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  Ausgabe 20/2025
Mittwoch, der 14.05.2025
     

 / Hessen / Staatsexamen

Schriftliches Examen

von

Lang, lang ist es her, dass ich mich hier zu Wort gemeldet habe – aber entgegen vermeintlicher Befürchtungen kann ich mitteilen, dass ich das Examen, bzw. den schriftlichen Teil, zum Glück doch überlebt habe… 😉

… es ist deshalb an der Zeit, das ein oder andere vielleicht (oder besser hoffentlich) Interessante aus den vergangenen Wochen zu berichten. Aber der Reihe nach …

Räumlichkeiten und das Drumherum

Viele Worte möchte ich zum Examen selbst gar nicht verlieren – denn zu den gestellten Prüfungsaufgaben gibt es genug Foren und Diskussionen.  Zufrieden und glücklich ist man nach Prüfungen wahrscheinlich sowieso höchst selten. Um so weniger, aufgrund der noch vorherrschenden Ungewissheit des Ausgangs derselben.

Ich möchte aber sagen, dass ich doch ganz froh bin, dass ich in Hessen Examen geschrieben habe, denn nachdem, was ich jetzt von Kollegen anderer Bundesländer gehört habe, war das Drumherum hier doch recht angenehm:

Wie ich bereits in einem meiner früheren Beiträge erzählt hatte, konnten wir im Vorfeld auf einem Bogen unsere Wunschstädte für die Anfertigung der Examensklausuren angeben. Soweit ich das beurteilen kann, ist dieser Wunsch bei allen Kollegen um mich herum auch erfüllt worden. Als wir am ersten Tag dann vor dem entsprechenden Raum standen, konnten wir dem Übersichtsplan entnehmen, welche Platznummer und damit welcher Tisch uns zugeteilt war. Diesen Platz durften wir dann glücklicherweise komplett für uns vereinnahmen – weil er uns bis zur letzten Klausur „gehörte“. Wir konnten also alle unsere Sachen – sämtliche Gesetze und Kommentare, Schreibblöcke, Stifte, Marker und was man sonst noch so braucht – dort lagern und mussten sie nicht täglich hin und her schleppen. Auch, wenn die Koffer nicht im Raum bleiben durften, so konnten wir diese dennoch im gesamten Zeitraum in einer Ecke des Flures vor dem Raum deponieren.
Die Tische waren ausreichend groß, sodass alle Bücher Platz fanden und auch mehrere Kommentare gleichzeitig aufgeschlagen genutzt werden konnten. Das war (zumindest bei mir) im ersten Examen ganz anders, da passte nämlich neben dem Klausurblock und einem Gesetzestext so gut wie nichts mehr auf die Tischplatte und aller Rest musste unter dem Tisch gestapelt werden. Von Kollegen in anderen Bundesländern wurde mir erzählt, dass dort jeden Morgen die Tische neu verlost wurden und deshalb immer alle Utensilien wieder mit nach Hause genommen werden mussten. Ich muss zugeben, dass ich schon froh war, dass wir feste Plätze hatten und ab dem zweiten Morgen auch immer erst 15 Minuten vor Prüfungsbeginn da sein mussten, da jeder wusste, wo er hin musste. Das Herrichten des Arbeitsplatzes war damit schnell erledigt und wir haben immer pünktlichst anfangen können mit der Bearbeitung.

Während der Prüfungsphase …

Bereits nach den ersten Tagen wusste ich – egal, wie viel Zeit noch gewesen wäre, die meisten der als Klausuraufhänger genutzten Themen hätte ich nie gezielt gelernt und Spekulationen dazu, was einem in der nächsten Klausur erwartet, entsprachen einem Fass ohne Boden… da also wissenstechnisch meiner Meinung nach an den Prüfungsnachmittagen sowieso nichts mehr zu retten war, haben mich im Anschluss an die Klausuren in diesen Tagen hauptsächlich drei Dinge beschäftigt:

