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  Ausgabe 13/2024
Freitag, der 29.03.2024
     

 / Ausland / Wahlstation

Erfahrungsbericht: Wahlstation bei Noerr in London

von

Jana Baumann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Corporate bei Noerr, hat Ihre Wahlstation in Ihrer Lieblingsstadt London absolviert. In ihrem Erfahrungsbericht erfährst Du mehr über Ihre spannende Zeit in einer der größten Wirtschaftsmetropolen, Tipps für Deine Auslandsstage inklusive.

Ganz bewusst habe ich mich frühzeitig bei Noerr für die Wahlstation in London beworben, da ich die Stadt einfach liebe und das Büro die einzigartige Möglichkeit bietet, zwar englischsprachig, aber doch im deutschen Recht tätig zu werden. Dies rührt daher, dass Noerr mit seinem Londoner Büro gar nicht erst versucht, in Konkurrenz zu den großen englischen Kanzleien zu treten, indem Noerr nun auch im englischen Recht beriete. Vielmehr tritt Noerr ganz bewusst als deutsche Kanzlei auf dem englischen Markt auf und fokussiert sich auf die Beratung englischer Mandanten bei grenzüberschreitenden Transaktionen oder sonstigen Geschäften mit Deutschlandbezug.

Das Londoner Büro befindet sich im 40. Stock eines ehemaligen Bankengebäudes im Bankendistrikt zwischen Börse und Liverpool Street Station. Ein Vorteil des Büros liegt damit auf der Hand. Jeden Tag und bei jeder Wetterlage bietet sich ein großartiger Blick über die Londoner City, der auch nach drei Monaten seinen Reiz nicht verliert. Ein weiterer Vorteil der zentralen Lage ist, dass man nach Feierabend schnell überall hinkommen kann. Insbesondere liegen Shoreditch und Hoxton, zwei Stadtteile, in denen sich etwa für den Feierabenddrink zahlreiche Bars und Clubs finden, nur einen kurzen Fußmarsch entfernt. Allerdings gibt es eigentlich in jedem Winkel Londons besondere Bars und Ausgehmöglichkeiten – für jeden Geschmack ist etwas dabei, ob man nun die altehrwürdige britische Spelunke oder moderne oder hippe Läden bevorzugt.

Ein weiterer großer Vorteil des Büros ist seine Größe. Mit gerade einmal vier Anwälten/-innen und insgesamt nur 14 Arbeitsplätzen herrscht eine angenehme persönliche Stimmung. Man fühlt sich gleich wohl und als Teil des Teams. Als solches bietet sich auch ab und an die wohl einzigartige Gelegenheit, die Anwälte auf Marketingveranstaltungen oder zu anderen Terminen zu begleiten; so durfte ich während meiner Zeit etwa mal mit zu einer von einer Best-Friends-Kanzlei gesponserten Modenschau sowie einigen anderen Empfängen. Soweit sich die Gelegenheit bietet, ist aber auch ein Gerichtsbesuch möglich.

Die Aufgaben sind sehr abwechslungsreich, der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt aber doch im Gesellschafts- und Insolvenzrecht, so dass eine gewisse Affinität zu diesen Bereichen, insbesondere M&A, Venture Capital oder Restrukturierungen, nicht schadet. Da insbesondere Private Equity Investoren zum Mandantenstamm gehören, bin ich während meiner Zeit etwa bei den vielfältigen Aufgaben rund um die grenzüberschreitende Akquise ganzer Unternehmensgruppen eingebunden worden. Ferner wird aber auch die Zusammenarbeit mit Kollegen anderer Standorte großgeschrieben; so arbeitet man während seiner Zeit im Londoner Büro auch mal Kollegen aus Berlin oder Frankfurt zu und trifft auch zahlreiche Noerr-Anwälte anderer Standorte, die nur für Gerichts- oder Mandantentermine kurz in der Stadt sind. Auch wenn im Büroalltag viel Deutsch gesprochen wird, ist die offizielle Bürosprache Englisch, da auch einige Muttersprachler dort arbeiten. Auch die Arbeitsergebnisse sind in der Regel in englischer Sprache abzufassen.

Vielleicht noch ein paar Tipps, wenn Ihr ein Praktikum oder eine Station in London absolvieren solltet: Lasst Euch nicht von dem allgemein hohen Preisniveau, insbesondere auch die hohen Mieten in London abschrecken. Des Weiteren gilt: Für die meisten Londoner ist ein langer Commute von etwa einer Stunde die Regel; alles in Zone 2 ist absolut normal und gut zu bewältigen. Ich würde Euch aber nicht empfehlen viel weiter draußen zu wohnen. Das, was man an Miete spart, zahlt man bei den Tickets wieder drauf und je länger der Weg in die Stadt ist, desto größer die Verlockung, an einem freien Tag auch mal nicht in die Stadt zu fahren. Und das wäre wirklich schade, wo die Stadt so viel zu bieten hat. Neben den Einkaufsmöglichkeiten ist insbesondere das kulturelle Angebot schier unerschöpflich und zwar ganz egal, ob das Herz für die Kunst, die Musik, das Schauspiel oder den Tanz schlägt. Mein persönlicher Tipp abseits der gut ausgetrampelten Wege etwa wäre der Besuch der Westminster Abbey am Mittwochabend zur Evensong-Messe. Und wenn Ihr London bereits gut erkundet habt, bieten sich auch immer wieder Tagesausflüge an, ob nach Cambridge, Oxford oder Brighton, in die Harry Potter Studios oder zum Hampton Court Palace. Falls Ihr vor Ort den Kontakt zu anderen Referendaren sucht, gibt es auf Facebook eine entsprechende Gruppe. Ansonsten könnt Ihr einfach den Referendar der Rechts- und Konsularabteilung der Botschaft anschreiben, da diesem traditionell die Aufgabe zukommt, die Referendarstammtische zu organisieren. Je nachdem, wer dieses Amt gerade bekleidet, finden diese Stammtische häufiger oder seltener statt, in der Regel aber doch alle zwei Wochen.

Zusammenfassend, kann ich eine Station in London jedem nur wärmstens ans Herz legen! Es ist eine tolle Gelegenheit, diese faszinierende Stadt einmal intensiver kennen zu lernen.

Dieser Artikel erschien erstmals am 16.06.2016 als Blogbeitrag auf clavisto. clavisto ist das Talentprogramm für exzellente Nachwuchsjuristen (m/w) und vernetzt Dich mit Top-Kanzleien. Du erhältst attraktive Förderleistungen und profitierst von einem starken Karriere-Netzwerk Jetzt clavisto-Talent werden: www.clavisto.de