Mittlerweile ist einige Zeit vergangen, seit ich meinen letzten Stationsbericht hier gepostet habe. Meine Verwaltungsstation habe ich beim Rechtsamt verbracht. Und irgendwie musste ich mich dazu „zwingen“, endlich den versprochenen Beitrag dazu zu verfassen. Vielleicht weil es nicht gerade die aufregendste meiner Stationen war. Das mag nun schlimmer klingen, als es tatsächlich war. Denn die Themen, mit denen ich zu tun hatte, waren durchaus breit gefächert. Zudem herrschte im Team des Rechtsamts eine sehr angenehme Atmosphäre. Dennoch: Umgehauen hat es mich nicht gerade… 😉 Aber der Reihe nach:
Warum das Rechtsamt?
Da mir der Bezug zum Verwaltungsrecht während des Studiums eher fehlte, wollte ich mir ursprünglich keine klassische Verwaltungsstation aussuchen. Vor dem Ref hatte ich mir überlegt, mich bei einer größeren Verwaltungsbehörde zu bewerben, die nicht unbedingt viel Bezug zum Verwaltungsrecht im Allgemeinen aufweist. Ich hatte im Studium eine Vorlesung zum Versicherungsrecht und die Bafin erschien mir zunächst als eine sehr interessante Stationsbehörde. Zu Beginn des Refs kamen mir dann doch Zweifel, ob ich tatsächlich jeden Tag die lange Fahrtzeit von über einer Stunde in Kauf nehmen wollte. Also schaute ich mich nach Stellen um, die mit einer kürzeren Anreise verbunden waren.
Eine dieser nahegelegenen Behörden war das Rechtsamt. Erst während der Recherche erfuhr ich, dass die Themen, mit denen sich das Rechtsamt befasst, nicht rein verwaltungsrechtlich, sondern äußerst vielschichtig sind. Außerdem stieß ich auf einen Bericht einer ehemaligen Referendarin, die ihre Station bei diesem Rechtsamt sehr positiv schilderte.
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Bewerbung und Arbeitszeiten
Die Bewerbung war äußerst unkompliziert: ein Anruf und eine Kurzbewerbung, also Anschreiben und Lebenslauf, und schon hatte ich einen Platz.
Ein kleiner Wehmutstropfen war, dass ich bis auf einen Lerntag pro Woche anwesend sein musste. Das kannte ich bis dato nicht. In der Verwaltungsstation scheint das bei uns aber grundsätzlich so gehandhabt zu werden. Alle meine AG-Kollegen mussten ebenfalls anwesend sein. Die Arbeitszeit konnte ich mir dagegen relativ frei gestalten. Wichtig war, dass ich sechs Stunden anwesend war. Angedacht war eine Arbeitszeit von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 13 Uhr bis 16 Uhr. Ich konnte aber früher anfangen und auch meine Mittagspause verkürzen, so dass ich mehr vom Nachmittag hatte.
Die Aufgaben
Meine Ausbilderin hat mir von Beginn an Akten zur Bearbeitung übertragen. Meistens war ein Gutachten zu verfassen. Die Gutachten gliedern sich in eine kurze Darstellung des Sachverhalts, die rechtliche Würdigung und einen zusammenfassenden Vorschlag. Das mag sich ziemlich aufwändig anhören. Die Gutachten umfassen allerdings meist nur zwei bis drei Seiten.
Die Fragestellungen, die es zu begutachten galt, waren vielseitig. Neben baurechtlichen und kommunalrechtlichen Fragestellungen habe ich etwa auch Sachen aus dem Familien- und Erbrecht behandelt. Zum Beispiel musste ich einmal begutachten, ob ein Antragsteller Anspruch auf sozialrechtliche Unterstützung hat, oder ihm dieser Anspruch wegen eines Erbfalls verwehrt ist. Es ging unter anderem um die Ausschlagung eines Erbes, den daraus resultierenden Anspruch auf den Pflichtteil und die Frage, ob der Antragsteller diesen Anspruch geltend machen muss. Die meisten Gutachten habe ich innerhalb von maximal ein paar Stunden erledigt. Es gab aber auch ein größeres Projekt, an dem ich über mehrere Wochen gearbeitet habe und für das ich zur Recherche in die Bibliothek gefahren bin.
Der Arbeitsalltag beim Rechtsamt
Neben der Erstellung von Gutachten, hatte ich Gelegenheit bei Besprechungen mit anderen Fachabteilungen teilzunehmen und bei den Gerichtsterminen anwesend zu sein. Mit der Leitung des Rechtamts ist ein recht abwechslungsreicher Arbeitsalltag verknüpft. Die Sachbearbeiter dagegen haben dagegen einen reinen Bürojob, bei dem – zumindest erschien es mir so – der einzige Kontakt zu Personen außerhalb des Rechtsamts telefonisch oder auf dem Flur stattfindet.
Die Arbeitsgemeinschaft
Die Arbeitsgemeinschaft war in der Verwaltungsstation deutlich umfangreicher als in den vorigen Stationen. Wir hatten einmal pro Woche vormittags und nachmittags jeweils dreieinhalb Stunden AG, bei zwei unterschiedlichen AG-Leitern. Einen Einführungslehrgang gab es dieses Mal nicht. Das heißt, wir waren bereits ein paar Tage in unseren Ausbildungsstellen bevor die Arbeitsgemeinschaft begann.
Fazit
Die Tätigkeit an sich hat mir Spaß gemacht und ich habe einiges über die Abläufe innerhalb einer Stadtverwaltung gelernt. Müsste ich mich erneut entscheiden, würde ich die Station wieder beim Rechtsamt absolvieren. Ich kann mir aber schwer vorstellen, später einmal dort zu arbeiten. Obwohl ich nette Kollegen hatte, stets Rücksprache halten konnte und viele interessante sowie unterschiedliche Themen bearbeitet habe, arbeitet man doch – sofern man das Rechtsamt nicht gerade leitet und damit nach außen vertritt – viel alleine im Büro und hat nicht allzu viel Kontakt nach außen. Gerade das fehlte mir aber.
Immerhin weiß ich nun schon einmal, was ich später nicht machen möchte. Das ist ja auch schon etwas. 😉