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  Ausgabe 20/2025
Samstag, der 17.05.2025
     

 / Anwaltsstation / Niedersachsen

Lang lang ist’s her

von

Hallo ihr Lieben, da mich einige E-Mails erreicht haben (yeahhh, mein Blog wird tatsächlich noch gelesen 🙂 ) mit der Frage, was bei mir so los ist und dass ich doch bitte mal wieder ein Update bringen möchte: hier ist es. 🙂 Warum ich eine Weile nicht geschrieben habe lag einfach daran, dass nach wie vor nicht wirklich viel (aufregendes) passiert.

Seit Juli befinde ich mich in der Tauchphase. Und ich muss gestehen: die Zeit rast einerseits an mir vorbei, zieht sich andererseits aber auch elendig hin. Im Juli selbst war es ja nahezu unerträglich heiß, so dass das Lernen an den Badesee verlegt werden musste (das war quasi Pflichtprogramm 😉 ). Die Skripte lagen dort aber eigentlich mehr in, als außerhalb der Tasche (manch einer könnte sagen, ich sei sehr fürsorglich und wollte nicht, dass sich die Skripte einen Sonnenbrand holen 😉 ). Es war mir und vielen Kollegen einfach unmöglich, bei diesen teilweise doch extremen Temperaturen einen kühlen Kopf für Jura zu haben und ansatzweise (konzentriert) zu lernen. Es gibt natürlich immer die Hardcore-Referendare die selbst das können den Tag ohne mit der Wimper zu zucken in der Bib verbringen, aber – da bin ich ganz ehrlich – da gehöre ich nunmal nicht zu. Natürlich plagte mich einerseits das schlechte Gewissen, andererseits hat man auch gesehen, dass es den meisten Kollegen ähnlich geht. Man denkt sich dann zwar wieder „gut, das hilft mir für meine Klausuren und meinen Wissensstand an sich auch nicht weiter, wenn die Motivation bei den anderen Kollegen auch gerade auf der Strecke bleibt“, aber irgendwie kann man sich dann leichter damit anfreunden, den Tag anderweitig und in nicht-juristischer Art und Weise verbracht zu haben. 🙂 So einen Sommer bzw. solche extremen Temperaturen über eine längere Zeit gab es ja auch wirklich lange nicht mehr (und das schlimmste war: es kühlte – zumindest bei mir – auch abends in der Wohnung nicht sonderlich ab). Die extremen Temperaturen sind mittlerweile zwar vorbei, aber die Jura-Flaute herrscht bei mir leider nach wie vor. 🙁 Es ist ein ganz anderes Lernen, auch ein ganz anderes Gefühl, als ich es vor dem 1. Examen hatte. Irgendwie ist der Druck in gewisser Weise zwar da, weil man weiß „der Examenstermin steht und er stand seit Refbeginn ohne die Option ihn zu verschieben“, andererseits hat man aber auch weniger Druck als vor dem 1. Examen…ich kann es schlecht beschreiben. Während vor dem 1. Examen der Gedanke war „die Welt geht unter wenn ich das vermassel, weil dann das ganze Studium umsonst war“ herrscht jetzt mehr ein „immerhin hab ich den Studienabschluss, darauf habe ich länger hingearbeitet….klar wäre es schön, wenn das 2. Examen direkt zufriedenstellend klappt, aber die Vorbereitungszeit ist einerseits recht kurz und andererseits kommen wohl eh freakige Sachen dran auf die man sich kaum vorbereiten kann, außer solides Grundlagenwissen zu haben.“ Der Klausurenschnitt liegt im 2. Examen ja regelmäßig bei 5,x Punkten…und dass das – wenn überhaupt – mehr bei mir wird, schließe ich zum jetzigen Standpunkt mit so ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit aus. Gedanklich spiele ich da gerade wirklich „4 gewinnt“. 😉

Meine tägliche Laune schwankt auch von „das wird total in die Hose gehen“ über „ein bisschen was weißt du immerhin – zum Bestehen reicht es hoffentlich und notfalls schreibst du dann den Verbesserungsversuch“ (mit dem Gedanken [Verbesserungsversuch] habe ich mich schon sehr gut angefreundet). Naja, mal sehen. Irgendwie läuft es also nicht so richtig rund. In den letzten Tagen hatte ich auch noch viele andere Baustellen im Kopf, die mich auch nicht motiviert, sondern vielmehr noch mehr demotiviert und richtig blockiert haben. Die Baustellen habe ich nun größtenteils abgearbeitet und ich hoffe, ich erleb jetzt nochmal so eine richtig Phase des §§-Aufschwungs. 😀 Ich kann auch gar nicht erklären woran es genau liegt. Es herrscht momentan einfach ein extremes Desinteresse an Jura und totale Unlust mit einer „mir-doch-egal“-Haltung (ja, ich weiß…ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt 😀 ).

