Wahrscheinlichkeit mag für viele größer sein, da sie das Klausurtraining brauchen. Aber eine Garantie, dass viele Klausuren auch zum Erfolg führen, gibt es (leider) nicht.

Es dürfte auch niemanden überraschen, wenn ich behaupte, dass das Examen für mein Empfinden zu einem gewissen Teil auch wieder ein kleines Glücksspiel ist – insbesondere was für Klausuren man erwischt, wie die Tageskondition ist und wie gut oder schlecht man mit der Stresssituation im entscheidenden Moment umgehen kann. Vor allem aber: welchen Korrektor man bekommt. Zudem habe ich das Gefühl, dass die AG-Klausurnoten (was eh schon klar war), aber vor allem auch die Noten des Klausurenkurses vom Landgericht nicht wirklich repräsentativ sind. Ich kann diesbezüglich zwar nicht für mich sprechen, da  ich den Klausurenkurs ja nicht wirklich genutzt habe. Als Fazit aus dem Kollegen-Umfeld sehe ich bei den Klausurenkurs-Vielschreibern jedoch zum Einen keinen Zusammenhang zwischen „Ergebnis schriftliche Examensklausuren“ und „Klausurenkursnoten“, aber zum Anderen auch keine Steigerung oder bessere Ergebnisse im Vergleich zu den Kollegen, die vom Klausuren schreiben weniger halten und den Klausurenkurs gar nicht oder nur sehr selten mal besucht haben. Auch hier gibt es natürlich wieder Ausnahmen und ich will auf keinen Fall jemanden dazu verleiten keine Klausuren zu schreiben. Aber um das „Mysterium Klausurenschreiben“ mal etwas zu entkräften, möchte ich mit diesem Beitrag aufzeigen, dass ich im Umfeld keinen „roten Faden“ erkenne, aus dem sich ergeben könnte, dass das Klausurenschreiben ein absolutes Muss, für jeden Referendar unverzichtbar und elementarer Bestandteil der Vorbereitung ist. Jeder lernt und geht anders an die ganze Sache heran, hat eine andere Auffassungsgabe und Lernmethode und so hat es mir auch schon zum ersten Examen nichts gebracht wöchentlich 1-2x jeweils 5 Std. Probeklausuren zu schreiben – weshalb ich damals schon darauf verzichtet habe und in dieser Zeit lieber nur Klausuren durchgelesen oder einige kleine, kurze Fälle durchgegliedert habe.

