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  Ausgabe 24/2025
Dienstag, der 10.06.2025
     

 / Allgemein

….und dann ist auch schon Weihnachten!

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Wer kennt es nicht: Zu Beginn des Studiums hatte man das Gefühl, alle Zeit der Welt zu haben, bevor man anfangen muss, sich tatsächlich intensiv auf das 1. Examen vorzubereiten. Immerhin hatte man eigentlich keinen wirklichen Zeitdruck. Schaffte man es nicht alle nötigen Scheine zu erhaschen oder war man sich dann doch nicht mehr so sicher, konnte man ganz getrost das Examen weiter nach hinten verschieben. Nicht die beste aller Lösungen, aber immerhin eine Lösung.

Und dann kam das Referendariat. Zum ersten hat man ein konkret durchgeplantes Zeitpensum für jede Station. Wobei man sagen kann, dass sich anfangs 2 Jahre recht viel anhören. Innerhalb dessen hat man die Illusion genug Zeit zu haben, um sich intensiv darauf vorzubereiten. Und zum anderen ist man ja höchst motiviert. Alles sollte anders werden. Man wird mehr lernen, mehr vor- und nacharbeiten, mehr Klausuren schreiben. Eben all jene Fehler ändern, die man im 1. Examen gemacht hat. Soviel zur Theorie. Die Praxis schaut da wohl ganz anders aus.

Zu Beginn der Zivilrechtsstation ist alles anders. Viele neue Eindrücke, komplett andere Arbeitsweisen, mehr Verantwortung. Man betritt in der Regel zum ersten Mal im Leben den Gerichtssaal, um „Recht zu sprechen“ bzw. um zu versuchen, sich nicht von den schmunzelnden Rechtsanwälten einschüchtern zu lassen, sobald sie sehen, dass man zitternd vor Aufregung kaum das Diktiergerät halten kann. Ich für meinen Teil hatte tatsächlich die größten Probleme damit mich vor Aufregung nicht zu verhaspeln. Auch das Zurückspulen will gelernt sein. Solche Sitzungen bedürfen gerade am Anfang einer intensiven Vorbereitung. Man versucht eine Art Drehbuch zu schreiben, damit man auf alle Eventualitäten vorbereitet ist. Pustekuchen. Meist bringt das sowieso nicht, außer Zeitverlust für andere wichtige Dinge. Hat man den Schock überwunden, muss man sich an das Urteile schreiben gewöhnen. Die diversen Zeitformen führen manchmal zu Frustrationen und Hass auf die gesamte Zivilgerichtsbarkeit. Hat man sich nach Wochen eingefuchst und fühlt sich in den Hauptbereichen sicher, gelingen die Probeklausuren in der Arbeitsgemeinschaft immer mehr und hat langsam eine Ahnung, wie es tatsächlich in den Gerichtssälen abgeht (dabei kommt es wohl nicht immer auf das Recht an), merkt man, dass die Station schon wieder rum ist. Man bemerkt aber auch, dass man versäumt hat die vielen Klausuren zu schreiben, so wie man es sich vorgenommen hat. Und wo ist nochmal das Lernbuch, welches man ausarbeiten wollte. Naja, es ist ja erst der Anfang und man hat noch alle Zeit der Welt.

Immerhin soll die Strafrechtsstation ja sehr entspannt sein. Tatsächlich muss man sagen, dass es vom Stoff her nicht viel neues gibt. Im Vergleich zur Zivilstation, in der man sehr viel Verfahrensrecht neu erlernen muss, kommt es hier mehr auf die materielle Seite an. Viele Gutachten werden geschrieben und man hat das Schreiben von Anklagen, sofern man sich hier einige grundlegende Formulierungen einprägt, recht schnell im Kopf. Auch das Schreiben von Revisionsklausuren erscheint nicht so schwierig. Manchmal hatte ich innerhalb diesen das Gefühl, dass es sich um stupides Herunterschreiben von Wissen handelt. Man hat ein paar Punkte, die man Abarbeitet und dann ist gut. Alles ganz relaxt. Wenn da nicht der nervenaufreibende Sitzungsdienst wäre. Natürlich versucht man sich souverän in der viel zu großen Referendarsrobe zu präsentieren. Jedoch gelingt das wohl nicht jedem. In meinem Fall konnte ich mich zwar mit Hilfe meines Ausbilders sehr gut darauf vorbereiten, aber es kam in den meisten Fällen anders als man denkt. Nun hat man aber auch hier schon Stunden damit verbracht (auch hier mal wieder zitternd) die Verhandlung vorzubereiten, vielleicht auch schon ein Vordruck für ein Plädoyer auszufüllen und die Anklage 20 mal zu lesen, damit es sitzt. Wer nicht so viele Verhandlungen hat, hat Glück. Den anderen bleibt auch hier relativ wenig Zeit, sich viel auf andere Dinge zu konzentrieren. Und auf einmal wird der ängstliche Blick auf den Sitzungsplan überschattet von der Erkenntnis, dass auch die Station schon wieder rum ist. Aber es ist ja schließlich erst die zweite Station. Die Zeit ist zwar etwas fortgeschritten, aber immerhin hat man noch mehr als ein Jahr.

Dann sitzt man also in einem Büro in der Verwaltungsstation. Die dritte Station auf dem sehr eng gefassten Plan. Wer denkt, man hätte hier viel Zeit, wichtige Dinge zu wiederholen oder sich gar auf andere Rechtsgebiete zu konzentrieren liegt hier falsch. Hat man das Pech jeden Tag zwischen 8 und 10 Stunden bei seinem Ausbilder sein zu „dürfen“, bleiben einem nur die Wochenenden. Aber man bekommt eben das Examen nicht geschenkt und die sozialen Kontakte müssen es einem doch Nachsehen? Selbst wenn man nicht jeden Tag in einem stickigen Büro sitzen muss, wird man geradezu mit Akten bombardiert. Natürlich ist das gut für die allgemeine Praxis, aber man kommt oftmals ganz schön ins Schwitzen, wenn man wie ich einen zusätzlichen Klausurenkurs belegt. Die wöchentlichen Klausurenhefte erinnern daran, dass man mal wieder nicht genug gemacht hat. Problem ist nur das ständige Einschlafen auf den Akten. Und das derzeit größte Problem von allen: Die Weihnachtszeit hat begonnen. Eine besinnliche, ruhige Zeit zum entspannten Zusammensitzen mit den Liebsten und….. Nein, für Referendare heißt das: Mindestens eine Woche weniger Zeit zum Vorbereiten und dann auch noch der Rutsch ins nächste Jahr, der einen daran erinnert, dass in ein paar Monaten Examen geschrieben wird.

Der Artikel wurde am 17. Dezember 2014 von veröffentlicht. Sophie war Referendarin in Sachsen-Anhalt.