Ansonsten ist die Anwalts-AG mittlerweile auch vorbei und es gab vor kurzem Zeugnisse. Also wenn wir alle den Leistungsstand haben, der uns in den AG-Zeugnissen teilweise bescheinigt wird, dann würd ich sagen: korrigiert die Statistiken – mein Durchgang wird 95% Prädikatsquote erreichen. Hahaha, also ernsthaft…wir hatten das zwar schonmal, aber diese AG-Zeugnisse: ich verstehe den Sinn dahinter immer noch nicht. Die Klausuren werden teilweise dermaßen großzügig korrigiert (und tlw auch wirklich weil der AG-Leiter selbst keine Ahnung hat, stur nach Lösungsskizze vorgeht und bei jeder Abweichung nicht überlegt „ist der Gedanke klug oder dumm“ sondern ihn daher einfach komplett ignoriert). Den Referendaren wird letzten Endes der Eindruck vermittelt, sie würden es ja im Grunde doch irgendwie schon recht passabel können, im Examen sehen sie dann aber (siehe Statistik), dass das ja scheinbar doch nicht sooooo sehr der Fall ist wie einem in der AG bescheinigt wurde. Man sollte m.E. direkt einen realistischeren Maßstab ansetzen, denn zum einen sind die AG-Zeugnisse oft nur als alternatives Klopapier zu gebrauchen, aber dann taugen sie immerhin insofern etwas, wenn man realistische Klausurbewertungen erhalten hat und in etwa abschätzen kann wo man steht und beim Popo abwischen nochmal einen Blick drauf wirft. Denn es bringt doch wirklich niemandem was, in den AG-Klausuren mit einem „gut“ oder „sehr gut“ bewertet zu werden und im Klausurenkurs regelmäßig mit 1-4 Pkt nach Hause zu gehen und somit eigentlich gar nicht zu wissen, wo man denn nun eigentlich steht (so einem Kollegen passiert: einerseits kann er es scheinbar ja total gut (AG-Klausuren immer im zweistelligen Bereich in fast allen AG während des Refs), andererseits gerade so bis gar nicht (Klausurenkurs: immer durchgefallen bis knapp bestanden)). Aber gut…über die Qualität des Ref-Ablaufs habe ich ja schonmal meinen Frust abgelassen. Das soll hier nicht wieder hochkochen. Immerhin ist die AG-Zeit für mich nun endgültig vorbei *juhuuu* und daher herrscht zumindest ein Grund zur Freude (es sei denn ich falle durch das Examen und muss zum Ergänzungsdienst; daran will ich aber gerade nicht denken). Dieses Gefühl, wieder in die Schulzeit zurückversetzt zu werden mit Anwesenheitspflicht und mündlicher Note etc.: es hat mir nicht geschadet, aber es hat mir auch überhaupt nicht geholfen und ich fand es schon sehr nervig, dass man Referendaren – die ja allesamt Mitte/Ende 20 – Mitte/Ende 30 sind – nicht selbst die Entscheidung überlassen kann, ob sie ihre Zeit sinnvollerweise in der AG oder anderweitig verbringen wollen (das anderweitig hätte oftmals nämlich mehr Sinn gemacht). Das einzig gute an den AG: ich habe nette Kollegen kennengelernt und wöchentlich Kontakt und Kaffeetrinken mit anderen Leuten aus dem Ref-Durchgang gehabt. 🙂

Achso, zwei Crashkurse zum 2. Examen habe ich zwischenzeitlich auch belegt (jeweils ein volles Wochenende). Ob sie sooo viel gebracht haben und nun wirklich notwendig waren: hmm, schwierig zu beurteilen. Es waren halt Wochenend-Crashkurse, wie sie viele ja auch schon vom 1. Examen kennen. Dadurch, dass ich für das 2. Examen kein wöchentliches kommerzielles Rep besucht habe, wollte ich zumindest anhand eines Crashkurses sehen, was dort als „den Wissensstand müsst ihr haben“ vermittelt wird (man hat ja sonst wirklich nur die AG oder eigenhändig organisiert irgendwelche Lehrbücher/Skripte als Leitwert um herauszufinden, was im Examen wirklich verlangt wird). Also ich fand es okay: ich kam nicht mit dem Gefühl raus „juhuu, du kannst alles“, aber halt auch nicht mit dem Gefühl „davon hast du ja NOCH NIE etwas gehört.“ Dass, was ich an Erwartungen für das 2. Examen hatte wurde dort eigentlich insofern auch bestätigt…jetzt heißt es „nur“ noch, dass auch zu irgendwie (umsetzen) zu können. 😀

Ansonsten schweife ich gedanklich manchmal schon an meine Wahlstation ab. Einen internationalen Führerschein habe ich mir jetzt vorsichtshalber auch besorgt. Aus Erfahrungsberichten ließ sich zwar entnehmen, dass der deutsche Führerschein „wohl reicht und oft akzeptiert wird“, aber da ich sowieso noch ein biometrisches Passbild zuhause liegen hatte und – wie wir sicher alle wissen – dies nicht gerade die schönsten Bilder sind die man seinem Freund für das Portemonnaie geben würde 😀 habe ich letztens gedacht: „ich besorg mir den vorsichtshalber einfach mal; sicher ist sicher.“ Es ging auch ratzfatz. Ich musste nur knapp 10 Min bei der Führerscheinstelle warten, habe dann meinen Perso/Führerschein vorgezeigt, das Passbild abgegeben, 16 Euro bezahlt und war nach knapp 15 Min mit dem internationalen Führerschein wieder draußen.

Jetzt fehlt mir nur noch eine Auslandskrankenversicherung. Die wollte ich in den kommenden Wochen online abschließen. Das Visum ist gerade in Bearbeitung. Der Flug und Unterkunft ja längst gebucht. Also von daher: von mir aus kann es wirklich losgehen…wenn nur dieses verflixte Examen vorher nicht wäre. 😉

So, ich hoffe mein kleines Update hat den ein oder anderen beruhigt – das Juramonster hat mich nicht gefressen; ich bin putz und munter nur zeitweise etwas up and down. 😉

Emily*

PS: Die Zahlung der erhöhten Bezüge (inkl. der Nachzahlung) ist nun übrigens auch pünktlich mit der August-Auszahlung erfolgt. Mein Konto ist fast geplatzt vor Freude. 😀 Wenn auch nur kurzzeitig, denn es ging direkt wieder etwas für juristische Literatur (Ergänzungslieferung/Kommentare) weg. 🙁 Freude und Trauer lagen noch nie so nah beieinander. 😉

Der Artikel wurde am 29. August 2013 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.