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  Ausgabe 19/2025
Sonntag, der 11.05.2025
     

 / Ausland

Die ersten Wochen in neuer Umgebung

von

Und hier ist er, der erste Beitrag aus dem fernen Südafrika. 🙂

Der Abflug aus Deutschland
Glücklicherweise flog ich erst abends ab, so dass ich nicht allzu früh in den Tag starten und noch in Ruhe einiges erledigen konnte. Am Flughafen in Deutschland passierte dann allerdings, was nicht passieren sollte: der Reißverschluss am Koffer riss (zum Glück nicht von dem großen Hauptfach, aber trotzdem…auch vorne waren Dinge drin, die ich gerne behalten wollte ;-)). Was also nun? Ich kam auf die Idee, den Koffer in Plastikfolie einwickeln zu lassen – leider war die Maschine hierfür nur vormittags besetzt. Also Plan B: Fix in einen Laden im Flughafen gegangen, eine Rolle Tesa-Powerklebeband geholt und den Koffer damit mehrfach umwickelt…es sah zwar nicht schön aus, aber es hielt. 😉 Bei dem Handgepäck hatte ich die Menge etwas überschritten. Der Mitarbeiter am Schalter hat es aber zum Glück einfach durchgewunken und ich musste für das Übergepäck nichts bezahlen. Und so stieg ich dann in den Flieger und guckte als erstes, was das On-Board-Entertainment-Programm zu bieten hatte. 😉

Ankunft in Kapstadt
Die Flüge (ein Umstieg war erforderlich) verliefen reibungslos und überpünktlich. Da die Maschinen nicht vollständig belegt waren, hatte ich auch immer eine Sitzreihe für mich, was sehr angenehm war. Bei dem Nachtflug habe ich dann sogar etwas geschlafen. Am Flughafen in Kapstadt ging es als erstes durch die Passkontrolle, die zu der Zeit für Leute mit nicht-südafrikanischen Reisepässen ziemlich leer war, so dass ich nach gefühlt 30 Sekunden auch dort bereits durch war. Weiter in der Gepäckhalle kam schon das erste Gepäck reingerollt und mein Gepäck war auch eines der ersten auf dem Gepäckband (Sensation! Ich glaube das gab es noch nie!). Kurz nach dem Ausgang aus der Gepäckhalle sah ich dann auch schon 3 junge Männer mit dem Schild der Universität stehen und wurde freundlich von ihnen begrüßt. Wir warteten noch ein paar Minuten auf eine zweite Studentin die aus Belgien kam und – wie sich dann herausstellte – mit mir sogar im zweiten Flieger saß. Dann ging es mit dem Auto von Kapstadt in Richtung Stellenbosch. Leider war das Wetter nicht das Beste und auch die Fahrt vom Flughafen raus war landschaftlich von den Townships geprägt, was meine Stimmung – zum Nieselregen und dem frühen Dunkelwerden – etwas trübte. Zuerst wurden wir in das „Welcome Center“ der Uni gefahren, wo wir den Reisepass mit Studentenvisum, die Krankenversicherungsbestätigung und den Beleg für die überwiesenen Studiengebühren vorzeigen mussten und erstmalig registriert wurden. Anschließend wurde ich zu meiner Unterkunft gefahren. Da am Flughafen alles viel schneller ging als erwartet, war ich sogar über eine Stunde früher an der Unterkunft als ich selbst geschätzt hatte. Etwas müde von der langen Reise bin ich dann fix zu einem Mini-Supermarkt um die Ecke gegangen, um mir zumindest noch eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken zu holen. Anschließend habe ich in Ruhe meinen Koffer ausgepackt und bin auch gar nicht allzu spät schlafen gegangen. Da hier momentan noch Winter ist (d.h. ab 18h ist es stockdunkel und abends/nachts wird es ziemlich kalt; richtige Heizsysteme sind hier nicht wirklich anzutreffen: es wird eher mit mobilen Heizständern geheizt) regnet es momentan auch sehr oft und manchmal durchgängig den gesamten Tag.

