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  Ausgabe 18/2025
Mittwoch, der 30.04.2025
     

 / Anwaltsstation / Niedersachsen

„Der Rechtsanwalt ist hochverehrlich, obwohl die Kosten oft beschwerlich.“ (Wilhelm Busch)

von

Die Anwaltsstation läuft auf Hochtouren. Bei der Kanzlei macht es mir Spaß und auch die Arbeitsgemeinschaft ist soweit okay: der AG-Leiter ist nett und gut organisiert. Die Einführungsphase war auch interessant gestaltet, aber seit wir jetzt im „normalen“ Trott sind zieht sich die Arbeitsgemeinschaft teilweise sehr sehr seeeeeehr in die Länge und ist oftmals auch die reinste Zeitverschwendung, wenn man es einmal vom Zeit-Nutzen-Faktor aus betrachtet.

Stellenweise wiederholt es sich komplett oder es werden Themen behandelt, die zwar mal ganz nett zu hören sind, aber man sich oft denkt „ich könnte die Zeit gerade sinnvoller nutzen.“ Denn was interessiert mich jetzt schon irgendwelche spezielle Software für eine ggf. zukünftige Selbständigkeit oder wie ich im Detail dann mein Aktenablagesystem gestalte und ob ich den Ordner nun am Rand oder mittig auf der Vorderseite beschrifte…um dann am Ende zu der Erkenntnis zu gelangen „man kann es machen wie es will und jeder macht es anders.“ Mit solchen Sachen wird dann teilweise die AG-Einheit à 3 Stunden geführt.

Vom momentanen Stand der Dinge aus betrachtet ist die größte Sorge der Referendare wohl aber eher, dass man das 2. Examen auch passabel über die Bühne bringt und dass ich (mehr oder weniger gut) vorbereitet in die Klausuren gehen kann anstatt mir gedanklich schon mein Bürozimmer einzurichten und mir zu überlegen wie teuer mein Schreibtisch werden darf und wieviel ich insgesamt für die Büroausstattung einplanen sollte. Aber gut…

Was das inhaltliche der Arbeitsgemeinschaft angeht: so sind halt nunmal auch die Vorgaben an die AG-Leiter. Die AG-Leiter haben ja auch nur wenig Spielraum bei dem was sie uns thematisch erzählen sollen. Aber der Gedanke „hättest du heute Urlaub genommen“ kommt bei mir und den Kollegen immer öfter auf…und wird teilweise auch umgesetzt. 😀 In einer parallel stattfindenden AG ist es aber um ein vielfaches schlimmer: da müssen die Referendare quasi die ganze Unterrichtseinheit alleine schmeißen und der AG-Leiter macht so gut wie gar nichts, außer ein paar Anekdoten aus seinem Leben zu erzählen…da bin ich immerhin froh, dass ich mich berieseln lassen kann.

Die erste AG-Klausur steht auch schon in den Startlöchern und mein Empfinden ist bisher, dass man für die Anwaltsklausuren eigentlich nicht wirklich lernen kann. Ich wage – vom momentanen Standpunkt aus – sogar zu behaupten, dass man sich auf die Anwaltsklausuren – im Vergleich zu den anderen Klausurtypen – eigentlich gar nicht so richtig vorbereiten kann (ich meine nachfolgend nur die „normale“ Anwaltsklausur (Schriftsatz ans Gericht/Schreiben an Mandanten) und nicht die Kautelarklausur (die haben wir nämlich noch nicht behandelt, so dass ich dazu auch noch nichts sagen kann))…ich kann mich natürlich auch täuschen. Aber ich habe bisher jedenfalls nur ein grobes Schema im Kopf, dass da – ähnlich wie schon aus der Relation bekannt – lautet: Schlüssigkeit, Erheblichkeit, Beweisprognosestation, Zweckmäßigkeitserwägungen (darin halt ggf. Sachen wie PKH, Vollmacht etc). Ansonsten ist die Darstellung einem im Großen und Ganzen ja eh selbst überlassen, so dass man durchaus kreativ sein kann – zumindest kreativer als bei dem Entwurf einer behördlichen Entscheidung oder einem Zivilurteil, denn diese sind einfach per se an bestimmte Vorgaben (förmlich und stilistisch) gebunden.

