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  Ausgabe 16/2024
Freitag, der 19.04.2024
     

 / Hessen / Staatsexamen

Verbesserungsversuch… und abgelaufener Dienstausweis

von

… ein kleiner Erlebnisbericht zum Wundern, Kopfschütteln oder Schmunzeln, ganz nach persönlichem Gusto …

Zu Beginn des Referendariats wurde uns ein Dienstausweis im EC-Karten-Format ausgehändigt. Dieses Kärtchen, von dem ein Foto des berechtigten Karteninhabers den Wachtmeistern an den Eingängen der Justizgebäude entgegenblickt, berechtigt zum Einlass in die Gerichtsgebäude ohne Kontrolle. Es hat ein aufgedrucktes Ablaufdatum. Dies war mir gar nicht (mehr) bewusst, denn bei fast täglicher Nutzung, habe ich dem Plastikkärtchen selbst bzw. dessen Aufdruck kaum noch Beachtung geschenkt.

Zu Beginn der Klausurenphase des Verbesserungsversuchs fand ich mich also am 1. Tag entsprechend der Ladung im JPA Frankfurt ein. Bewaffnet mit schwerem Koffer, der wieder alle Kommentare und Gesetze enthielt, lief ich also ins Foyer ein, geradewegs an der Schleuse vorbei und auf die Wachtmeisterin zu, um ihr mein Kärtchen entgegen zu strecken. Eigentlich war ich mir meiner Sache sicher – immerhin bin ich schon diverse Male dort hineinspaziert. Was jetzt kam, hatte ich aber an diesem frühen Morgen nicht erwartet. Statt üblichem Nicken folgte zunächst eine Pause. Auf meine Frage, ob etwas falsch sei, nahm mir die Dame sehr entschlossen meinen Dienstausweis ab und zog ihn ein – mit der Begründung, dass er abgelaufen sei. Ok, ich musste zugestehen, dass sie damit recht hatte.
Ich kramte also meine Ladung hervor und hielt ihr diese dann unter die Nase. Aber das ließ sie nicht genügen. Sie verwies mich in die Schlange der Besuchergruppe an der Schleuse…. der Frühsport war erledigt, als ich meinen zentnerschweren Koffer auf das Band erst hinauf und danach wieder hinunter gehieft hatte. Irgendwie ärgerte es mich, dass ich – eigentlich ja belehrt und bis vor kurzem auch tatsächlich noch Angestellte im öffentlich-rechtlichen Ausbildungsverhältnis – jetzt so abgefertigt wurde. Wäre der Koffer nicht so schwer gewesen, hätte ich gar nicht weiter darüber nachgedacht. Aber natürlich löste ich Piepsen aus; musste Gürtel, Uhr, etc ausziehen, Hosentaschen leeren… Dank Warteschlange und „persönlicher Kontrolle“ war die Zeit inzwischen deutlich weiter fortgeschritten. Dabei war ich schon um halb 9 da… jedenfalls war das alles nicht einkalkuliert und kein guter Start in einen „entspannten“ Klausurmarathon.

Aber ok, war dann so. Eigentlich war das nach kurzem innerlichen Ärger direkt vergessen.
Wobei ich anmerken möchte, dass das in Darmstadt angenehmer war – diejenigen, die als Verbesserer-Kandidaten in meinen Ersttermin mitschrieben, kamen ohne Kontrolle ins dortige Arbeitsgericht hinein – die Ausstattung mit Koffer und die vorgezeigte Ladung reichten dem sehr freundlichen und mitfühlenden Wachpersonal dort völlig aus.

Was mich, abgesehen von der ersten Verwunderung über das bisher geschriebene aber tatsächlich zu diesem Text veranlasste, folgt jetzt:

Am nächsten Morgen ging ich also automatisch zur Kontrolle, legte mein diesmal zum Glück nur kleines Gepäck (wir durften alle Kommentare, Gesetze und Co im Raum lassen für die gesamte Zeit der Examensklausuren) auf das Kontrollband und wappnete mich für die Schleuse – auf  Gürtel und andere piepsende Dinge hatte ich diesmal wohlwissend verzichtet. Die gleiche Person wie am Tag zuvor (!!) kam auf mich zu – meine Schuhe hatten leider dennoch ein Piepsen des Detektorrahmens ausgelöst – und fragte mich mit ziemlich genervtem Ton, während sie mich mit dem Handdetektor kritisch unter die Lupe nahm: „Haben Sie etwa keinen Ausweis?“.

Einige Tage später dann, inzwischen war die Morgenprozedur halbwegs eingespielt, wies mich eine andere nette Dame bei meinem zielstrebigen Gang zur Schleuse darauf hin, dass ich bei Vorzeigen der Ladung auch einfach vorbei laufen könne…! Super – inzwischen trug ich dieses bisher nicht sonderlich nutzbringende Papier natürlich nicht mehr mit mir herum.

Soviel zu möglichen Erlebnissen von Kandidaten des Verbesserungsversuchs! 😉

 

Der Artikel wurde am 22. Juli 2015 von veröffentlicht. Melli war Referendarin in Hessen.