Achtung: heute muss ich etwas frustriertes Gedankenwirrwarr loslassen… gepaart mit ein paar abgedroschenen Phrasen und versteckten „ultimativen“ Organisationstipps… 😉
Zum einen hinsichtlich der Rahmenbedingungen, über die man sich klar werden muss, und zum anderen hinsichtlich der inhaltlichen Vorbereitung auf das 2. Examen.
Rahmenbedingungen
Zeitpunkt
Falls ihr verschiedene Einstellungstermine evtl. auch an verschiedenen Orten zur Auswahl habt, ist es für die endgültige Entscheidung vielleicht auch nicht verkehrt, mal zu rechnen bzw. sich bewusst zu machen, wann genau einem dann die Examensklausuren blühen… ich muss zugeben, ich ärgere mich gerade maßlos, dass ich nicht vier Monate später oder bestenfalls zwei Monate früher angefangen habe mit dem Referendariat! Ja, ich hätte sicher die Möglichkeit gehabt… und jetzt hocke ich da, die Sonne knallt, es ist schwül, kein Lüftchen geht und ich kann mich wirklich nur sehr schwer auf Jura konzentrieren. Dann hoffe ich darauf, dass ich gegen Abend nochmal eine ordentliche Portion Lernerei nachlegen kann, aber in der Wohnung ist es auch nicht besser, denn die Luft steht auch hier und will einfach nicht abkühlen…
Eine Bibliothekslernerin bin und war ich noch nie, ich brauche das Gefühl, mich frei entfalten zu können ohne auf andere Rücksicht nehmen zu müssen, auch mal rumlaufen zu können oder vor mich hin zu reden beim (Auswendig-)Lernen, immer etwas zu trinken in der Nähe zu haben, auf dem Stuhl ungestört zu kippeln… 😉 Im übrigen habe ich auch keine (Jura-)Bibliothek in direkter Nähe, sodass ich sinnlose Wegezeit veranschlagen müsste und im Zweifel dann immer das, was ich gerade brauche, sowieso nicht dabei hätte…
Im Ergebnis wechsel ich ständig vom Balkon ins Zimmer und wieder raus, weil irgendwie alles nicht angenehm ist. Auch die Picknickdecke auf der Wiese kam mir schon als Idee, aber das eignet sich für mich irgendwie nur zum Lesen oder zur Wiederholung mit Hörbüchern, die ich für mich entdeckt habe. Also alles irgendwie suboptimal… die Zeit rast, der Stapel der Dinge, die ich noch anschauen, lesen, lösen und lernen will wird kaum kleiner… viel lieber würde ich ins Freibad gehen, Radfahren, mich auf den diversen Stadtfesten tummeln… gut, gelegentlich mache ich das natürlich trotzdem, aber das permanente schlechte Gewissen im Schlepptau, bremst mich doch schon ziemlich aus… klar, ich weiß schon – irgendetwas ist immer, einen idealen Zeitpunkt für Prüfungen gibt es sowieso nicht… aber bei schlechterem Wetter wäre jedenfalls bei mir die Ablenkung durch Alternativaktivitäten deutlich geringer….Es ist echt ein Graus… ich weiß, jeder will es immer so, wie er es gerade nicht hat.. aber Examen im Frühjahr oder Herbst, das wäre es doch gewesen, dann könnte ich den Sommer deutlich besser (ohne dauerhaft schlechtes Gewissen) auskosten! 😉
Gesetze
Um das Gewissen wenigstens etwas zu beruhigen, habe ich jetzt immerhin mal dafür gesorgt, dass sich sämtliche aktuelle Auflagen der Gesetze auf meinem Schreibtisch türmen. Ich habe mich komplett neu eingedeckt mit dem „Backstein-Sortiment“. Das erste Examen hatte ich damals mit den aus meinen Augen deutlich angenehmeren, gebundenen Nomos-Texten geschrieben und diese dann auch einfach bis vor kurzem weiter benutzt. Aber da wir aufgrund äußerer Umstände ja gezwungen werden, jetzt in rot anzutreten, habe ich mich schweren Herzens kurz vor knapp durchgerungen, die Neubestellungen zu veranlassen.
Da ich aber absoluter Gegner dieser Nachsortiererei bin (habe während des Studiums in einer kleinen Anwaltskanzlei gearbeitet und ständig Tage damit verbracht…) habe ich nur die Apart-Varianten geordert. Notfalls lieber jedes Jahr neu kaufen, als sich freiwillig diese Mühe machen… und günstiger kommt man dabei auch weg, denn für zwei bis drei Nachlieferungen pro Jahr bekommt man auch ein ganz neues Werk… und mal ehrlich, für normales Arbeiten daheim, sind aktuelle Gesetze ohne viel Ballast online sowieso viel schneller nachgeschaut. Das einzige, was etwas nervig war und zugegebenermaßen ebenfalls eine gewisse Zeit dauerte, war das Umkleben der Post-its am Gesetzesanfang (sonst ist in Hessen ja nichts erlaubt!).