Auch aus dem Kaiserskript zur Anwaltsklausur, das ich (zwar erst, aber immerhin doch schon :-D) zur Hälfte durchgearbeitet habe, kann ich nicht großartig mehr Informationen für die Anwaltsklausur entnehmen. Für die ersten 3 „Stationen“ (Schlüssigkeit/Erheblichkeit/Beweisprognosestation) kann ich m.E. nicht viel lernen, denn da kommt es auf den konkreten Fall drauf an. Ob ich also die (richtige) Anspruchsgrundlage prüfe, alle vorgetragenen Einwendungen/Einreden sehe und auch darauf eingehe und ich im Rahmen der Beweisprognosestation nichts übersehe und die Beweislast (steht ja aber bei der jeweiligen Vorschriften notfalls hinten im Palandt immer drin 😉 ) richtig zuordne kann ich allerhöchstens dadurch üben, dass ich viele verschiedene Klausursachverhalte sehe und/oder das materielle Recht nochmal tiefergehend wiederhole. Richtig „lernen“ und ins Gedächtnis einprägen kann ich mir daher eigentlich nur die Dinge, die ich im Rahmen der Zweckmäßigkeit ansprechen kann, um sicherzugehen, dass ich dort nichts Elementares vergesse. Auch da kommt es aber natürlich wieder auf den konkreten Fall drauf an, um zu sehen was sinnigerweise überhaupt anzusprechen ist. Hier könnte es also allenfalls hilfreich sein sich im Hinterkopf abzuspeichern, was für Punkte dort überhaupt auftauchen könnten. Aber wie gesagt: ich habe das Gefühl, dass das nicht wirklich viel ist was es dort abzuspeichern gibt.

Das klingt jetzt gerade, als wenn ich die Anwaltsklausur total einfach finden würde und sie mies mache: aber das Gegenteil ist der Fall. Ich freue mich eher, dass – scheinbar – nichts großartig neues in dieser letzten Station mehr drankommt, jedenfalls nichts, das man sich fast einprügeln muss. Es reicht ja mittlerweile auch wirklich mal was die Stoffmenge und stilistisch unterschiedlichen Klausurtypen angeht. Ich sage ja auch nicht, dass ich an alle wichtigen Sachen denke(n werde) und es auch insgesamt so darstellen kann, aber so vom bisherigen Eindruck kann ich nun auch mal anfangen mir wieder einen grundlegenden Überblick über alle Klausurtypen zu verschaffen, da in der Anwaltsklausur wohl nichts wirklich neues mehr vorkommt was man wirklich intensiv lernen muss. Das freut mich natürlich sehr, da ich – wie in meinem vorherigen Beitrag angemerkt – bis zum Tauchen eh nicht großartig zum Lernen komme (und ich habe die vorherigen Stationen ja teilweise nichtmal (richtig) aufgearbeitet bzw. erarbeitet): von daher hätte mich eine Fülle an neu einzuprägenden Sachen jetzt wirklich erschlagen.

Ich denke mir daher aber gerade auch: ob ich die Anwaltsklausur nun heute, in 2 Wochen oder in ein paar Monaten schreibe: Mehr wissen werde ich da wohl eh nicht. Entweder ich komme mit dem Klausursachverhalt klar, weiß was ich materiell-rechtlich prüfen soll und übersehe auch keine wichtigen Dinge…oder eben nicht. 😉 Also mal sehen, ob ich von der Klausur überrascht werde und denke „ok, das musst du nochmal grundlegend anders angehen, weil du es doch völlig unterschätzt hast was den Lernaufwand dafür angeht.“ 😀

Einige Bekannte aus Studienzeiten, die eher ins Referendariat eingestiegen sind, schreiben aktuell oder demnächst das 2. Examen und/oder haben vor kurzem mündliche Prüfung gehabt und ich muss sagen: ich empfinde grenzenlosen Neid! 😀 Diesen verdammten Abschluss…ich möchte ihn auch endlich haben und sagen können „Weiter-/Fortbildungen: schön und gut, kann man das ganze Leben lang machen und ist auch sinnvoll, aber das war es jetzt auch mit dem „richtigen“ ausgebildet werden, denn jetzt bin ich Volljuristin und was jetzt kommt sind nur noch immer mal wieder kleine Schmankerl, aber nicht mehr mein Fahrschein um überhaupt ins Berufsleben einzusteigen.“

Das wirft bei mir aber auch die Frage auf: Wo zieht es euch später hin? Anwaltsberuf? Reizt euch die Selbständigkeit oder möchtet ihr lieber in eine bestehende Kanzlei hinein? Oder ist die Justiz euer Ziel? Oder gar die Arbeit in einem Unternehmen euer Traum? Habt ihr schon ein bestimmtes Gebiet für euch herausgearbeitet in dem ihr tätig sein wollt (also z.B. konkreter als „Zivilrecht“) oder seid ihr da noch ungebunden?

