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  Ausgabe 35/2025
Mittwoch, der 27.08.2025
     

 / Nach dem Referendariat / Niedersachsen

3…2…1…das 2. Examen ist endlich meins!

von

Es ist geschafft! Ich kann freudig verkünden, dass ich mittlerweile die Bezeichnung Assessor juris – oder halt Volljurist – führe und den Endspurt somit erfolgreich gemeistert habe. 🙂 Die insgesamt mehrjährige juristische Ausbildung hat nun seinen krönenden Abschluss gefunden und ich stehe mit 2. Examina da. Wahnsinn! Ob bzw. was es mir auf dem weiteren Lebensweg bringen und wohin es mich verschlagen wird bleibt abzuwarten. Ich werde demnächst mit einer Promotion beginnen, d.h. aus Volljuristin Emily wird in mehr oder weniger absehbarer Zeit und wenn alles so läuft wie geplant: Dr. Volljuristin Emily – der „richtige“ Arbeitsmarkt muss also noch etwas auf mich warten. 😀

Aber ich kann euch sagen: es ist ein herrliches Gefühl endlich „fertig“ zu sein und diese Last, die einem von den Schultern fällt, ist unbeschreiblich. Schon morgens aufzuwachen und nicht einmal einen einzigen Gedanken daran verschwenden zu müssen, ob/dass man doch eigentlich lernen müsste: phänomenal. Das „Dauerlernen“ – ob bewusst oder unbewusst und mal mehr oder weniger – hat einen ja nun doch die ganze letzten Jahre permanent begleitet. Denn sobald man etwas abgeschlossen hatte, war es nur eine kleine Stufe auf einer langen Treppe: erst die Zwischenprüfung um weiter studieren zu dürfen, dann das Hauptstudium um zum Examen zugelassen zu werden, das 1. Examen, der Start ins Referendariat mit den ganzen Stationen und zum Abschluss das 2. Examen. Aber bei aller Freude blicke ich nochmal einen Schritt zurück: wie lief denn der Endspurt ab?

Die mündliche Prüfung

Die mündliche Prüfung verlief leider nicht ganz so wie erwünscht, aber auch nicht richtig schlecht. Wirklich für lernen konnte man nicht, da sehr viele praktische Sachen abgefragt wurden, bei denen man auch einfach sagen muss: entweder hatte man Glück und hat es während des Referendariats bei seinem Ausbilder mitbekommen UND sich bis dato gemerkt…oder eben nicht.

Die Protokolle halfen in unserem Termin gar nicht. Der eine Prüfer sollte an sich zwar relativ protokollfest sein – scheinbar hat er aber bei uns angefangen das mal zu ändern. :-/ So schleppten wir uns z.B. durch Fragen, was für eine Ausbildung der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle hat und was er alles machen darf, wie man bei der Staatsanwaltschaft im Verzeichnis ein Aktenzeichen anlegt, nach welchen Kriterien dies gespeichert wird oder was der Richter in der Güteverhandlung als erstes fragen wird, bis hin zu: formulieren Sie einen Beweisantrag für ein selbständiges Beweisverfahren. Teilweise fand ich es schon etwas nervig. Natürlich soll die Praxis abgeprüft werden – aber wer nun z.B. keine Dezernatsarbeit gemacht hat, konnte einige Fragen schlichtweg nicht beantworten und musste rumraten, weil es oftmals nun auch nichts war was man sich vorher mal so eben durchlesen und für die mündliche Prüfung hätte lernen können. Ich hätte – wäre ich in einer Station nicht zufällig damit in Berührung gekommen – sonst jedenfalls nicht auswendig gewusst, dass im Handelsregister nur der Name und das Geburtsdatum des Geschäftsführers – nicht aber dessen Adresse – eingetragen wird. Das war reiner Zufall und Glück!

Aber das man immer auch ein gewisses Quäntchen Glück braucht wissen wir aus der juristischen Ausbildung ja nicht erst seit gestern. Teilweise habe ich mich aber schon gefragt, was dies oder jenes nun über meine juristischen Fähigkeiten aussagen und wie man das ganze in eine Note fassen soll. Das Quäntchen Glück hatte ich dann leider nicht im Aktenvortrag, bei dem ich mich sehr verzettelt habe, so dass er etwas danebenging. Wer rechnet aber im Aktenvortrag auch schon mit einer Petition und Dienstaufsichtsbeschwerde!?!?! Also ich jedenfalls nicht. Ich bin eher von einer Anfechtungsklage, Widerspruch, § 80 V-er Antrag o.ä. ausgegangen. Thematisch also schonmal vom Grundgerüst her für mich ein Griff ins Klo.

