RefNews

Das Blog zum Rechtsreferendariat

KOMMENTARE MIETEN STATT KAUFEN
  • RefNews - Der Blog von und für Rechtsreferendare


REFERENDARIATNEWS
REFNEWS
  Ausgabe 29/2025
Montag, der 14.07.2025
     

 / Allgemein / Hessen

Arbeitstagung Zwangsvollstreckungsrecht für Referendare

von

Ländlicher Duft von frischem Heu und Kühen, das Rauschen des Flusses, idyllische grüne Wiesen, schnuckelige Fachwerkhäuser, kleine verschlafene Gassen… und passend dazu auch noch herrliches Wetter! Klingt wie Urlaub?! War es aber nicht: vier Tage lang befassten wir – eine bunt zusammen gewürfelte Truppe hessischer Referendare aus fast allen LG-Bezirken – uns in Rotenburg an der Fulda während einer Arbeitstagung mit Zwangsvollstreckungsrecht.

Da ich wegen des Speyer-Semesters den Großteil der Zwangsvollstreckungsrechts-AG verpasst hatte, dachte ich mir, dass diese Tagung eine gute Möglichkeit ist, die versäumte Materie komprimiert nachzuholen. Mit der Erwartung, in diesen vier Tagen einen umfassenden Überblick und Tipps für die Examensklausur in diesem Bereich zu erhalten, reiste ich also montags kurz nach Sonnenaufgang einmal quer durch Hessen, von der südlichen Region nahe Baden-Württemberg bis fast zur thüringischen Grenze im (nord-)osten des Bundeslandes.

Tagungsort und Unterkunft

Die Tagung fand in den Räumlichkeiten der Justizakademie statt, sodass wir uns – trotz auswärtiger Unterkunft – den überwiegenden Teil des Tages dort aufhielten und gut verpflegt wurden. Mittags gab es warmes Essen – je nach Lust, Laune und Hunger konnte Suppe, das entsprechende Wahl-Hauptgericht mit Beilagen, Salat vom Buffett und Nachtisch verzehrt werden – und auch Nachnehmen war überhaupt kein Problem. Ein Schild direkt über der Eingangsschranke, bei der eine Scheckkarte als Eintrittsberechtigung aufgelegt werden musste, erklärte „Lieber zwei mal gehen – hilf Abfall zu vermeiden!“. Ich muss zugeben, täglich drei Mahlzeiten so regelmäßig nach der Uhr bin ich überhaupt nicht gewohnt und schon nach dem ersten Tag kannte ich ein Hungergefühl gar nicht mehr… aber da alles so gut aussah, musste es natürlich auch probiert werden! Zum Glück war das Schwimmbad nicht weit…

Leider waren alle Zimmer auf dem Gelände der Justizakademie belegt, sodass wir alle in ein und demselben Hotel des Städtchens einquartiert worden waren. Es war aber in fußläufiger Entfernung über einen Weg durch die grünen Wiesen und eine Fußgängerbrücke über die im Sonnenlicht vor sich hin plätschernde Fulda gut zu erreichen. Im Hotel selbst war für jeden von uns ein Einzelzimmer reserviert worden und morgens zum Start in den Tag gab es reichhaltiges Frühstücksbuffett an einer langen Tafel für uns alle, bevor wir gemeinsam den Fußmarsch zum Lehrgang antraten.

Für die Pausen standen zahlreiche (kostenfreie) Beschäftigungsmöglichkeiten in der Justizakademie zur Verfügung – besonderen Spaß hatten wir insbesondere am Kickern und AirHockey. aber auch die Bänke auf dem „Schulhof“ belagerten wir in der Mittagspause und das hauseigene Schwimmbad mit 25m Bahnen fand täglich nach Lehrgangsende ebenfalls guten Anklang.

Der Lehrgang

Das an sich großartige Sommerwetter, das wir uns wochenlang herbei gewünscht hatten, machte uns während der täglichen Lehrgangszeit von 8.30-17.30 Uhr dann allerdings ganz schön zu schaffen, denn Klimaanlage war jedenfalls in unserem Raum leider Fehlanzeige und trotz offener Fenster fand kaum Luftbewegung statt…. wir bekamen aber als Tagungsgetränke zum Glück Kaffee und insbesondere Wasser großzügig gestellt.