Die ersten Tage
Die ersten Tage waren teilweise sehr sonnige T-Shirt-Tage (und die Sonne brennt hier wesentlich stärker), aber dann auch wieder Warme-Jacke-Schal-Tage. Ich habe mich die ersten Tage mit anderen Studenten getroffen und die unmittelbare Gegend erkundet. Neben den allgemeinen Dingen die erledigt werden mussten (Studentenkarte besorgen, an der jur. Fakultät registrieren lassen, Uninetzwerk auf dem Rechner installieren etc.) hatte die Uni für die erste Woche auch einige Informationsveranstaltungen zu z.B. „Safety and Security“, einem Welcome Dinner im Rathaus oder einen Ausflug nach Kapstadt auf dem Programm. Zwischen 400-500 internationale Studenten haben dieses Semester in Stellenbosch angefangen – die meisten sind allerdings undergraduate students und „nur“ für 1 Semester hier. Von den internationalen Studenten fällt sehr schnell auf, dass die meisten aus Deutschland kommen – ich wurde auch schon öfter gefragt, warum eigentlich so viele Deutsche hier sind und Südafrika bei uns so beliebt sei. 😀 Da der Vorlesungsbeginn erst eine Woche nach der Orientierungswoche stattfand und die Südafrikaner auch erst unmittelbar vor den Vorlesungen wieder in die Stadt kommen war es auf dem Campus in den ersten Tagen recht leer – und von den Leuten die man dort traf, handelte es sich fast immer um Deutsche. Es bildeten sich auch schnell Gruppen und wie das nunmal so ist, bleibt man anfangs immer verstärkt unter seinesgleichen, so dass auch ich zunächst überwiegend Deutsche kennengelernt habe und Unternehmungen in dieser Gruppe stattfanden. Für die LL.M.-Studenten gab es dann auch ein „First Meeting“ mit der LL.M.-Koordinatorin, bei dem grundlegende Dinge erläutert wurden und die Professoren anschließend ihre Vorlesung in dem Semester für jeweils 5-10 Min präsentierten. Das war ganz nett, um einen ersten Eindruck von den Inhalten und Anforderungen der angebotenen Module zu bekommen. Anschließend (und wie hier üblich) gab es noch ein kleines Fingerfood-Essen für die Studenten und Profs im Innenhof und – natürlich, wie sollte es in dieser Gegend anders sein – auch Wein. Auch nach Gastvorträgen etc. endet es immer in einem kleinen „Buffet“, was echt nett ist. In diesem Semester haben übrigens ca. 13 neue LL.M.-Studenten angefangen (viele Grüße an René), von denen die meisten woher kamen? Na, erraten? Richtig…aus Deutschland. 😉

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Vorlesungen
Die Vorlesungen finden generell immer abends von 18-20h auf Englisch statt (die eine Vorlesung haben wir aber übereinstimmend auf 16-18h vorverlegt) und man wählt pro Semester 2 Module. Das mag zunächst sehr wenig klingen, aber je nach Modul hat man damit auch mehr oder weniger Arbeit – und bei der reinen Vorlesung bleibt es nie. Angegeben wurden die Module mit ca. 300 Arbeitsstd/Semester (was die Vorlesung, Vor-/Nacharbeit, Referate o.ä. und die Abschlussklausur beinhaltet). Zu jeder Woche sind ca. 60-80 Seiten pro Modul zu lesen und es wird auch erwartet, dass man dies tut und in der Vorlesung entsprechend vorbereitet ist. In einem meiner Module muss sogar jede Woche vorab ein kurzer Text mit einer Frage zur Thematik der kommenden Stunde per E-Mail an den Prof eingereicht werden. Man kann also nicht – wie in Deutschland – das gesamte Jurasemester machen wozu man lustig ist, sobald man dann 2-3 Wochen vor den Semesterklausuren den Lernturbo anschmeißt; man muss hier schon konstant mitarbeiten. Auch die Anwesenheit und Mitarbeit im Unterricht kann je nach Prof. mit in die Endnote fließen und bei Klassengrößen von 5 – max. 20 Studenten lernt man sich auch schnell kennen und es fällt auf, wenn jemand nicht da ist oder wer z.B. gar nicht mitarbeitet.