Zudem fand ich, dass der Aktenvortrag im Examen vom Umfang her nochmal leicht über denen lag, die wir in der AG behandelt haben (die ja aber auch original Examensaktenvorträge, allerdings von vor einigen Jahren, waren). Ich hatte schon den Eindruck, dass der Umfang hier zugenommen hat. Letztlich bekam ich (zeitlich und thematisch) keine richtige Gliederung in meine Lösung rein und es wurde mehr ein „erzählste einfach mal drauf los – ohne jegliche Struktur!“. 😀

Da der Aktenvortrag mit 12% auch mehr bzw. fast das doppelte zählt wie jedes der 4 weiteren Einzelgespräche (jedes Einzelgespräch zählt 7% (= 28%) + die 12 % Aktenvortrag macht somit insgesamt 40%) war die Note dann am Ende auch gerechtfertigt und ich wurde als Endergebnis mit einem soliden befriedigend auf den Arbeitsmarkt losgelassen. 🙂 Klar, es hätte auch besser sein können (nach oben ist auf der Punkteskala ja immer sehr viel Luft). Man darf aber nicht vergessen: es hätte auch deutlich schlechter laufen können (vor allem bei meiner Vorbereitung 😀 ).

Was ich so bei anderen Prüfungsgruppen erlebt habe: da habe ich es mit meiner Gruppe (sowohl Mitprüflinge, als auch Prüfer) dann doch recht gut getroffen, denn auch da kann man wirklich Pech haben. Ich bin jedenfalls zufrieden und optimistisch, dass ich meinen Weg gehen werde. 🙂 Ob ich einen Verbesserungsversuch anstrebe – frei nach dem Motto „wer nicht wagt der nicht gewinnt und zu verlieren hast du nichts – außer das Geld für den Verbesserungsversuch“ 😀 weiß ich ehrlich gesagt noch nicht und wird sich denke ich in den kommenden Wochen zeigen. Zeitlich wäre es wohl drin, da ich eine halbe Stelle als wiss. Mitarbeiterin habe.

Von der Organisation ist es daher machbarer, als wenn ich (schon) Vollzeit irgendwo arbeiten würde. Aber vielleicht lohnt es sich auch mehr, die Energie und Zeit in die Diss zu stecken, damit diese schneller fertig wird. Die ganzen Vor- und Nachteile muss ich noch einmal gehörig abwägen (vielleicht hat von euch auch noch jemand Gedankenanstöße hierzu?) und vor allem muss ich mich auch ernsthaft fragen, ob ich mich – da ich jetzt ja auch schon zufrieden bin – überhaupt nochmal motivieren kann. Das Schreiben der Examensklausuren fand ich zwar nicht schlimm, weil die Atmosphäre an meinem Kursort sehr gut war. Aber wenn ich schon gedanklich überhaupt nicht davon überzeugt bin es wirklich auch zu wollen, dann brauche ich dem Prüfungsamt auch keine 400 € (so viel kostet der Verbesserungsversuch) in den Rachen schmeißen und sollte davon vielleicht lieber in den Urlaub fahren. 🙂 Aber das wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Ich muss das ganze erstmal sacken lassen und gucken wie die Promotion anläuft. Man hat in Niedersachsen nach bestandenem Examen 3 Monate (Bedenk-)Zeit um sich für den Verbesserungsversuch anzumelden.

Euch allen drücke ich die Daumen und wünsche euch ganz ganz viel Erfolg. Wenn ihr es bis zur mündlichen Prüfung geschafft habt ist das schon eine grandiose Leistung auf die ihr Stolz sein könnt. Weit ist es dann nicht mehr bis zum Volljuristendasein – und das solltet ihr nach all den Jahren Fleiß dann auch feiern und genießen.

Jetzt stehe ich da mit 2. Examina – und nun?

Was die Berufsaussichten angeht, wollte ich auch noch kurz anmerken (und vielleicht macht es dem ein oder anderen ja Mut), dass aus meinem Kollegenumfeld sehr viele – auch mit „ausreichenden“ Examina – nahtlos einen Job gefunden. Dabei fangen auffallend viele dort an, wo sie ihre Anwalts- und/oder Wahlstation absolviert haben. Engagement kann sich hier also durchaus auszahlen. Von daher: nur Mut!

Insgesamt ist es recht witzig zu sehen, wie aus den Referendarskollegen – mit denen man vor kurzem noch zusammen in der AG saß – nun Volljuristenkollegen geworden sind die ihre Anwaltszulassung beantragen und jeder seinen Weg geht. Ich hoffe, dass man mit dem ein oder anderen in Kontakt bleibt und natürlich hoffe ich, dass jeder auf beruflicher Ebene etwas findet mit dem er zufrieden ist.

Vielen Dank und auf Wiedersehen

Für mich ist an dieser Stelle somit nun Schluss und das letzte Kapitel bzw. der letzte Refblog-Beitrag ist geschrieben. Ich bedanke mich recht herzlich für das Lesen meines Refblogs und die Begleitung in diesen 2 – mal mehr und mal weniger – turbulenten Jahren des Referendariats. Vielen Dank auch für die Kommentare und E-Mails. Ich bin mir nicht sicher, ob es Sinn macht auch weiterhin zu posten was ich so mache, da ich glaube, dass es aus dem kommenden Alltag nicht viel zu berichten geben wird was für andere lesenswert sein könnte. Sollte ich aber just-for-fun den Verbesserungsversuch schreiben, werde ich mich natürlich nochmal melden und euch davon berichten. 🙂

Alles Liebe und ganz viel Erfolg. Der Weg ist steinig…aber geht ihn ruhig immer weiter und beißt euch durch, denn wenn es geschafft ist schwebt man auf Wolke 7. Ihr schafft das auch!!!

Eure Emily*

Der Artikel wurde am 27. März 2014 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.