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  Ausgabe 13/2024
Freitag, der 29.03.2024
     

 / Ausland

Das erste LL.M.-Semester

von

…ist schon vorbei. Und es fühlt sich einerseits so an, als wäre ich noch gar nicht wirklich lange hier, aber andererseits ist die ganze Umgebung und der Alltagsablauf auch so normal geworden, dass es mir manchmal schon deutlich länger vorkommt als „erst“ 4,5 Monate die ich in Südafrika bin.

Als ich ankam war hier gerade Winter und nach wie vor kann es abends ab und an recht frisch werden. Man merkt aber, dass der Sommer nun mit großen Schritten heranschreitet und die Tage am Strand/Pool werden häufiger. Bald kann man hoffentlich ins Wasser hüpfen, ohne die ersten Sekunden in eine Schockstarre zu geraten. 😀

Halbzeitfazit

Das Semester hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen und ich habe es bisher noch keine Sekunde bereut, mich noch für den LL.M-Studiengang entschieden zu haben. Womit ich mich nach wie vor nicht so richtig anfreunden kann ist allgemein wieder zur Uni zu gehen. Das Studentenleben ist „ok“, aber den richtigen Mega-Spaß und die große Freude wieder theoretische Sachen zu lernen und zu Vorlesungen zu gehen (und Klausuren zu schreiben) habe ich nicht. Für den überschaubaren Zeitraum von einem Jahr: ideal, aber mehrere Jahre würde ich es nicht mehr machen wollen (dafür habe ich mich dann doch auch zu sehr daran gewöhnt, Geld zu verdienen). Was natürlich positiv ist, ist die Flexibilität und Freizeit die man als Student wieder hat – das ist (gerade in einem fremden Land, in dem es viel zu erkunden und erleben gibt) natürlich ideal. Man bekommt halt doch nochmal eine ganz andere Perspektive mit und es ist etwas völlig anderes, als nur mal kurz als Tourist seinen Urlaub hier zu verbringen.

Das LL.M.-Studium

Die Module sind leider überwiegend zivilrechtlich geprägt, was ich etwas schade finde. Thematisch fand ich das eine gewählte Modul sehr gut und hatte auch Spaß daran. Das andere Modul war leider für mich mehr oder weniger ein Griff ins Klo, da ich es die meiste Zeit als sehr zäh und langatmig empfand.

Die Vorlesungen unterscheiden sich von den deutschen Jura-Vorlesungen am stärksten darin, dass der Unterricht hier viel verschulter und die Gruppengröße deutlich kleiner ist. Studenten bekommen konkrete „Hausaufgaben“ (Seiten x-y lesen: mal mehr oder weniger je nach Kurs) und/oder wöchentliche Essay Questions oder ein Assignment schreiben, eine Präsentation halten etc. Die Endnote in einem Modul setzt sich auch nicht nur aus der Klausur zusammen; diese macht meist nur ca. 50% der Endnote aus. Die andere Hälfte der Note berechnet sich je nach Kurs aus einem Assignment und/oder einer Präsentation u.ä. Ein Modul ist bestanden, wenn die Gesamtnote 50% beträgt, wobei in der Klausur mindestens 40% erreicht werden müssen. Meine Klausuren fanden Ende Oktober statt und waren 4-stündige open book-Klausuren, d.h. dass ich Material mit in die Klausur nehmen durfte. Das mag jetzt erstmal total toll klingen, aber sooo viel Zeit hat man dann doch nicht, um in der Klausur alles erst noch nachzulesen. Man muss schon in etwa wissen wo was steht und was man konkret sucht. Ich empfand es dennoch als beruhigend zu wissen, dass ich das Material dabei habe und drauf zurückgreifen kann. Vor den Klausuren war ich – wohl auch weil ich ziemlich last-minute mit dem Lernen angefangen habe – dann doch etwas…hmm, ich will es nicht nervös nennen, aber sagen wir mal ich hatte etwas „Respekt“ vor den Klausuren. Zum Einen weil es schon Ewigkeiten her ist, seit ich das letzte Mal eine Klausur geschrieben habe und zum Anderen, weil man ja doch nicht weiß, wie das Ganze hier abläuft. Auch wenn die älteren LL.M.’ler (also älter in dem Sinne, dass es für sie bereits das zweite Semester war, weil sie zum Januar mit dem Studium begonnen haben und sie daher schon wussten wie der Hase läuft) sagen „wer das dt. Examen bestanden hat, hat hier überhaupt kein Problem und braucht sich keine Sorgen machen“, ist man ja doch unsicher, wie viel oder wenig man wirklich wissen muss und wie man das Ganze zu Papier bringt, damit die Klausur bestanden ist. Aber die Klausuren waren wirklich gut zu bewerkstelligen, wie ich dann an den Ergebnissen gesehen habe (auch wenn das Gefühl direkt nach der Klausur erstmal nicht so gut war). Anfang dieser Woche gab es dann die (End-)Noten für die Module und so konnte man spätestens ab diesem Tag ruhigen Gewissens in die Ferien starten und muss sich bis Ende Januar/Anfang Februar nicht mehr mit Jura befassen….es sei denn, man fängt mit der Masterarbeit an. 😀