Nach meiner Erfahrung gibt es nicht wenige Kollegen, die anderen Kollegen gleiche oder sogar bessere Ergebnisse, die diese mit „weniger Aufwand“ erreicht haben, neiden. Wobei man sich hier fragen muss: woher will der eine über den anderen wissen was und wie er lernt und wie hoch dessen Aufwand war  – und vor allem, ob es für ihn so nicht viel effektiver ist. Man merkt schon, dass unter Juristen oft die folgende Denk- und Ansichtsweise herrscht: viele Klausuren schreiben, d.h. Minimum jeden Freitag zum Klausurenkurs (+ noch eine weitere Klausur/Woche) = fleißig = Examen „verdient“. Wohingegen Nicht-Klausurenkursschreiber oft mit „faul“ gleichgesetzt werden und sie in ihrem Examen dann wohl  „Glück gehabt“ haben (so wirklich von einem Kollegen über einen anderen gehört). Es mag für viele sinnvoll sein Klausuren zu schreiben (Zeitmanagement etc.). Ich halte nur nichts davon, das ganze zu verallgemeinern und zu behaupten, dass der „Fleißigste“ auch belohnt wird. Dass dem nicht unbedingt so ist, sollte doch auch schon aus dem Studium/ersten Examen klar sein. Zudem bleibt auch offen was man unter Fleiß versteht: derjenige, den man in der Bibliothek 9 Std. sitzen sieht, der aber insgesamt nur langsam vorankommt, langsam liest und von den 9 Stunden im Endeffekt 6 Std. Kaffee trinkt und Schwätzchen hält. Oder derjenige, der 4-5 Std konzentriert zuhause ein Skript durcharbeitet,  eine kleine Pause zwischendrin macht und den Rest des Tages noch Freizeitaktivitäten nachgeht – man ihn also nur mit dem Fahrrad zum Sportplatz vorbeifahren sieht. Der Eindruck kann wie gesagt oft auch täuschen. Und auch das gewisse Grundverständnis für Jura ist bei jedem anders: dem einen liegt es schon von Grund auf besser, der andere tut sich schwerer. Das ist völlig normal und hat man schon im Studium gesehen. Jura ist nunmal ein Massenfach, aber nicht unbedingt das richtige für die Masse – viele taumeln halt auch so durch und wären mit etwas anderem vielleicht besser bedient gewesen, aber diese Erkenntnis kommt manchmal vielleicht auch einfach zu spät. So unterschiedlich wie die Auffassungsgaben  und Vorkenntnisse  der Kollegen sind – so unterschiedlich mag dann auch die Examensvorbereitung aussehen und sowas wie „verdient“ oder „unverdient“ das Examen bestanden gibt es daher nicht (unverdient durchgefallen existiert dann wohl schon eher wenn sich jemand wirklich den Ar*** aufreißt, an sich gute Leistungen im Studium/Probeklausuren erzielt und irgendetwas derart schiefläuft, dass es nicht einmal zum (wenn auch nur knappen) Bestehen reicht). So oder so: ihr habt alle das 1. Examen erfolgreich gemeistert, denn sonst wärt ihr jetzt nicht im Referendariat. Von daher werdet ihr sicher auch wissen und abschätzen können, was/wie die Vorbereitung für euch am besten und effektivsten ist…der innere Schweinehund wird natürlich immer mal wieder anklopfen und es ist in gesundem Maß auch kein Drama diesem mal nachzugeben. Geht einfach euren Weg, versucht das Ganze etwas entspannter zu sehen und lasst euch vor allem nicht verrückt machen, wie es vielleicht im Studium oder zur Vorbereitung auf das 1. Examen der Fall gewesen ist. Im Referendariat werden die Karten neu gemischt: die Herangehensweise an die Klausuren und die Klausurtypen selbst sind anders, die Arbeitsbelastung – je nach Station und Ausbilder – kann immer variieren, aber: es ist alles machbar. Was am Ende im 2. Examen rauskommt wird man dann sehen, aber es ist insgesamt kein Ding der Unmöglichkeit zu bestehen. Mit einer gesunden Einstellung und einer guten Mischung aus „ich mache mehr als gar nichts, aber auch wiederum weniger als mich verrückt zu machen“ ist es denke ich sogar ganz „angenehm“ (physisch und psychisch) zu bewältigen und dabei trotzdem auch noch den Kopf frei und die Zeit zu haben, um die schönen Dinge im Leben außerhalb der „juristischen Welt“ genießen zu können. 🙂 Ich konnte an das 2. Examen kopfmäßig jedenfalls um einiges entspannter herangehen als damals an das 1. Examen, wobei mir zum Einen die Gewissheit geholfen hat, dass ich das 1. Examen schon in der Tasche habe (d.h. die langen Jahre Studium haben ihren Abschluss erhalten und das Referendariat waren „nur“ 2 (immerhin sogar bezahlte) Jahre), ich zum Anderen aber notfalls halt den Ergänzungsdienst belegen und es nochmal versuchen kann (klar möchte man das nicht, aber es ist immerhin nicht sofort alles aus und vorbei). Zudem spricht die Statistik auch von einer geringeren Durchfallquote (das hilft mir zwar auch nicht, wenn ich diejenige bin die durchfällt – aber ich fand das Gefühl einfach beruhigender, dass die Durchfallquote geringer ist als im 1. Examen und das 2. Examen daher schon vom Gefühl her für mich „machbarer“ wirkte – denn so eine richtig intensiv-lange und reine Vorbereitungszeit wie man sie für das 1. Examen hatte, die hatte aufgrund der Stationen ja niemand).

Ich wage zu behaupten, dass es auch gut hätte sein können, dass ich insgesamt durchfalle – oder umgekehrt bei anderen Korrektoren noch ein paar Punkte mehr bekommen hätte. Aus den letzten Durchgängen ist mir bei Kollegen zudem aufgefallen, dass es teilweise keinen Unterschied macht, ob man in den Klausuren einen Schnitt von z.B. 5 oder 6 Punkten hat. Die mündliche Prüfung kann das Blatt unter Umständen nochmal komplett wenden. Ich kenne nicht wenige Kollegen, die schriftlich (teilweise auch wirklich erheblich) weniger Vorpunkte hatten – durch die mündliche Prüfung (das eigene Können, ein Quäntchen Glück, aber vor allem auch eine wohlwollende Prüfungskommission vorausgesetzt) dann aber im Endergebnis eine bessere Note erzielt haben als andere Kollegen, die schriftlich um einiges besser waren (ein Kollege mit einem Schnitt von 5 Punkten schriftlich hatte am Ende dann sogar eine bessere Gesamtnote als der Kollege, der schriftlich schon 7 Punkte hatte – bei dem lief die mündl. Prüfung aber leider auch überhaupt nicht gut). Das Roulette geht also in die letzte Runde…und ich bin mal gespannt, was nun ganz am Ende bei mir als Gesamtnote herauskommen wird. Die Protokolle meiner Prüfungskommission lesen sich leider nur so mittelmäßig, aber ich werd einfach mal gucken was noch drin ist. So oder so: bald Volljuristin. 🙂

Liebe Grüße

Emily*

Der Artikel wurde am 22. März 2014 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.