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  Ausgabe 16/2024
Freitag, der 19.04.2024
     

 / Niedersachsen / Zivilrechtsstation

Der Feind im Papierformat: Die Proberelationshausarbeit

von

*Sie ist weg, weg…und ich bin wieder allein, allein…*. 😀 Die Bearbeitungszeit für die Proberelationshausarbeit ist nun auch vorbei. Wir hatten eine Woche Zeit. Effektiv habe ich 3 Tage (die aber dafür auch fast vollständig von morgens bis abends) an der Hausarbeit gesessen (nachdem ich zuvor gehört habe in „2-3 Tagen schaffe man das *locker*“, war ich anfangs noch frohen Mutes das es zeitlich mit 2-3 Tagen kein Problem werden würde). Es lief dann aber doch nicht ganz sooo locker und stressfrei ab wie ich zunächst dachte.

Ich habe blöderweise die letzten 3 Tage genutzt anstatt die erste Hälfte der Bearbeitungswoche an der Hausarbeit zu schreiben, aber die erste Hälfte der Bearbeitungszeit habe ich noch viel zu tun gehabt mit Nebenjob etc. Die anderen Referendare saßen wohl effektiv auch 2-4 Tage an der Hausarbeit (also die ganzen 7 Tage hat keiner genutzt), allerdings fand es keiner so wirklich easy-peasy und vollkommen auf die leichte Schulter genommen hat es auch so gut wie niemand…viele haben dann doch die ein oder andere Schicht abends nochmal zwischengeschoben…oder direkt die Morgens-/Nachmittagsschicht nochmal zur Abend-/Nachtschicht verlängert. 😀

Die Hausarbeitsnote fließt mit in die AG-Zeugnisnote ein und da mag man jetzt sagen was man will und ob diese Zeugnisse überhaupt eine gewisse Relevanz haben mag auch einmal dahingestellt sein, aber Fakt ist doch: über 4 Punkte wird sich da sicherlich niemand freuen. Von daher möchte man ja auch nicht „negativ“ auffallen: wer weiß ob der ein oder andere Prüfer in der mündlichen Prüfung nicht doch mal ein Auge auf die Zeugnisse wirft und ggf. aufgrund guter Zeugnisse einen Sozialpunkt vergibt wenn man zwischen zwei Noten steht oder damit eine verhauene Leistung vielleicht etwas hochwerten kann, indem man bei der einen Klausuren halt „einen schlechten Tag gehabt hat“ oder man das Zeugnis für die Bewerbung bei einer Anwaltsstation mitschicken soll. Auch wenn ich bisher oft gehört habe, dass man die Zeugnisse eh nicht ernst nehmen kann und sie notenmäßig meistens auch überdurchschnittlich ausfallen und daher das ganze Bild etwas verzerren, möchte man doch auch gerade dann nicht jemand sein, der von dem „Regelfall“ abweicht und ein schlechtes Zeugnis in seiner Akte hat (außerdem würde es beim AG-Leiter glaube ich auch nicht sonderlich gut ankommen, wenn man eine Woche Zeit hat und dann etwas abgibt was aussieht wie in 5 Minuten lustlos hingeschmiert weil es einem total egal ist und man es nicht ernst nimmt).

Zur Relevanz und Bedeutung der Zeugnisse: wie gesagt, alles spekulativ, aber auf ein schlechtes Zeugnis anlegen sollte man es dann doch nicht und ich denke jeder möchte doch (am liebsten natürlich mit geringstem Aufwand *g* aber das geht leider nur in den seltensten Fällen) eine für sich bestmöglichste Gesamtnote im Zeugnis erreichen wenn eine Leistung abgegeben wird deren Note zum Teil in diese Endnote einfließt und die man in mancher Hinsicht auch etwas beeinflussen kann (zumindest aufgrund der Bearbeitungszeit von einer Woche und der Möglichkeit sich mit anderen Referendaren aus der Gruppe auszutauschen doch immerhin mehr als wenn ich jetzt eine 5-stündige Klausur schreibe). Außerdem: wenn man sich schon intensiv mit der Arbeit auseinandergesetzt hat, möchte man ja auch, dass sich der Aufwand gelohnt hat und man positives Feedback bekommt (also ich finde das zumindest motivierend 😉 ).