Verpflegung

Meine „beste Freundin“ an diesen 8 Tagen war – ihr werdet lachen – meine kurz zuvor erworbene neue Brotdose! In meiner Lieblingsfarbe und insbesondere mit zwei tollen Trenneinsätzen, sodass sich drei separat befüllbare Fächer ergeben. Jeden Abend habe ich mir dann ein tolles Nahrungspaket zusammengestellt mit belegten Broten, geschnittenem Obst und/oder Gemüse, sowie Schokolade, Müsliriegeln, Traubenzucker… Bei den teilweise unverschämt vielen Textseiten der Aufgaben, habe ich dann immer erstmal schön während des Lesens gefrühstückt und mich für die kommenden Stunden eingestimmt. Mittags, wenn die Laune – in Anbetracht der dahin rennenden Zeit und der noch viel zu vielen abzuarbeitenden Arbeitsschritte – immer mehr in den Keller wanderte und die Konzentration nachließ, hat mich dann die Schokoladenration wenigstens nochmal etwas motiviert und über die verbleibende Zeit gerettet.

Bewegung und frische Luft

Während der schriftlichen Prüfungen saßen wir in einem Kellerraum, sodass das Wetter eigentlich nicht von Belang war, für den Rest des Tages war ich aber doch froh, dass das Wetter überwiegend ganz gut  war, denn nach meiner Heimkehr war ich meistens doch weniger gut gelaunt bis ziemlich frustriert und bin deshalb immer als erstes eine ordentliche Runde Radfahren gewesen, um mich etwas abzureagieren, frische Luft und frischen Wind zu genießen und noch etwas Tageslicht zu tanken. Abzureagieren trifft es für manche Tage tatsächlich ziemlich gut – ich habe mich dann allein durch die Felder und Wälder bewegt und ab und an auch mal so richtig schön vor mich hin geflucht… 😉 Danach war die Laune dann meistens deutlich besser und ich auch körperlich etwas ausgepowert, sodass ich mich dann auch wieder unter Menschen trauen konnte… 😉

Schlafen

Grundsätzlich neige ich zum Glück nicht zu Schlafproblemen. Normalerweise schlafe ich tief und fest, wie ein Stein und bin mir nicht mal sicher, dass eine neben mir explodierende Bombe dies ändern könnte. Diese Erzählungen von der inneren Uhr und eigenständigem pünktlichen Wachwerden immer zur gleichen Zeit ohne Wecker, halte ich grundsätzlich für ein Gerücht – auf mich jedenfalls hat das noch nie zugetroffen. Unter drei Weckern geht normalerweise nichts…  aber bei so außergewöhnlichen, alles entscheidenden Terminen, von denen das weitere Leben wohl entscheidend abhängt, neige ich irgendwie doch dazu (das war während des 1. Examens bereits ähnlich), vor lauter Sorge, den Wecker nicht zu hören und deshalb zu verschlafen, nur einen sehr leichten Schlaf zu haben und viel zu früh – deutlich vor dem Wecker! – die Augenlider aufzuschlagen…

Um (als konditionierte und überzeugte Spät-ins-Bett-Geherin und Spät-Aufsteherin) also trotzdem auf eine ausreichende Stundenanzahl und damit zum wohlgepriesenen gesunden Schlaf zu kommen, gab es abends immer viel Kräutertee (soll angeblich ja beruhigend, entspannend und gesund sein) und dann wahlweise noch ein Gläschen Rotwein oder dergleichen, um dann früh ins Bett zu fallen und möglichst direkt schlafen zu können….

Selbstverständlich war ich heilfroh, als endlich die achte und letzte Klausur geschafft war und ich mit meinem Rollkoffer diesen Ort endlich wieder endgültig verlassen konnte… übrigens war mein Trolley mit Ausmaßen, die die Vorgaben für eine Mitführung als Handgepäck noch gut erfüllen, deutlich schwerer, als mein diesjähriges Urlaubsgepäck! Der Koffer (seinerseits Markenzeichen ultraleicht) gefüllt mit Gesetzen und Kommentaren hat stolze 22 kg auf die Waage gebracht, während mein 16 kg Urlaubsgepäck – wovon sogar ein guter Teil überflüssig war, wie sich ja häufig später herausstellt – deutlich leichter war…

Damit ist also wieder eine Etappe geschafft (egal wie, jedenfalls erstmal abgehakt!) und inzwischen ist die Wahlstation in vollem Gange – aber dazu dann im nächsten Beitrag mehr…

Der Artikel wurde am 29. September 2014 von veröffentlicht. Melli war Referendarin in Hessen.