Momentan überlege ich mal wieder, ob ich nicht doch noch eine Promotion ans Referendariat anschließe. Ursprünglich wollte ich komplett auf den „DR.“ verzichten. Schließlich waren die beiden Praktiker in meiner mündlichen Prüfung zur 1. Staatsprüfung auch ohne Promotion an ihren Job gekommen.
Nach 5 Jahren des theoretischen Jurastudium wollte ich wissen, wie es in der Praxis ausschaut. Grund dazu, diesen Standpunkt nun zu überdenken, hatte ich dann im Vorstellungsgespräch für die Anwaltsstation. Dort meinten die beiden Anwälte, die das Gespräch mit mir führten, dass ein Doktortitel für sie schon eine gewisse Bedeutung für die Einstellung besitze. Die Note der Doktorarbeit sei zweitrangig – durch die Doktorarbeit zeige man nämlich die Fähigkeit zu wissenschaftlichem Arbeiten auf. Außerdem helfe so ein Titel in der Kundenacquise: Gegenüber Normalbürgern wirke ein Doktortitel noch stärker als ein Fachanwalt oder ein LLM. Ich solle mir doch überlegen, noch eine Promotion anzustrengen. Ich meinte diplomatisch darauf, dass ich mir durchaus noch nach dem Ref ne Promotion „vorstellen könnte“.
Und jetzt habe ich mir die Promotion als Plan-B überlegt. Bzw. als Überbrückungsmöglichkeit, falls die Jobsuche sich länger hinziehen sollte als gedacht. Das Schlimmste ist wohl, nach dem Referendariat eine ganze Zeit erstmal gar nichts zu haben. Vielleicht gibt es auch eine Möglichkeit, die Promotion in Teilzeit bei einer Kanzlei voran zu treiben. Im Nachhinein hätte ich die Promotion vielleicht schon nebenbei zum Referendariat machen sollen. Bei den Lücken in der Zivil- und Verwaltungsstation hätte man im Referendariat schon einen Teil der Einarbeitung bewerkstelligen können. Aber das weiß man vorher ja nicht. Und soweit ich weiß, kann man sich in NRW zu Promotionszwecken auch keinen Sonderurlaub nehmen (anders wohl in Niedersachsen).
Das zeigt mal wieder, dass es aus meiner Sicht für eine Promotion nicht den richtigen Zeitpunkt gibt. Auch die Promotion vor dem Referendariat hat den Nachteil, dass man entweder relativ alt beim Start ins Ref ist oder mit dem Risiko ins Referendariat geht, mittendrin noch erheblich nachbessern zu müssen. Insgesamt muss jeder zukünftige Jurist wohl seinen eigenen Weg machen. Dabei gilt es keine Zeit zu verlieren – sobald man auf die 30 Jahre zugeht, werden insb. Kanzleien nachfragen, warum man noch keinen Doktortitel sein eigen nennen kann.