Ich kenne auch Referendare, denen sind die Noten während des Referendariats und die Zeugnisse die man dort bekommt wirklich vollkommen egal. Das muss letztlich jeder mit sich ausmachen und das so handhaben, dass man mit sich selbst zufrieden ist. Ich weiß nur: ich wäre es halt nicht und ich kann auch eine Sache nicht halbherzig angehen. Entweder macht man etwas ganz oder gar nicht…und wenn schon ganz: dann soll sich der Aufwand doch auch bitte positiv im Ergebnis widerspiegeln (damit meine ich jetzt nicht das es 18 Punkte sein sollen [ich halte nach es nach wie vor für ein Gerücht, dass die Skala überhaupt bis dahin geht 😉 ]), aber eine Note so in dem Dreh zwischen 9 – 13 Punkten wären schon toll in der Hausarbeit. 🙂

Ich fand die Akte die wir relationsmäßig zur Bearbeitung bekommen haben allerdings doch sehr anspruchsvoll (nachdem ich anfangs nur mal kurz durchgeblättert habe und dachte „ach, das passt ja“, schlug diese Meinung, nachdem ich mich dann wirklich rangesetzt habe, recht schnell um und ich entdeckte lauter kleine und große gemeine Feinheiten). Ich fand die Hausarbeit – rein subjektiv – im Vergleich mit anderen, älteren Relationshausarbeiten die ich von 2 Bekannten gesehen habe nicht nur prozessual, sondern auch materiell-rechtlich um einiges schwieriger (gut, das kann man natürlich immer sagen…ist daher auch jetzt nur meine subjektive Meinung). 😉 Vieles musste man sich erstmal komplett neu anlesen, ob es vorliegend überhaupt relevant ist etc. Das ist nun noch nichts ungewöhnliches. Problematisch war allerdings, dass dies auch für den materiell-rechtlichen Teil galt und man im materiellen Teil ewig lange nach Anspruchsgrundlagen im BGB suchen konnte um dann nach Rücksprache mit den anderen Referendaren, von denen – etwas überspitzt gesagt – auf 3 Referendare dann 4 unterschiedliche Meinungen fielen 😀 man letztlich durch die Recherche bei Juris und Co (und irgendwann auch aufgrund der „ich entscheide mich jetzt einfach für irgendwas und basta“-Einstellung) feststellen musste, dass es für einige der Ansprüche scheinbar gar keine konkrete Norm gibt (oder vielleicht doch und niemand hat sie gefunden? Wir werden es spätestens bei der Wiedergabe erfahren 😉 ).

Auch das prozessuale Grundgerüst war nun ausgerechnet eines, das wir bisher noch nicht behandelt haben. Man kennt es ja schon von den Hausarbeiten im Studium, dass der Stoff drankommt, der erst im kommenden Semester behandelt wird. Ich find das dennoch immer wieder nervig, wenn das Gegenteil von dem drankommt was man bisher gemacht hat, anstatt das was man bisher gemacht hat mit der Hausarbeit in dem Sinne einfach abzuprüfen, ob man das bisherige auch wirklich richtig verstanden hat (ein paar kleine neue Dinge kann und sollte man ja trotzdem immer einbauen, aber so völlig neue Sachen…ich find das immer sehr nervig und sehe das teilweise auch als große Zeitverschwendung an: Hätte ich im Studium damals bei den Hausarbeiten für die Zwischenprüfung schon eher rausgefunden dass das so abläuft, dann hätte ich einfach jede Hausarbeit ein Semester später geschrieben; die Hausarbeiten wären dann auch viel schneller und einfacher von der Hand gegangen. 🙂 Dementsprechend musste man sich auch bei der Proberelationshausarbeit erstmal komplett neu einlesen um zu wissen wie man das Ganze aufbaut, was benötigt wird und wie der Ablauf überhaupt funktioniert. Das war schon recht nervig.

