Nun war es endlich soweit! Nach der Einführungsphase mit mehrmaligem wöchentlichem Unterricht, ging es nun zum Ausbilder. Dieser teilte mir dann seine Sitzungs- bzw. Verhandlungstage mit und nahm mich auch gleich zwei Tage später in die Verhandlung mit. Im Gerichtssaal angelangt zögerte einen kurzen Augenblick, denn ich war etwas unsicher, wo ich denn nun sitze. Mein Ausbilder ist super nett und ließ da gar keine Zweifel aufkommen, indem er mir gleich zurief, dass ich neben ihm sitze. Das fand ich natürlich klasse! 🙂
Neben meinem Ausbilder sitzend nahm ich so an meiner ersten richtigen Verhandlung teil. Die Parteien und Ihre Anwälte waren erschienen, Zeugen auch. Die Verhandlung nahm ihren Lauf, indem zunächst eine kurze aber prägnante Einführung in den aktuellen Streitstand der verhandelten Sache erfolgte. Dabei hat mir besonders gefallen, wie zielstrebig mein Ausbilder auf die wesentlichen Fakten des Falles abstellte.
Im Anschluss an diese Einführung wurde die Parteien gehört und die Möglichkeit eines Vergleichs ausgelotet. Da sich die Parteien jedoch nicht einigen konnten, ging es nun an die Zeugenvernehmung. Die Zeugen wurden einzeln hereingeholt, belehrt und dann zur Sache vernommen. Besonders interessant war für mich dabei, wie ein und derselbe Sachverhalt aus unterschiedlichen Blickwinkeln wahrgenommen werden kann. Die Zeugenvernehmung wird durch das Besprechen eines Tonbands durch den Richter festgehalten (dieses Tonband wird später von einem Mitarbeiter der Geschäftsstelle abgehört und einen Niederschrift verfasst).
Nach der Zeugenvernehmung stellten die Parteienvertreter, also die Rechtsanwälte, ihre Anträge betreffend das Verfahren. Dann war die Verhandlung auch schon beendet. Es waren unglaublich viele neue Eindrücke die auf mich einprasselten. Gleichzeitig war es auch unglaublich spannend an der aktiven Rechtsfindung beteiligt zu sein, die Parteien anzuhören, ihre Aussagen entgegen zu nehmen, sie durch die Zeugenaussagen bestätigt oder auch widerlegt zu sehen. Im Anschluss haben mein Ausbilder und ich den Fall in seinem Amtszimmer noch durchgesprochen und er hat mir die Akte zur weiteren Bearbeitung (also das Verfassen eines Urteils) mitgegeben.
Dieser erste Tag bei Gericht an der Seite meines Ausbilders hat mich sehr beeindruckt. Es gibt ein paar Fragen, die sich jede/r Referendar/in vor ihrem/seinem ersten Verhandlungstag stellen wird…hier eine kleine Übersicht….was zieht man am besten an?? Nun, mit einem Hemd und einem Sakko macht ihr sicher nichts verkehrt, die Damen mit einer Bluse sicher auch nichts. Ob ihr eine Krawatte anlegt bzw. das gewünscht ist, wird von Ausbilder zu Ausbilder unterschiedlich gehandhabt. Spätestens jedoch, wenn ihr dann dran seid, eine Verhandlung selbst zu leiten (gegen Ende der Zivilstation) sollte man dann aber doch in Anzug und mit Krawatte auftreten. Bringt Euch auch unbedingt immer was zu schreiben mit, denn es kann hilfreich sein, sich Notizen zu machen, wenn einem etwas auffällt oder auch nur, wenn man während der Verhandlung eine (oder mehrere) Frage hat, die man später seinem Ausbilder stellen möchte. Gut ist es auch sich etwas zu trinken mitzunehmen, besonders wenn die Verhandlung etwas länger dauern wird. Das Mitbringen eines Gesetzes ist dagegen eher unüblich. Und das Allerwichtigste – geht ausgeruht und ausgeschlafen hin, dann nehmt ihr richtig viel an praktischer Erfahrung mit!!
Mittlerweile bin ich nun schon bei sieben Verhandlungen dabei gewesen, der Ablauf einer Verhandlung wird immer gewohnter, die Inhalte bleiben für mich weiterhin sehr spannend, besonders gut finde ich es, dass mein Ausbilder stets mit mir eine Nachbesprechung durchführt. Wenn Ihr Fragen habt, dann fragt unbedingt immer bei Eurem Ausbilder nach, diese helfen immer gerne weiter und freuen sich natürlich auch über das Interesse an Ihrer Tätigkeit.
Bei mir steht nun die nächste Akte zur Bearbeitung an, ich halte Euch auf dem Laufenden 😉 bis bald!