RefNews

Das Blog zum Rechtsreferendariat

KOMMENTARE MIETEN STATT KAUFEN
  • RefNews - Der Blog von und für Rechtsreferendare


REFERENDARIATNEWS
REFNEWS
  Ausgabe 13/2024
Freitag, der 29.03.2024
     

 / Hessen / Staatsexamen

Vorbereitung auf die mündliche Prüfung

von

Tja, die Master-Frage ist natürlich: wie bereitet man sich sinnvollerweise auf die mündliche Prüfung vor?

Aktenvorträge

Grundsätzlich sicher zunächst mal, indem man in der Wahlstation bereits kontinuierlich Möglichkeiten sucht und schafft, um Aktenvorträge im eigenen Wahlfach zu üben. Da die mündliche Prüfung damit beginnt, kann man diesen ersten Eindruck, den die Prüfer von einem erhalten noch am ehesten beeinflussen. Was danach in den Prüfungsgesprächen dran kommt, ist wohl eher vom Zufall abhängig. Sich darauf gezielt vorzubereiten ist eher schwierig…

Ich habe bei meiner Einzelausbilderin einige Aktenvorträge gehalten, ebenso vor den Kollegen in meiner Kanzlei, in der ich weiterhin einen Tag die Woche gearbeitet habe. Ansonsten fand ich es hilfreich, auch zu Hause Aktenvorträge (insbesondere die kostenlosen von der Seite des JPA NRW mit Lösungsskizze, oder andere im Internet zugängliche von der JA, Iurratio & Co.) zu bearbeiten und sie zunächst der Zimmerwand und gelegentlich einer Freundin beim Skypen vorzutragen. Für die heiße Phase kurz vor dem Prüfungstermin habe ich den Tipp bekommen, mich selbst aufzunehmen – mein inzwischen doch etwas veralteter Fotoapparat schafft genau 10 Minuten Videoaufnahme, das war also echt perfekt, um zum einen die Zeiteinhaltung zu überprüfen und andererseits zu sehen, wie oft ich Füllworte nutze, an die Decke gucke, mit einem Stift spiele und Nebengeräusche fabriziere oder mir mit der Hand durch die Haare fahre… was man alles eben so nebenbei macht, ohne es selbst wirklich zu merken… nachdem mir sowas bewusst war und ich gezielt darauf geachtet habe, hat mir dann auch meine „Performance“ jedes mal besser gefallen. Wenn schon der Inhalt nicht stimmt, soll ja wenigstens das Auftreten überzeugen! 😉

So eine Selbstüberprüfung kann ich echt nur empfehlen – meistens ist man ja noch kritischer mit sich selbst, als andere – die zwar das ein oder andere sicher auch anmerken, aber doch oft eher etwas zaghaft mit Kritik sind.

Mitprüflinge

In meinem ersten Examen bestand meine erste Amtshandlung nach Erhalt der Ladung zur mündlichen Prüfung darin, zunächst die Mitprüflinge zu kontaktieren. Das hätte ich gerne wieder so gemacht, aber leider gab Schreiben des JPA keine entsprechenden Daten her… eine Weile vor den Klausuren mussten wir alle auf einem Formblatt angeben, welchen Ort wir zum Verfassen der Klausuren präferieren und wo wir gerne unsere mündliche Prüfung absolvieren würden. In diesem Schreiben wurden die Kandidaten auch aufgefordert, anzukreuzen, ob ihre Adressdaten an die Mitprüflinge weitergegeben werden dürften.

Ich hatte damals dort ein Kreuz gesetzt, aber dann mit Kuli daneben vermerkt, dass ich nur der Weitergabe meiner Handynummer und eMail-Adresse zustimme. Daraufhin bekam ich vom JPA die Rückmeldung, dass es aus logistischen Gründen nicht möglich sei, nur einzelne Daten weiterzugeben. Also stimmte ich notgedrungen der Veröffentlichung aller meiner Daten zu. Wobei es sich mir nicht erklärt, warum die Mitprüflinge meine Postanschrift mitgeteilt bekommen, nicht aber die eMail-Adresse. Aus meiner Sicht ist das JPA da ziemlich hinterwäldlerisch…. Kurzum, es schien so, dass auch die anderen sich fragten, was die Mitprüflinge mit ihren Daten wollten und deshalb das Kreuz nicht setzten… zwar kann ich die Namen meiner Mitprüflinge der Reihenfolge der Aktenvorträge entnehmen, da ich sie aber nicht kenne und auch nicht im www direkt unverwechselbar ausfindig machen konnte, musste ich diesen Punkt ergebnislos abhaken.

Protokolle

Als nächstes bestellte ich mir Protokolle zu meinen drei Prüfern. Besonders viele gab es leider nicht, immerhin aber immer mindestens eins pro Person. Wobei ich zugeben muss, dass ich die darin dargestellten Themen doch sehr exotisch fand und mir aufgrund der wenigen Protokolle natürlich nicht erschließen kann, ob das einmalig so war oder immer so ist und darin eine Prüfer-Affinität gesehen werden kann. So richtig hilfreich war es also eher nicht. Auch das googeln der Prüfer war nicht richtig aufschlussreich – ich konnte zwar feststellen, wo genau sie arbeiten und mit welchen Dezernaten/Themen sie sich schwerpunktmäßig beschäftigten. Allerdings waren das in meinem Fall allesamt Spezialgebiete, die nicht zum Stoffkatalog für das Examen gehörten. Ganz spannend war aber, dass ich zu allen Prüfern auch Bilder gefunden habe, sodass ich mir die Gesichter schon mal anschauen konnte – und sie sahen auf den ersten Blick alle sogar recht nett aus. 😉

Sonstige Unterlagen

Ansonsten war ich nochmal im Referendarzimmer unseres Landgerichts und habe mich da mit den diversen dort zur Mitnahme ausliegenden Zeitschriften eingedeckt – natürlich kann keiner sagen, ob es wirklich für die mündliche Prüfung nützt, das Anwaltsblatt karriere, die azur, den Wirtschaftsführer für junge Juristen, Karriere im Recht und audimax Jura zu lesen – allerdings habe ich da doch einige sehr spannende Artikel zu aktuellen Themen oder gute Aufbereitung von Grundsatzthemen gefunden, die ich mir interessiert zu Gemüte geführt habe (wenngleich ich natürlich nicht alle Hefte von vorn bis hinten durchgelesen habe).

Zuletzt darf natürlich nicht das tägliche gewissenhafte Lesen einer überregionale Tageszeitung fehlen. Darüber hinaus ließ ich mein Postfach mit diversen Pressemitteilungs-Newslettern der Obersten Gerichte und Behörden „zumüllen“ und wurde zum Dauerbesucher diverser juristischer Portale um auch ja keine aktuellen Mitteilungen im juristischen (Rand-)bereich zu verpassen… 😉

Der Artikel wurde am 30. Januar 2015 von veröffentlicht. Melli war Referendarin in Hessen.