100% zufrieden bin ich nicht (aber wer ist das schon) weil ich mir doch bei einigen Sachen bis zum Schluss unsicher war (und immer noch bin) ob das überhaupt so passt oder das jetzt genau falsch gemacht wurde und ein grober Schnitzer ist, aber ich habe die Hausarbeit dann einfach fertig geschrieben (irgendwann muss man sich ja mal irgendwie entscheiden) und werde jetzt einfach mal abwarten was dann letztlich bei rauskommt (was anderes bleibt mir ja auch nicht übrig). 🙂 Ich hoffe aber inständig, dass ich nun wirklich nie nie nie wieder eine Hausarbeit schreiben muss (ich dachte eigentlich das wäre mit Studienende auch erledigt…hah! Falsch gedacht, mal gucken welche Irrtümer sich mir in der Folgezeit noch eröffnen werden 😉 )…Hausarbeiten/Referate/mündliche Mitarbeit liegt mir zwar besser als Klausuren (da bin ich oft zu hibbelig und überlese gerne mal was) aber das heißt ja trotzdem nicht automatisch, dass ich scharf drauf bin auch weiterhin welche zu schreiben. 😉 Ich habe somit für mich beschlossen, dass ich allein auch schon aus diesem Grund nicht durch das 2. Examen fallen darf, denn wenn man durch das 2. Examen durchfällt muss man Ergänzungsdienst machen, d.h. in der Regel die ersten beiden Pflichtstationen wiederholen bevor man erneut das 2. Examen schreiben darf…und dann hätte ich mit Wiederholung der 1. Pflichtstation ja noch einmal eine Hausarbeit zu schreiben. Das muss nach meinem Geschmack allerdings nicht unbedingt sein…und ich hoffe natürlich, dass das auch nicht so sein wird. 😉

Kaum ist die Hausarbeit abgegeben, ist übrigens auch schon die nächste Arbeit in Sicht. Diesmal handelt es sich allerdings nicht mehr um eine Hausarbeit, sondern die erste Klausur in der Arbeitsgemeinschaft. Während der 1. Pflichtstation schreibt man insgesamt 3 Klausuren (deren Bewertung natürlich – welch Überraschung – auch wieder in die Gesamt-Zeugnisnote einfließt). In knapp 3 Wochen ist es schon soweit…bis dahin muss ich unbedingt noch lernen (oder besser gesagt: endlich erstmal richtig anfangen zu lernen, bisher kam ich noch nicht wirklich dazu).

Eine Lerngruppe wurde letzte Woche auch spontan gegründet. Wir sind entweder zu zweit oder zu dritt (die dritte Person ist noch unschlüssig) und wollen uns dann einmal wöchentlich treffen. In der Lerngruppe wollen wir den Stoff, den wir in der AG behandelt haben, abfragen/besprechen oder anhand einfacher Fälle mal einen Aktenvortrag üben (soweit nur der grobe Plan, ein genauer Ablaufplan existiert noch nicht). Ich bin mal gespannt ob das funktioniert. Zum 1. Examen hatte ich damals auch eine Lerngruppe, das hat aber nicht wirklich viel gebracht und die Lerngruppe löste sich darum auch nach 4-5 Treffen wieder auf. Vielleicht lag es daran, dass die Lerngruppe damals mit 5 Leuten zu groß und der Wissensstand extrem unterschiedlich war. Prinzipiell lerne ich auch lieber alleine, aber da ich letztens gefragt wurde wollte ich nochmal einen erneuten Versuch starten und dem Vorhaben „Lerngruppe“ eine zweite Chance geben. 😉

Ab nächster Woche habe ich dann nur noch einmal wöchentlich Arbeitsgemeinschaft. Neben der Arbeitsgemeinschaft beginnt nun auch die Ausbildung beim Richter. Ich habe mir direkt nach Abgabe der Proberelationshausarbeit 2 Akten von meinem Richter abgeholt. Vom Umfang sind sie wirklich ok, da kann man nichts gegen sagen. Ich hatte befürchtet eine Akte wäre schon ein richtiger Berg, aber der Richter war sehr gnädig bei der Aktenauswahl und hat mir nicht direkt für die erste Bearbeitung die dicksten Akten von seinem Schreibtisch mitgegeben. 😉

Euch noch einen schönen Tag…und hoffentlich kommt das Wochenende die Sonne wieder raus. Die letzten Tage hatte ich leider gar nichts von dem schönen Wetter weil ich an der Hausarbeit saß und jetzt wo sie abgegeben ist ist das Wetter wieder schlechter (wie sollte es auch anders sein…). Dafür entschädigt mich aber gerade der Blick auf das Konto: das erste Ref-Gehalt ist mittlerweile da…und sogar die vollständige Summe und nicht nur ein kleiner Abschlag…juhuuu. 🙂

Emily*

Der Artikel wurde am 31. März 2012 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.