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  Ausgabe 17/2024
Mittwoch, der 24.04.2024
     

 / Niedersachsen / Staatsexamen

Skandal in Niedersachsen: 2. Examen war käuflich

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Seit gestern Abend berichten mehrere Medien über einen Skandal im LJPA Niedersachsen. Ein Refereratsleiter des LJPA soll seit 2010 Examenskandidaten in Niedersachsen vor Beginn der Klausuren Zugang zu den Sachverhalten und Lösungen gegeben und dafür viel Geld erhalten haben. Manche Referendare sollen sich also ihr 2. Examen bei diesem Mitarbeiter des LJPA gekauft haben.

Auffällig gute Leistungen

Die ersten Anhaltspunkte für einen Betrug erhielt das Ministerium in Niedersachsen Anfang diesen Jahres. So habe es auffällige Verbesserungen von Kandidaten im 2. Examen zu ihren Leistungen im Referendariat gegeben. Zudem seien in mehreren Klausuren Formulierungen verwendet worden, die den Formulierungen in den Musterlösungen sehr ähnelten.

Flucht nach Italien

Nach Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen Korruption wurden die Büroräume und 2 Privatwohnungen des Richters und Referatsleiters im LJPA durchsucht und belastendes Material beschlagnahmt. Wie beispielsweise die WELT berichtet, blieb der Richter jedoch zunächst auf freiem Fuß und setzte sich dann ins Ausland ab.

Aufgrund eines internationalen Haftbefehls schlugen in der Nacht zum Montag italienische Polizisten in Mailand zu und nahmen den Richter in einem Hotel fest. Im Hotelzimmer befanden sich neben einer großen Menge Bargeld (30.000 €) – filmreif – eine geladene Pistole.

Konsequenzen für Referendare

Offenbar war die Durchsuchung beim Richter aufschlussreich. So sollen sich die Ermittlungen bereits auch auf „Jung-Juristen“ erstrecken, die die Dienste des Richters in Anspruch genommen und sich die Sachverhalte des 2. Examens erkauft hatten. Dies bestätigt Lutz Gaebel von der Staatsanwaltschaft Verden in einem Interview mit dem NDR, das als Video in der Mediathek des NDR abrufbar ist. Diese „Volljuristen“ dürften in der nächsten Zeit eher schlecht schlafen.

Darüber hinaus hat dieser Vorfall auch Folgen für die Referendare, die ab morgen das 2. Examen schreiben: Wie die BILD berichtet, seien die Prüfungsaufgaben für die anstehende Prüfung vorsichtshalber ausgetauscht worden. Am Ringtausch wird Niedersachsen ausnahmsweise wohl nicht teilnehmen.

UPDATE: Dass die Klausuren ausgetauscht werden, ist nun auch offiziell bestätigt. Heute wurden die Referendare darüber per Brief informiert:

Sobald wir neue Informationen zu diesem Skandal in Niedersachsen entdecken, werden wir diese in den RefNews veröffentlichen!

Der Artikel wurde am 2. April 2014 von veröffentlicht. Michael ist ein ehemaliger Referendar aus NRW.