Etwas unpraktisch finde ich jedoch, dass die angegebene Leselektüre für die nächste Vorlesung sich meist aus diversen Seiten verschiedener Werke zusammensetzt, d.h. man ist fast immer einen Nachmittag nur damit beschäftigt in der Bibliothek die Bücher zusammenzusuchen und sich die Seiten zu kopieren. Leider gibt es von den meisten Büchern nur 1 Exemplar und dieses liegt auch oft in der Kurzausleihe (max. 3 Stunden Ausleihzeit innerhalb der Bibliothek). Ist das Buch also gerade ausgeliehen, muss man später wiederkommen. Für den einen Kurs ist es mir an 3 Tagen über jeweils 2 Versuche passiert, dass das Buch immer gerade jemand anderes hatte und ich war dann doch sehr genervt, extra deswegen schon wieder erneut zur Bibliothek zu gehen, um endlich überhaupt und hoffentlich mal das Material zu bekommen, was zur nächsten Stunde zu lesen ist. Mit einer Studentin wechsele ich mich zum Glück ab und sobald einer ein Buch in den Fingern hat, kopiert er die Seiten direkt für den anderen mit. Vielleicht lege ich demnächst auch mal einen kompletten Bibliothekstag ein und kopiere mir direkt alles für einige Wochen im Voraus, anstatt immer nur von Woche zu Woche.

Die Modulwahl
Die Entscheidung welche Module ich wählen sollte fiel mir nicht leicht, denn leider liegen auf einem Wochentag zwei Module, die mich beide sehr interessierten. In der ersten Vorlesungswoche hatte man die Möglichkeit sich die angebotenen Module anzuhören und musste anschließend seine Wahl abgeben. Sollte man damit den Fehler seines Lebens begangen haben, hatte man noch eine Woche Zeit um ggf. doch noch einmal zu wechseln. Das eine Modul beginnt allerdings erst Anfang August, so dass hier leider kein Probehören möglich war – weswegen ich mich dann rein vom Bauchgefühl her auch für das andere Modul entschieden habe.

In dem einen Modul mussten wir uns dann auch innerhalb der ersten beiden Wochen schon ein Thema passend zum Vorlesungsplan suchen und dem Prof vorschlagen. Nachdem er es abgesegnet hat, haben wir nun bis Mitte Oktober Zeit eine Ausarbeitung („assignment“) von 4000-6000 Wörtern darüber schreiben. Das Ganze wird natürlich benotet und fließt mit in die Endnote ein. Es hängt hier also nicht alles von der Abschlussklausur ab. Da die Klausuren allerdings auch Ende Oktober beginnen, will ich versuchen nicht zu spät mit der Ausarbeitung anzufangen, weil es sonst am Ende knapp werden könnte. Die Abschlussklausuren sind hier übrigens interessant, denn es gibt verschiedene Arten von Abschlussklausuren: Klausuren, bei denen man sämtliches Material mit in die Klausur nehmen darf („open book exam“), Klausuren, bei denen man sich die Aufgabe um z.B. 17h abholt und dann zu Hause, in der Bibliothek oder wo auch immer bearbeiten kann und am nächsten Tag um 17h wieder abgeben muss („take home exam“) und es gibt (aber sehr selten) Klausuren, wie wir sie aus Deutschland kennen und bei denen man das Wissen komplett im Kopf parat haben muss („closed book exam“).

