Nachdem ich also nunmehr alle Unterlagen beisammen hatte, fuhr ich Anfang Mai zur Südafrikanischen Botschaft nach Berlin, um das study visa zu beantragen. Aufgrund einiger Aussagen, wie unfreundlich es da zuginge etc., machte ich mich schon auf das Schlimmste gefasst. Ich musste dann jedoch feststellen, dass die ganzen Befürchtungen total unbegründet waren.
Die Botschaft öffnet laut Internetseite um 9 Uhr und ich hielt es für klug, schon etwas früher da zu sein, um als eine der ersten nicht allzu lange warten zu müssen. Da ich auf eine Übernachtung in Berlin keine Lust hatte, fuhr ich also an einem schönen Morgen Anfang Mai noch im Dunkeln mit dem ICE knapp 2 Stunden zum Berliner Hbf. Die Zugfahrt war unspektakulär und ich noch ziemlich müde (aus Sorge, dass ich den Wecker so früh morgens vielleicht nicht hören würde, konnte ich die Nacht kaum schlafen). Die Bahn war überpünktlich und dem Wetterbericht zufolge schien der Tag auch schön warm zu werden: ich war also optimistisch gestimmt, dass es ein durchweg positiver Tag werden könnte. 🙂
Ankunft in Berlin
Gegen 7:30h fuhr der ICE planmäßig in den Berliner Hauptbahnhof ein und ich hatte somit noch genügend Zeit bis die Botschaft ihre Toren öffnete. Da es vom Hauptbahnhof bis zur Botschaft nur 2km sind und ich gesehen habe, dass man bei der (fast nur geradeaus gehenden) Strecke auch landschaftlich schön zu Fuß durch die Parkanlage „Großer Tiergarten“ spazieren kann, ging es also mit einem Kaffee und Frühstücksbrötchen in der Hand Richtung Botschaft. Nach nicht einmal einer halben Std war ich auch bereits da….und staunte nicht schlecht, denn es war erst 8:15h und es standen sogar schon 2 junge Leute vor den Botschaftstoren, die scheinbar auch zur Visumsbeantragung da waren. Kurz darauf kamen auch einige Mitarbeiter der Botschaft und ließen die beiden Wartenden sogar schon herein…und ich ging einfach mal hinterher. 😀 Es war mittlerweile erst kurz vor 8:30h als wir sogar schon ins Gebäude durften. Sobald man das Gebäude betrat, war im Eingangsbereich in der Mitte der Schalter, links ein Wartezimmer und rechts von der Eingangstür gesehen das Zimmer in das man mit seinen Unterlagen zur Visumsbeantragung musste. Man sollte sich einfach direkt ins Wartezimmer setzen. Eine Anmeldung/Wartemarken o.ä. gab es nicht. Noch waren wir aber erst zu dritt und es war somit noch sehr übersichtlich. Die nette Frau vom Schalter sagte uns, dass wir uns der Reihenfolge nach auf die Stühle rechts vorne setzen sollten und dann soll es immer direkt daneben rundherum weitergehen (und sich nicht jeder irgendwo auf einen Stuhl setzen). So konnte man noch sehen, wer als nächstes an der Reihe ist. Ok, gesagt getan…bisher waren wir aber auch nur ca. 6 Leute und man hatte alles noch gut im Blick. Aber ganz plötzlich – als wenn es etwas gratis geben würde – stürmten mit einem Mal sehr viele Menschen gleichzeitig durch die Eingangstür. Besonders zwischen 8:45h und 9h wurde es dermaßen voll, dass das Wartezimmer aus allen Nähten platzte und es keine Sitzmöglichkeiten mehr gab. Die Frau am Schalter telefonierte eifrig und organisierte noch weitere Stühle, die aber platzmäßig nur noch in den Eingangsbereich passten und selbst dann mussten noch einige Leute mangels Sitzmöglichkeiten stehen. Ich war sowas von erleichtert, dass ich nicht erst gegen 9 Uhr dort auftauchte, denn als ich zu der Zeit einmal grob durchzählte, waren mittlerweile schon gut 30 Leute da.