Festlegung des Prüfungsortes
Übrigens kann in Hessen völlig unabhängig vom Stammdienstsitz frei gewählt werden, wo man die Examensklausuren schreiben möchte. Etwa vier Monate vor den schriftlichen Terminen bekam ich einen Brief vom JPA II aus Wiesbaden, in dem ich ankreuzen durfte, wo ich meine Prüfungen absolvieren möchte. Für die Aufsichtsarbeiten stehen Darmstadt – Frankfurt – Gießen – Marburg – Kassel zur Wahl, die mündliche Prüfung kann in Wiesbaden – Frankfurt – Gießen – Marburg oder Kassel abgelegt werden. Auch, wenn in dem Brief ausdrücklich steht, dass die Äußerung von Wünschen möglich ist, aber kein Anspruch auf Zuweisung zu einem bestimmten Ort besteht, haben zumindest (soweit ich es mitbekommen habe) in meinem Umfeld alle die Zuweisung nach Ihrer getroffenen Wahl erhalten. Also in Kassel schreiben und dort währenddessen im Hotel logieren muss meines Wissens (gegen seinen Willen) keiner! 😉
Inhaltliche Vorbereitung
Was die Vorbereitung an sich betrifft, muss ich zugeben, dass mir nach wie vor ein wirklicher Plan fehlt, wie es sinnvoll anzugehen wäre… ich lerne mal hier, mal da etwas, schaue mir AG Unterlagen nochmal an (wobei Zivilrecht I und Verwaltungsrecht rückblickend betrachtet völlig unbrauchbar sind… ). In den Skripten lese ich dann ständig Sachen, die ich noch nie gehört oder gesehen habe und frage mich, ob meine AG und Einzelausbildung jeweils so schlecht (bzw. einseitig) waren oder woran das liegt… irgendwie sehr frustrierend…
Anders als beim ersten Examen habe ich mir diesmal nicht diverse Bücher zugelegt, sondern versuche mich hauptsächlich mit Gesetz und Kommentar, sowie den während des Refs gesammelten Unterlagen durchzuschlagen. Wenn das alles nichts hilft, dann nutze ich das Sortiment der blauen Skripte, die sich im Regalfach optisch doch ganz gut machen. Materielles Recht wiederhole ich hauptsächlich mit Hörbüchern zu den Basics, die ich mir sämtlichst aufs Handy geladen habe, um Reisezeiten sinnvoll zu nutzen … oder auch nachts besser einschlafen zu können… 😉
Mein „Geheimjoker“ für Strafrecht sind elf Lernvideos zur Anklageklausur, die ich mir Dank eines Gutscheincodes nach und nach online wann und wo ich möchte, zur Gemüte führen kann. Ich bin gespannt, was das gibt.. wirklich gut vorbereitet fühlt man sich ja sowieso nie, aber ich versuche diesmal wirklich alle Sinne und Kanäle zu nutzen, in der Hoffnung, dass so viel wie möglich hängen bleibt trotz der widrigen Umstände. Insgesamt lerne ich jedenfalls hauptsächlich Basics, schaue mir formale Dinge an und versuche zu verstehen, warum man dies oder das so und so macht…
Tja, als letztes kann ich nur sagen (wer hätte das gedacht) – hätte ich mal eher angefangen! 😉 Am besten von Anfang an schon kontinuierlich gelernt, alles vor- und nachbereitet und nebenbei zur Vertiefung entsprechende Bücher gelesen… aber obwohl es einem jeder sagt, belächelt man das, wähnt sich noch in Sicherheit, fühlt sich sowieso schon wegen der Stationsarbeit aus- bzw. überlastet und weiß nicht, woher man die Zeit nehmen sollte. Mir zumindest ging es so. Immense Freizeit und großartige Langeweile hatte ich in den letzten anderthalb Jahren eigentlich nicht… aber irgendwo hätte man sicher – jedenfalls bei entsprechender Prioritätenverteilung – noch etwas Zeit gefunden… hätte, hätte… jaja… 😉
So, ich setze mich mal wieder an meine Unterlagen, denn die Jammerei hilft ja leider auch überhaupt nicht weiter…!! 😉
Ich hoffe und wünsche euch jedenfalls, dass ihr den Sommer (mehr) genießen könnt!