Masterarbeit
Auch in welchem Gebiet (private law, public law oder mercantile law) ich mein research paper (= Masterarbeit) schreiben will, musste direkt zu Beginn bei der Registrierung schon festgelegt werden, was mich etwas überraschte. Auch das kann allerdings nochmal geändert werden. Was die Masterarbeit angeht hätte ich jedoch nicht gedacht, dass die Vorbereitungen so früh beginnen, denn bereits bis Anfang September müssen wir fest einreichen, bei welchem Prof. und worüber wir die Arbeit schreiben (d.h. bis dahin steht dann auch spätestens das Gebiet fest). Ich muss mir also demnächst mal ein konkretes Thema überlegen (eine grobe Richtung habe ich schon im Hinterkopf) und einen Prof. auf diesem Gebiet anschreiben. Rechtsvergleichende Themen zwischen Deutschland und Südafrika bieten sich natürlich gut an. Etwas peinlich wäre es aber, wenn ich Thema XYZ im Vergleich vorschlagen würde und – mangels umfassender Kenntnisse im südafrikanischen Recht – dann zu hören kriege, dass das hier überhaupt kein Problem ist und sich für ein rechtsvergleichendes Thema daher gar nicht eignet. Von daher muss ich mich vorher zumindest ein bisschen schon über die südafrikanische Rechtsseite schlau machen.

Und außer Jura?
Abseits vom Uni-Leben gibt es natürlich auch viel zu unternehmen. Allerdings wird es um 18h schon dunkel und dann auch sehr schnell stockfinster. Alleine sollte man dann draußen nicht mehr zu Fuß unterwegs sein soll. Es ist auch schon einigen Studenten hier etwas passiert: Diebstähle, Einbrüche – zum Glück aber bisher alles ohne Gewaltanwendungen und es ging „nur“ um materielle Dinge wie Laptops, Handys oder Geld. Die Kriminalität ist hier jedoch schon eine ganz andere und wie an der Uni gesagt wurde: „better safe than sorry“. Man muss schon deutlich aufmerksamer sein als man es aus Deutschland kennt (vor allem an Bankautomaten). Glücklicherweise ist Uber (dieser „private Taxiservice“) hier eine riesengroße Sache und total praktisch. Für uns Deutsche ist es auch recht günstig, so dass man damit auch abends/nachts gut von A nach B kommen kann.

Mittlerweile bin ich wegen der verschiedenen (wöchentlichen/monatlichen) Abgabefristen und sonstigen Termine und irgendwelchen Veranstaltungen stark auf meinen Kalender angewiesen, damit ich nicht völlig den Überblick verliere. Über die internationale Studentenorganisation habe ich mich zu einigen Ausflügen angemeldet und einmal die Woche fahre ich nachmittags mit anderen Studenten in eine Grundschule in ein ärmeres Gebiet um die Kinder dort zu „unterrichten“. Wir wurden dafür in Gruppen aufgeteilt und haben dann für dieses Semester eine Klasse zugewiesen bekommen. In „meiner“ Klasse, die ich mit 4 anderen unterrichte, sind knapp 25 Kinder im Alter zwischen 9-11 Jahren und es ist eine super Erfahrung, die ich nur jedem empfehlen kann. Wir übernehmen dabei die Rolle der „fun teacher„, d.h. wir unterrichten kein Mathe o.ä., sondern machen mit Ihnen Dinge die Spaß machen, aus denen sie aber auch etwas mitnehmen sollen (Sportspiele, Bastelstunde etc.). Die Unterrichtsstunden müssen allerdings auch gut geplant und in Absprache mit der Lehrerin getroffen werden. Nach jeder Stunde müssen wir das Ganze zudem auch selbst reflektieren, niederschreiben und wiederrum bei den Organisatoren einreichen. Auch hier steckt also wieder mehr Zeit drin, als „nur“ die reine Unterrichtsstunde. Und dann stehen natürlich auch immer spontane Ausflüge, lokale Veranstaltungen oder einfach nur gesellige Treffen mit Leuten, die man hier kennengelernt hat, an (Restaurants und Cafés sind vergleichsweise günstig, so dass ich hier deutlich öfter auswärts essen gehe, als ich es in Deutschland gemacht habe).

Insgesamt würde ich also sagen: Ich bin gut angekommen, habe mich schnell eingewöhnt und der Alltag ist mittlerweile auch eingekehrt. 🙂

Baie groete,

Emily*

Der Artikel wurde am 5. August 2016 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.