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  Ausgabe 29/2025
Mittwoch, der 16.07.2025
     

 / Allgemein / Niedersachsen

Start in das neue Leben als Referendar // die ersten 8 Wochen

von

Liebe Leser, zum März habe ich den juristischen Vorbereitungsdienst im Land Niedersachsen beim OLG Oldenburg begonnen und freue mich auf die kommenden zwei Jahre! Gerne möchte ich Euch davon hier berichten und hoffe, den ein oder anderen Tipp weitergeben zu können. Die Schlagworte meines ersten Blog-Artikels bei RefNews:

Weichenstellung vor dem Ref. // alles Wichtige für die ersten Tage // Rückblick auf die ersten acht Wochen

Die Weichenstellung

Nach dem 1. Staatsexamen stellt sich für die meisten von uns die Frage, wie es denn nun weitergeht. Ganz überwiegend wird man nach dem bestandenen ersten Staatsexamen nun das Referendariat, den sog. juristischen Vorbereitungsdienst, ins Auge fassen. Dabei stellt sich zunächst einmal die Frage nach dem „wo“ und dann nach dem „wie“.  Für mich war bei der Standortauswahl eine Mischung unterschiedlicher Entscheidungsgründe massgeblich: die Qualität der Ausbildung und Betreuung der Referendare am jeweiligen OLG, die Erreichbarkeit von Freunden und Familie, die Examensanforderungen des jeweiligen Bundeslandes sowie die Infrastruktur am jeweiligen Dienstort des Vorbereitungsdienstes. Informiert Euch bei Freunden und Bekannten unbedingt über den für Euch in Betracht kommenden Standort, wenn möglich fahrt einmal dort hin und macht Euch vor Ort selbst ein Bild. Überlegt Euch auch gut, wie ihr ggf. weite Entfernungen nach Hause, zur Familie und zum Partner oder der Partnerin bewältigen könnt. Und letztlich ist auch ein Blick auf die Statistik der Examensergebnisse nicht verkehrt, denn das 2. Staatsexamen ist ja nun mal unsere Berufszulassungsprüfung.

Bevor es losgeht…

Zunächst einmal ein ganz praktische Frage, die ich mir selbst auch stellte 😉  was zieht man denn am besten am ersten Tag an?? Im Anzug/Kostüm oder leger? Hier gilt es, nicht zu übertreiben, aber auch nicht zu sehr underdressed zu erscheinen. Man wird in der Regel alles richtig machen, wenn man Jeans, Hemd und Sakko anhat, für die Mädels ist eine Jeans/dunkle Hose sowie eine Bluse sicherlich passend. Falls ihr keine genaue Anschrift mit Uhrzeit und Zimmernummer erhalten habt, fragt unbedingt rechtzeitig nach, wo und wann ihr kommen sollt. Falls man sich noch nicht so genau auskennt, weil man neu am Standort oder in der Stadt ist, empfiehlt es sich auch, am Tag vor Dienstantritt schonmal genau zu schauen, wohin man denn muss, so dass einem guten und stressfreien ersten Tag nichts im Wege steht.

Bücher und Skripten würde ich vor dem Start nicht kaufen, denn oftmals erhält man im Unterricht Empfehlungen und Tipps. Aber wenn Ihr schonmal vorab einen Blick in die Themen reinwerfen möchtet, empfiehlt es sich (jedenfalls in Norddeutschland/Niedersachsen) das Skript von Kaiser (Die zivilgerichtliche Assessorklausur) in der Bibliothek auszuleihen.

Während der ersten Tage gibt es jede Menge zu tun und zu erledigen, man ist froh um alles, was man bereits zuvor erledigt hat. Deswegen empfiehlt es sich Dinge wie die Anmeldung oder Ummeldung zur Krankenkasse, den Umzug, die An-und Abmeldung am Wohnort, Ummeldung des Telefonanschlusses, usw. möglichst vor dem Dienstantritt zu erledigen. Da man sich mit dem Dienstantritt im öffentlichen Dienst befindet, ist es wichtig, dass ihr möglichst frühzeitig Eure Kontaktdaten und für die Besoldung Eure Kontodaten an das jeweils zuständige Landesamt für Besoldung und Versorgung (LBV) einreicht. Dazu wird in der Regel auch erforderlich sein, dass ihr Daten wie die Sozialversicherungsnummer und die Steuernummer bereit habt und einreicht. Wichtig für alle diejenigen die bisher privat versichert waren: Ihr müsst Euch nun gesetzlich versichern! Falls ihr später wieder in die private Krankenversicherung zurück wechseln möchtet, empfiehlt es sich eine sog. Anwartschaft bei Eurer privaten Versicherung abzuschliessen. Das bedeutet letztlich, dass die private Krankenversicherung ruht und ihr später wieder in diese eintreten könnt. Hier gibt es unterschiedlich Modell, am effektivsten ist es, sich hier in einem Gesprächstermin beraten zu lassen. Die Ruhensbeiträge sind nicht besonders hoch (ca. 12 Euro). Empfehlenswert finde ich es, sich ergänzend zur gesetzlichen Krankenversicherung dann in bestimmten Bereichen zusätzlich zu versichern (bspw. Zähne, Krankenhausaufenthalt), so dass man in diesen Bereich faktisch wie ein Privatpatient versichert bleibt.

Rückblick, die ersten acht Wochen sind geschafft

Die ersten vier Wochen hier in Oldenburg waren durch die sog. verdichtete Eingangsphase geprägt, d.h. der Unterricht, der üblicherweise einmal die Woche stattfindet, nimmt während dieser Eingangsphase drei bis vier Tage in Anspruch. Nach dieser Eingangsphase ist es üblicherweise so, dass man einmal die Woche zum Unterricht kommt (das nimmt ungefähr einen halben Tag in Anspruch) und dann einen bis zwei Termin beim Ausbilder hat (das ist die- oder derjenige Richter, dem man zugeteilt ist). Hier in Oldenburg hatte ich echtes Glück, die Ref.-Kollegen sind durchweg alle nett und es haben sich auch schon gute Kontakte ergeben. Zudem ist die Betreuung in der AG und durch die Ausbilder richtig gut! Nach der verdichteten Eingangsphase bekam ich vom Ausbilder dann auch gleich die ersten Akten zugeteilt. Die Spannung war natürlich groß und ich habe mich sofort am Nachmittag ans Aktenstudium gemacht. Es macht viel Spass die neu erlernten Arbeitstechniken anwenden zu können, aber natürlich muss man sich am Anfang erst einmal an die Umstellung vom Uni-Gutachten zum Urteil im Urteilsstil gewöhnen. Auch hierzu fand ich die Darstellung im Kaiserskript im Abschnitt „Entscheidungsgründe“ hilfreich. Stolz konnte ich dann schliesslich mein erstes Urteil bei der Geschäftsstelle im Gericht abgeben. Super war es auch, dass ich schon mit dem Ausbilder mit in die Verhandlung durfte. Die bisherigen Wochen sind wie im Flug vergangen, wir haben hier unglaublich viel Neues gelernt, die an der Uni abstrakt erlernten Kenntnisse können nun endlich in der konkreten Rechtspraxis angewandt werden. Der Vorbereitungsdienst hier in Oldenburg war für mich bisher genau die richtige Entscheidung!

Bis bald und herzliche Grüße

Der Artikel wurde am 28. April 2014 von veröffentlicht. Alexander war Referendar beim OLG Oldenburg.