Ablauf der Visumsbeantragung
Pünktlich um 9 Uhr kam dann auch ein Mitarbeiter der Botschaft und sagte, dass die ersten vier Leute nun zur Visumsbeantragung ins Nebenzimmer mitkommen dürfen. Dreist wie manche Leute sind, sprangen sie auf und wollten direkt mitgehen obwohl sie erst viel später kamen. Aber nichts da mit vordrängeln: noch hatten sogar die Mitarbeiter im Blick, wer immerhin als erstes da war und das konnte definitiv niemand sein, der seinen Sitzplatz auf dem Gang hatte. 😉 Da ich morgens als drittes da war konnte ich also direkt im ersten Schwung mit rein. Wunderbar. Ich sah mich schon nach kurzer Zeit wieder draußen. 🙂 Aber: falsch gedacht, denn es zog sich dann doch gute 50 Minuten bis ich das Gebäude wieder verlassen habe. Nachdem wir die paar Schritte in den Raum gegenüber gegangen sind, konnte man sich dort erneut hinsetzen und seine Unterlagen zusammensuchen und sortieren. Es wurden 2 Schalter geöffnet an denen man seine Unterlagen gebündelt einreichte. Die Unterlagen wurden dann direkt vor Ort auf Vollständigkeit durchgeguckt und wenn alles in Ordnung war, war es das auch und man konnte gehen. Ich hatte meine Unterlagen mindestens 10x vorher kontrolliert (und auch nachts immer wieder überlegt, ob ich dies und jenes beigelegt und richtig ausgefüllt habe). Der junge Mann vor mir (übrigens auch ein Bewerber für das study visa) allerdings scheinbar nicht, denn dank ihm zog es sich ausgerechnet an meinem Schalter wirklich sehr in die Länge.
Während an meinem Schalter eine sehr nette Mitarbeiterin war, war der Mann am anderen Schalter schon etwas weniger freundlich…oder anders ausgedrückt: sehr schnell genervt und leicht pampig von der Art. Erst dachte ich „oha, ganz schön harter Ton.“ Aber da ich ja recht lange warten musste und einige Leute am anderen Schalter habe Kommen und Gehen sehen muss ich sagen: wenn man mitkriegt, wie wenige Leute es schaffen eine Checkliste vollständig abzuarbeiten und alle Unterlagen wie gefordert einzureichen: ich glaube, wenn ich das als Mitarbeiter jeden Tag erleben müsste und die Leute dann immer noch ewig mit einem diskutieren wollen und sich zudem draußen die Menschenmassen tummeln: da wäre ich irgendwann auch sehr genervt. So steht zum Beispiel in den Unterlagen, dass man 1 biometrisches Passfoto einreichen soll. Keine schwierige Aufgabe? Falsch gedacht. Anscheinend schon. Denn bereits von den ersten 6 Bewerbern waren 2 dabei, die ein 4-er-Pack an Fotos dabei hatten. Warum man das nicht vorher zu Hause selbst auseinanderschneiden kann, wenn doch explizit nur 1 Foto gefordert wird (oder sich nicht zumindest mal eine Schere mitnimmt), war mir ehrlich gesagt auch ein Rätsel. Der Mitarbeiter am Schalter war jedenfalls nicht sehr begeistert und hat das auch ziemlich deutlich gezeigt. 