Thematisch behandelten wir das Zwangsvollstreckungsrecht, beginnend mit einem Überblick über die einzelnen Zwangsvollstreckungsmaßnahmen, die Voraussetzungen und die Art und Weise der Zwangsvollstreckung durch Gerichtsvollzieher oder das Prozessgericht, sowie die Rechte, Pflichten und das Verhalten von Verfahrensbeteiligten. Ausgestattet mit großen Namensschildern wurden wir zur aktiven Teilnahme an der Veranstaltung ermutigt. Der Richter war sehr engagiert und gestaltete die eigentlich doch sehr trockene Materie sehr lebendig durch seine sympathische und humorvolle Art und einige passende lustige Begebenheiten zum Thema aus seiner Berufspraxis. Die Arbeitsatmosphäre war insgesamt sehr angenehm. Am nächsten Tag gab es dann eine Einheit zum Aufgabenbereich eines Rechtspflegers in der Zwangsvollstreckung, die passend natürlich von einem Rechtspfleger der Hessischen Hochschule für Finanzen und Rechtspflege, in der wir uns ja befanden, übernommen wurde. Auch er schaffte es, uns diese Thematik sehr einprägsam und kurzweilig darzubringen und sorgte mit seinen Exkursen und Anekdoten für eine lockere, angenehme Arbeitseinheit. Zum Abschluss der Veranstaltung kam am letzten Tag dann noch ein Anwalt, der uns aus seiner Sicht die wichtigsten Einzelprobleme im Zwangsvollstreckungsverfahren und der Zwangsvollstreckungsklausur im Examen verdeutlichte.

Nach vielen praktischen Beispielen und gemeinsam gelösten Einzelfällen, die immer wieder zur direkten Anwendung der abstrakten Fakten eingestreut wurden, packten wir am Ende die zahlreich ausgehändigten umfassenden Arbeitsunterlagen mit Schemata, Fallbeispielen und Kurzlösungen zusammen, erhielten noch ein Teilnahmezertifikat, und wunderten uns, wie schnell die vier Tage vergangen waren… und weil wir es schade fanden, dass die Veranstaltung schon wieder vorbei war, gingen wir vor der Abreise alle mit dem Richter nochmal gemeinsam Eis essen in dem schnuckeligen Fachwerkstädtchen.

Fazit

Insgesamt war es wirklich eine lohnenswerte Veranstaltung, die ich guten Gewissens weiter empfehlen kann – insbesondere auch (aber nicht nur) für diejenigen, die an der Zwangsvollstreckungs-AG während der Anwaltsstation nicht teilgenommen haben, aber nochmal einen umfassenden Überblick und Examenstipps aus erster Hand bekommen wollen (der Richter ist auch regelmäßiger Prüfer im 2. Staatsexamen)! Insofern wurden meine Erwartungen erfüllt und sogar übertroffen.

Abgesehen vom inhaltlichen Input war es auch toll, andere Kollegen kennenzulernen, sei es aus dem eigenen oder anderen LG-Bezirken, und zu hören, wie das Ref, die AGs und die Einzelausbildung dort so abläuft. Irgendwie ist es ja doch immer schön, sowohl lustiges als auch kritisches aus anderen Orten zu hören… abends beim Bierchen auf der Hotelterrasse im Sonnenuntergang ging es dann aber nicht um Jura… – wir hatten insgesamt wirklich viel Spaß zusammen in den vier Tagen in Rotenburg! 🙂

Also, falls ihr die Möglichkeit habt, an einer Arbeitstagung teilzunehmen, zögert nicht und meldet euch an, das ist wirklich eine tolle Sache und klingt in der Ausschreibung schlimmer, als es ist! Zwar ist die Teilnahme in Hessen freiwillig, nach JAO wird aber doch erwartet, dass jeder Referendar mindestens an einer Tagung teilnimmt und es wurde uns berichtet, dass in der mündlichen Prüfung auch häufig nachgefragt würde, warum nicht an einer der vielfältig angebotenen Tagungen teilgenommen wurde… also, wer sich gar nicht durchringen kann, sollte sich jedenfalls für den Fall der Fälle eine gute Antwort auf diese Frage zurecht legen… 😉

Der Artikel wurde am 18. Juni 2014 von veröffentlicht. Melli war Referendarin in Hessen.