Die meisten aus meiner AG haben noch keine konkrete Vorstellung, als was/wo sie später arbeiten möchten…klar hört man mal „Justiz wäre schön“ oder „bei meinem Anwalt gefällt es mir und ich könnte mir vorstellen, dort auch nach dem Examen zu arbeiten“ (sofern denn auch von Kanzleiseite aus Bedarf besteht und es finanziell überhaupt möglich ist). Sehr viele Referendare (mich eingeschlossen) haben momentan eher die Einstellung: „erst einmal das 2. Examen abwarten“, denn damit können sich ja ggf neue Türen öffnen oder aber bisher angestrebte auch verschlossen bleiben. Ich finde es schon sinnvoll, sich grob zu überlegen was seinen Interessen/Fähigkeiten und Neigungen entspricht, aber ich halte es für verfehlt sich jetzt schon auf einen bestimmten Zweig zu versteifen und nur darauf festzulegen, denn dann könnte die Enttäuschung später umso größer sein…und wenn wir eines im Referendariat – dank der sich ständig wechselnden Stationen – gelernt haben: Flexibilität ist das A und O. 😉

Was ich fast vergessen hätte und vielleicht für den ein oder anderen Referendar noch ganz interessant ist: Seit Januar gibt es ja keine Lohnsteuerkarte aus Papier mehr und die ganze Abwicklung verläuft nunmehr elektronisch (und sollte wohl eigentlich schon 2012 eingeführt werden, aber hat sich dann doch nochmal um ein Jahr verzögert). Nun gut, wir haben 2013 und nun war es also soweit: Papier adé, Technik olé. Wir wurden ausdrücklich darauf hingewiesen, unsere erste Abrechnung auch genau zu überprüfen, da es passieren könne, dass technisch alles noch nicht so einwandfrei läuft und sich Fehler einschleichen….und siehe da: gleich 3 mir bekannte Referendare hat es erwischt. Sie haben sich zunächst über mehr Geld gefreut, stellten dann aber fest dass dies der Fall war, da sie plötzlich keine Kirchensteuer mehr zahlen mussten (und aus der Kirche ausgetreten sind sie nicht). Mit anderen Worten: Das Finanzamt hat sie exkommuniziert 😀 Warum, wieso: einfach ein technischer Fehler. Die Kirchensteuer später dann aber nachzuzahlen: darauf hat man ja auch keine Lust – es soll ja schon alles seine Richtigkeit haben. Mit einem Anruf beim Finanzamt hat sich das ganze dann auch (bei dem einen schnell bei dem anderen weniger schnell) klären und korrigieren lassen.

Ansonsten habe ich eine Bewerbung für die Wahlstation abgeschickt und bin schon gespannt, was daraus wird. Die Bewerbungsfrist läuft Ende dieses Monats ab, so dass ich davon ausgehe, dass ich Anfang nächsten Monats eine Antwort haben werde ob sie mich nehmen und wenn ja: wo es dann hingehen wird. Mich zieht es für die Wahlstation ja etwas in exotische Bereiche…ich möchte neben der juristischen Arbeit einfach nochmal etwas Neues sehen und erleben, denn wer weiß ob man nach dem Referendariat noch einmal die Gelegenheit haben wird, einfach mal für 3-4 Monate ins Ausland zu gehen.  Mal sehen ob es klappt. 🙂 Innerhalb meiner AG bin ich mit der Planung der Wahlstation relativ spät dran. Die meisten Kollegen haben ihre Wahlstation schon seit der Verwaltungsstation unter Dach und Fach. Da die Bewerbungsfrist für die von mir favorisierte Stelle aber sowieso abgewartet wird, hätte ich mit einer früheren Bewerbung auch nicht eher gewusst woran ich bin. Dass einem für die Wahlstation nunmehr alle Bereiche offen stehen, zeigt sich auch direkt in der Vielfältigkeit der gewählten Ausbildungsstellen für diese letzte Station: Justiz, Unternehmen, Behörde, Kanzlei…ob im In- oder Ausland: alles ist vertreten…und ich bin gespannt, wo es mich hinverschlagen wird. 🙂

Euch noch eine schöne Woche. 🙂

Emily*

Der Artikel wurde am 14. März 2013 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.