😉 Immerhin hat er aber trotzdem eine Schere gesucht und die Bilder auseinandergeschnitten. Weiteres Beispiel: Sowohl bei dem Bewerber vor mir als auch bei dem am anderen Schalter lagen die geforderten Kontoauszüge der letzten drei Monate nicht vor. Wenn aktuell Anfang Mai ist sollte doch klar sein, dass die letzten drei Monate den Februar, März, April umfassen. Wie man dann mit Kontoauszügen von Dezember bis Februar dort zur Botschaft aufkreuzen kann und sich dann auch noch groß wundert bzw. sich sogar aufregen kann, dass das nicht akzeptiert wird: auch das ist mir ein Rätsel. Ich habe wirklich gedacht „wenn das den ganzen Tag so weitergeht, dann kann ich wirklich gut verstehen, warum die Botschaft seit Juni 2015 eingeführt hat, dass man persönlich zur Botschaft fahren muss. Das ist ja wirklich eine immense Menge an Arbeit, wenn man all die Leute anschreiben müsste was noch fehlt oder so nicht ausreicht.“
Meine Unterlagen und die von dem jungen Mann vor mir lagen also bei der Frau am Schalter. Nachdem sie seine Unterlagen durchgesehen hatte, rief sie ihn zu sich. Neben den nicht ausreichenden Kontoauszügen gab es bei ihm zusätzlich noch das Problem, dass er das ausgefüllte Formular vom Radiologen nur in Kopie eingereicht hat. Die Botschaft möchte aber das Original. Und dann nahm das Ganze seinen Lauf: zuerst regte er sich fürchterlich auf, weil er letzte Woche wohl schon einmal dagewesen sei (da war wohl auch was nicht in Ordnung) und da hätte man ihn darauf nicht hingewiesen. Die Mitarbeiterin sagte ihm dann, dass die Kollegin vielleicht letzte Woche übersehen habe, dass dies nur eine Kopie sei – deshalb könne sie es jetzt aber nicht einfach durchwinken. Er meinte dann er wüsste nicht, ob/wo er das Original habe. Ich saß nur da und hab schon nicht verstanden, warum er überhaupt eine Kopie davon gemacht hat, denn das ist ein Formular, speziell von der Südafrikanischen Botschaft, was man nur für die Visumsbeantragung für Südafrika benötigt. Es steht ja nur auf Englisch drauf, dass bescheinigt wird, dass man keine Tuberkulose hat, Unterschrift/Stempel von einem Radiologen und fertig. Wozu macht man sich davon überhaupt eine Kopie bzw. wofür hätte er das Formular denn noch benutzen wollen? Naja, jedenfalls hatte er nur die Kopie dieses Formulars und das reichte nunmal nicht. Er wollte sich damit aber nicht abfinden, denn er wohne ganz weit weg und er wolle ja schon in 2 Monaten fliegen und er wüsste jetzt auch nicht, wie er ein Original beschaffen sollte und war sich nicht sicher, ob er das zu Hause finden würde. Da dachte ich mir nur, was ihm ähnlich seitens der Botschaft dann auch entgegengebracht wurde: „wieso soll dass das Problem der Botschaft sein?“ Er redete sich wirklich in einen Monolog, ob sie seine Situation nicht verstehe etc. Das ganze ging über eine halbe Stunde und ich muss sagen: einerseits Hut ab vor der Mitarbeiterin, die die ganze Zeit konsequent, aber dennoch sehr freundlich, blieb. Der Mitarbeiter am Nebenschalter hätte ihn bestimmt deutlicher zusammengestaucht und nach kurzer Zeit dann auch gesagt „auch wenn Sie jetzt noch so sehr diskutieren, das wird dadurch nicht besser, also gehen Sie jetzt bitte, denn wie Sie sehen warten noch viele andere Leute.“ Aber nein…die Frau nicht – was ich nach einiger Zeit wirklich etwas bedauerte, da es sich anfing im Kreis zu drehen.
