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  Ausgabe 19/2025
Montag, der 05.05.2025
     

 / Nach dem Referendariat

Großkanzleianwälte als „unheimliche Elite“

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Vor ungefähr einem Monat erschien der Focus mit dem Titel „Die unheimliche Elite“ – ein Bericht über Großkanzleianwälte als heimliche Strippenzieher der Wirtschaft und Berater in Regierungsangelegenheiten.

Inzwischen ist dieser Artikel auch online abrufbar. Der Bericht beginnt mit der Darstellung eines Bewerbungsgesprächs eines 27-jährigen Referendars mit 1000 Euro brutto, der schließlich ein Angebot der Großkanzlei in Höhe von 110.000 Euro plus Boni erhält. Beeindruckende Zahlen – gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise, in der die meisten Großkanzleien bekanntermaßen nicht nur bei den Einstellungen, sondern auch bei den Einstiegsgehältern deutlich restriktiver waren als in den vergangenen Jahren.

Dementsprechend wirkt der Artikel doch an manchen Stellen überzeichnet, um so die richtige Wirkung beim Leser zu erreichen. Zudem werden natürlich viele Aspekte der Arbeit in einer Großkanzlei herausgestellt, die einen Juristen nicht wirklich beeindrucken können (zB das Thema „billable hours“). Kritisch eingegangen wird aber nicht nur auf die langen Arbeitszeiten der jungen Anwälte, die so zu „modernen Lohnknechten“ bzw. „Sklaven“ der Großkanzleien würden.

Seine Freundin, mit der er vier Jahre zusammen war, hat ihn verlassen. Im Herbst hatte er sie in ein luxuriöses Hotel nach Mallorca eingeladen – eine Wiedergutmachung für die Monate, in denen er sich kaum um sie kümmern konnte. Als er mit ihr am zweiten Tag am Pool lag, klingelte das Telefon. Die Kanzlei verlangte seine Rückkehr. Sofort.

Auch das Verhältnis des Gewinnstrebens der großen „Anwaltskonzerne“ zum Ständerecht der Anwälte wird thematisiert.

„Besonders in den großen, internationalen Sozietäten untergräbt das Streben nach Profit unsere standesethischen Grundsätze“, kritisiert Ulrich Hartel, Seniorpartner bei Raupach & Wollert-Elmendorff, einer mittelständischen deutschen Kanzlei.

Ein insgesamt lesenswerter Artikel. Insbesondere zu empfehlen ist das Interview mit Ralph Wollburg, Partner bei Linklaters in Düsseldorf.

Der Artikel wurde am 14. April 2010 von veröffentlicht. Michael ist ein ehemaliger Referendar aus NRW.