Überraschend – und damit für Referendare nicht ganz unpassend – hat die Justiz in den nächsten 5 Jahren scheinbar einen hohen Bedarf an engagierten Richtern auf Probe. Noch vor 5 Jahren, also zu Beginn des Studiums, war noch überall zu hören, dass ein Job als Richter quasi ein 6-er im Lotto sei. Die Konkurrenz groß und das Anforderungsprofil ellenlang. Dies scheint sich mittlerweile zu relativieren. Letzten Monat wurde am LG extra eine Pflichtveranstaltung für Referendare arrangiert, in welcher das Berufsbild des Richters und die Voraussetzungen für eine Bewerbung bzw. der Ablauf des Accessment-Centers vorgestellt wurden. 2010 sollen von 1.800 Richtern im Bezirk des OLG HAMM allein über 100 Stellen neu besetzt werden (!!). Auch in den nächsten 5 Jahren wird noch fleißig eingestellt: ca. 60 Richterplanstellen pro Jahr (so meine Erinnerung).
Die Chancen stehen also wirklich gut für alle, die mit dem Traumberuf Richter/in ins Referendariat gestartet sind. Der Ausbildungsleiter am LG meinte sogar, dass die Personalnot mittlerweile sogar zu Stellenauschreibungen in FAZ o.ä. geführt habe. Das habe es schon Ewigkeiten nicht mehr gegeben.
Nachdem Proberichter aber ihren Arbeitsalltag beschrieben (und der LG-Präsident weg war), zeigte sich für die Referendare ein ambivalentes (Berufs-)Bild. Einerseits wurde die flexibile Arbeitsgestaltung als positiv beschrieben. Andererseits sei die Arbeitsbelastung, insb. bei Einarbeiten in ein neues Dezernat hoch, die Bezahlung in den Anfangsjahren nicht gerade berauschend. Auch hörte man durch, dass ein Proberichter lieber in Münster geblieben wäre, als ins „wilde OWL“ abgeordnet zu werden. Es ist also nicht alles Gold was glänzt. Jedenfalls in meinem Ref-Durchgang hat die Vorstellung des Richterberufs wenig bewirkt. Die einen strebten ohnehin das Richteramt an; die anderen hielten wegen der aufgezeigten Nachteile lieber an einem Job in der freien Wirtschaft fest.