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  Ausgabe 16/2024
Samstag, der 20.04.2024
     

 / Hessen / Wahlstation

Arbeitsrecht im Kloster

von

Kürzlich hatte ich das Vergnügen, an einer Arbeitstagung zu aktuellen Problemen aus dem Arbeitsrecht teilnehmen zu dürfen. Die von der Hessischen Justizakademie speziell für Rechtsreferendare angebotene dreitägige Veranstaltung fand im Kloster Tiefenthal bei Eltville im schönen Rheingau statt.

Der große Klosterkomplex verfügt über ein Bildungshaus mit einem großen Tagungsraum und diversen Zimmern für die Veranstaltungsteilnehmer. Die Einzelzimmer sind praktisch eingerichtet mit bereits frisch bezogenem Bett, Schrank, Tisch und Stuhl, sowie einem eigenen Waschbecken. Toiletten und Duschen befinden sich zentral auf der Etage. Um die Besonderheit der Tagungsstätte in Erinnerung zu halten, befindet sich in jedem Zimmer ein Kreuz, eine Bibel und ein Übersichtsplan zum Klostergelände und der historischen Entwicklung der heiligen Stätte. Es handelt sich um ein Nonnen-Kloster, wobei wir nur am Empfang des Bildungshauses Nonnen gesehen und sonst außer uns so gut wie niemand in den Fluren oder dem Speisesaal zu sehen war.

Nach der Anreise und dem Kennenlern-Kaffee begann der inhaltliche Teil der Veranstaltung. Der Richter, der uns in den drei Tagen in die Geheimnisse und Entwicklungen des Arbeitsrechts einführen wollte, stellte sich kurz vor und fragte dann in einer Vorstellungsrunde der Teilnehmer die bisherigen Vorkenntnisse und die Erwartungen an die Tagung ab. Insgesamt hangelten wir uns von der Entstehung der Arbeitsverhältnisse bis zur Auflösung derselben durch aktuelle Urteile und lösten insgesamt 10 Fälle, zu denen wir auch ausführliche Lösungen bekamen. Eigene Falllösungen, die Präsentation derselben als Vorübung für Aktenvorträge und Gruppenarbeit gehörten ebenso zum Programm, wie Diskussionen zu verschiedenen Lösungsansätzen. Es war eine Gruppe von etwa 20 Referendaren, die in u-förmig angeordneten Tischreihen saß. Auch, wenn die Tische leider etwas arg klein waren, sodass die zwei Tischnachbarn sich bestenfalls einen Schönfelder teilen mussten, um neben den Schreibblöcken auch noch Getränke auf der Tischplatte unter zu bringen, war es eine ganz angenehme Atmosphäre.
Eh man sichs versah, war dann auch schon wieder die nächste Pause angesetzt. Um 12 Uhr gab es Mittagessen. Nach guter Stärkung mit Schnitzel, Bratkartoffeln, sowie Erbsen und Möhren, Salatbuffett und Milchreis mit Kirschen zum Nachtisch, bot sich ein kleiner Spaziergang im Grünen rund ums Kloster an. Anschließend ging es dann weiter im arbeitsrechtlichen Programm, bis um 15 Uhr herrlicher Schokoladen- oder Stachelbeerkuchen und einige Kannen Kaffee auf uns warteten. Die letzte Etappe für arbeitsrechtlichen Input dauerte dann bis zum Abendbuffett mit Broten und diversen Belägen um 18 Uhr.

Nachdem dann alle verweilenden Referendare ihre Zimmer bezogen hatten (es hatten nur etwa 6 keine Übernachtung vor Ort gewünscht), überlegten wir, wie wir den Abend nutzen wollten. Wir mussten allerdings feststellen, dass der Montag kein guter Tag ist, um die heimischen Weinschänken kennenzulernen, denn montags ist überall in der näheren Umgebung Ruhetag. Die netten Mitarbeiterinnen im Bildungshaus hatten aber eine Alternative für uns – sie empfahlen, sich einfach im großen Aufenthaltsraum mit gemütlichen Sofaecken einzufinden und sich an den heimischen Weinvorräten im Getränkeraum zu bedienen. Da gab es tatsächlich für jeden Geschmack etwas – egal, ob rot, weiß, trocken, halbtrocken oder lieblich – und auch für Nicht-Weinfreunde einige Flaschen Bitburger, sowie Alkoholfreies – das gegen Zahlung in eine Spardose verzehrt werden durfte.

Der nächste Tag begann dann mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffett, dass von Brötchen und Brot, diverse Beläge bis zu Müsli und Obst reichte und mit Kaffee und Tee abgerundet wurde. Nachdem der arbeitsrechtliche Teil dann pünktlich um 9 Uhr im Tagungsraum begann, wurde er wieder etwa im drei-Stunden-Rhythmus durch Mahlzeiten unterbrochen. Die mittäglichen Glocken läuteten Lasagne und Salat, sowie Arme Ritter und Tiramisu-Creme zum Nachtisch ein. Später zur Kaffeepause wurde dann die Stimmung nochmal mit Marzipan-Nuss-Teilchen gehoben.

Am zweiten Abend nutzten wir dann die Gelegenheit, in die angrenzende Ortschaft hinab zu laufen und kehrten in eine Weinstube ein. Die Gegend ist wirklich ganz schnuckelig, nur waren wir zugegebenermaßen bei der Dunkelheit und Kälte nicht so motiviert, uns richtig umzuschauen, aber bei sommerlicherem Wetter lohnt sich das garantiert!

Am dritten Tag endete die Veranstaltung dann gegen Nachmittag, nachdem wir noch einen Kurzüberblick zum Teilzeit-und Befristungsrecht und zu aktuellen Entwicklungen im Urlaubsrecht dargeboten bekamen. Zu guter letzt durften wir noch einen Fragebogen zur Evaluation der Veranstaltung ausfüllen und schon war es wieder an der Zeit, sich von den Kollegen aus Wiesbaden, Frankfurt, Hanau und Darmstadt zu verabschieden. Mit zahlreichen Arbeitsmaterialien ausgestattet und wohl auch um einige Kilo schwerer durch die üppige, immer gute und exakt getimte Verpflegung verließen wir dann das Gelände, das von außen von der Straße gar nicht direkt als Kloster erkennbar ist. Ich will nicht verschweigen, dass sich mancher Teilnehmer in Flohmarkt-Raum des Klosters sogar noch mit den ersten Weihnachtsgeschenken eindeckte und das Stöbern dort doch einige der Referendare erfreute.

Auch, wenn mir die Themen weitestgehend bereits bekannt waren, weil ich mich in den letzten Stationen schon sehr arbeitsrechtlich ausgerichtet hatte, fand ich die Veranstaltung ganz gut, um vieles nochmal in Erinnerung zu rufen, sich systematisch mit einigen Themenkomplexen auseinander zu setzen und hinsichtlich aktueller examensrelevanter Rechtsprechung auf dem Laufenden zu sein, was insbesondere für die mündliche Prüfung sicher nicht schadet. Ansonsten war es wieder mal eine tolle Gelegenheit, auch Kollegen aus anderen Bezirken kennenzulernen.

Ich bleibe also dabei, dass sich die Teilnahme an Arbeitstagungen durchaus lohnt! 🙂

Der Artikel wurde am 9. Dezember 2014 von veröffentlicht. Melli war Referendarin in Hessen.