Panik hatte er, dass er das Visum nicht mehr rechtzeitig bekommen könnte, da die Botschaft bis zu 8 Wochen Bearbeitungszeit angibt und er auch Anfang Juli fliegen will. Die Frau am Schalter meinte diesbezüglich aber zu ihm – und wohl auch um ihn zu trösten (wie gesagt: nach wie vor sehr freundlich und verständnisvoll, aber auch konsequent) – dass es in der Regel viel schneller gehe, aber gerade bei Rückfragen etc. sich das natürlich länger zieht und es nur dann an die 8 Wochen Bearbeitungszeit rankäme. Wenn er aber alles schnellstmöglich einreichen würde, dann sollte das mit dem Visum bis Juli noch gut klappen. Begeistert schien er natürlich immer noch nicht und sie sagte ihm dann, dass er die Unterlagen ja auch per Post schicken könne und dafür nicht noch einmal persönlich nach Berlin kommen müsse. Aber auch damit wollte er sich nicht zufrieden geben, denn er wurde leicht patzig und fragte, wie er denn dann sichergehen könne, dass die Unterlagen bei der Botschaft auch wirklich ankommen und nicht unterwegs verloren gehen. Als die Mitarbeiterin ihm sagte, dass er es ja versichert und mit Sendungsverfolgung schickten könne fing er wieder an zu meckern wie teuer das sei…meine Güte, da kann aber sonst niemand etwas für, wenn er es nicht schafft, die Unterlagen vollständig einzureichen; er kann ja auch gerne nochmal bis nach Berlin fahren. Ich war langsam auch schon genervt von dieser Mischung aus Geflenne, Gemecker und Gemaule und hab nur auf den Flur ins Wartezimmer geguckt und gedacht „wenn da noch einige von der Sorte bei sind: dann sitzen die hier noch bis Mitternacht.“ Und so saß ich also nur da und wartete, wartete und wartete…denn genau an dem Schalter lagen ja bereits meine Unterlagen. Zu denen kam die Mitarbeiterin aber ja noch nicht, weil sie noch mit dem jungen Mann vor mir beschäftigt war der gar nicht mehr aufhören wollte zu diskutieren. Irgendwann war es dann aber auch so weit: geknickt verließ er den Schalter und muss nun gucken, dass/wie er die Unterlagen beschafft.
Kurz darauf wurde ich endlich aufgerufen und zum Schalter gebeten. Mir wurde kurz mitgeteilt, dass die Unterlagen durchgesehen wurden und alles vollständig ist, ich damit auch schon fertig bin und ob ich, bevor ich rausgehe, bitte die nächsten 2 Bewerber aus dem Wartezimmer reinschicken könnte. Perfekt…gegen 9:50h war ich dann aus der Botschaft wieder raus. Das ging insgesamt zwar noch (wobei ich halt wie gesagt schon sehr früh da war), aber ich hätte natürlich auch schon um 9:10h wieder draußen sein können, wenn das mit dem jungen Mann vor mir nicht so ewig gedauert hätte. Aber gut: die Unterlagen waren vollständig, der Termin zur Visumsbeantragung erledigt und ich war happy.
Da der Zug nach Hause erst am Nachmittag ging, war nun noch genügend Zeit um etwas durch Berlin zu schlendern. Brandenburger Tor und Potsdamer Platz ist beides fußläufig erreichbar und das Wetter war super und so verging der restliche Tag dann auch ziemlich schnell. Zuhause in meiner Wohnung angekommen war der Tag dann aber auch recht schnell gelaufen, denn das extrem frühe Aufstehen und die insgesamt fast 4-stündige Zugfahrt haben mich doch ganz schön geschafft. Recht früh ging ich den Tag ziemlich erschöpft ins Bett. Sofern sich keine Gründe finden, warum man mir das Visum verweigern sollte (wovon ich jetzt mal nicht ausgehe, ich wäre jedenfalls sehr überrascht 😀 ), sollte mein Reisepass mit Visum also in den nächsten Wochen wieder bei mir zu Hause eintreffen. 🙂
Trari-trara, das Visum ist da
Doch da hatte ich mich geirrt. Nachdem ich ja davon ausging, dass es zumindest gute 3 Wochen dauern würde bis ich den Reisepass mit Visum zurückerhalten würde, wurde ich nur kurz darauf eines besseren belehrt: nur 6 Tage (!!!) nach meiner Visumsbeantragung (und man beachte, dass in den 6 Tagen auch noch Feiertag und Wochenende lagen) stopfte der Briefträger etwas durch den Briefkastenschlitz. Ich sah den großen gelben DHL-Umschlag den ich bei der Botschaft abgegeben hatte und mein erster Gedanke war nur „oh je, stimmte vielleicht doch irgendwas nicht mit deinen Unterlagen?!“ Hastig öffnete ich den Umschlag und darin befand sich einmal eine Quittung, dass ich die 52 Euro für das Visum bezahlt habe und mein Reisepass mit dem eingeklebten study permit. Wahnsinn! So schnell hätte ich nie damit gerechnet. 🙂
Liebe Grüße
Emily*