Pläne für die Semesterferien

Das nächste Semester beginnt erst wieder am 31.1.17 mit dem „First Meeting“, bei dem die Kurse vorgestellt werden. Die Vorlesungen starten dann in der darauffolgenden Woche, in der man sich wieder einiges probeweise anhören kann, bevor man sich endgültig für die Module entscheidet. Bis dahin habe ich also theoretisch „frei“….theoretisch. Die kommenden Wochen werde ich nämlich schon versuchen an der Masterarbeit zu schreiben (entweder früh morgens und ab nachmittags dann das gute Wetter genießen oder aber tagsüber unterwegs sein und erst am späten Nachmittag anfangen an der Masterarbeit zu schreiben: da muss ich mal zusehen, dass ich einen Rhythmus finde, vllt. wechsel ich auch je nach täglicher Lust und Laune). Meinen Supervisor und das Thema habe ich vor Kurzem noch einmal gewechselt, was auch noch problemlos noch möglich war. Bis Anfang Dezember möchte mein Supervisor aber ein Proposal zugeschickt bekommen (ich lege also dar, was ich mir vorstelle und was das Ziel der Arbeit ist) und bis Ende Januar möchte er einen Großteil der Arbeit sehen und nicht nur die Einführung. Die Masterarbeit soll zudem bis Juni komplett (abgabefertig) sein (theoretisch hätten wir sogar bis September Zeit, da unsere Graduation eh erst im Dezember 2017 stattfinden wird; allerdings möchte ich nach der Rückkehr in Deutschland nicht noch an der Masterarbeit sitzen und mein Supervisor hat halt auch zur Bedingung gemacht, dass die Arbeit bis Juni wirklich fertig ist). Da er auch eine gewisse Zeit braucht, um die Arbeit zu lesen/korrigieren und man davon ausgehen kann, dass mehr oder weniger große Änderungen immer nochmal notwendig sind, wollte ich daher schon zusehen, dass ich in diesem Jahr noch möglichst viel daran schreibe, um sie dann hoffentlich im März soweit „fertig“ an ihn schicken zu können. Ich bekomme im Januar nämlich noch Besuch, mit dem ich etwas das Land bereisen möchte und auch für den März hat sich noch einmal Besuch aus Deutschland angekündigt. Die Abschlussklausuren sind schon ab Mai und das nächste Semester wird daher gefühlt gar nicht so lang bzw. anders ausgedrückt: es bleibt einfach nicht mehr soo viel Zeit übrig, um dann noch intensiv während des Semesters an der Masterarbeit zu schreiben (zumal das kommende Semester vom Wetter auch deutlich besser wird und ich daher möglichst wenig Zeit in der Bibliothek verbringen möchte). Auch finanziell wäre es etwas zu viel geworden, wenn ich in diesem Jahr noch große Reisen machen würde (die sind nämlich schon im nächsten Jahr geplant). In der (näheren) Umgebung gibt es zudem viele schöne Dinge zu erkunden und einige Kommilitonen sind auch noch hier. Die restlichen Wochen 2016 werden also sicherlich schnell vergehen und es wird bestimmt nicht großartig Langeweile aufkommen. 🙂

Dass sich das Semester nun dem Ende neigt zeigt sich nicht nur auf dem Campus, sondern in der gesamten Stadt. Es wird deutlich überschaubarer was die Studentenanzahl angeht, dafür trifft man immer mehr auf Touristen(-grüppchen). Demnächst sind auch die Wiederholungsklausuren, die einige Studiengänge anbieten, vorbei und dann wird es wohl nochmal deutlich(!) leerer in der Stadt sein. Die einheimischen Studenten fahren über die Semesterferien nach Hause und viele internationale Studenten reisen für einige Zeit durchs Land bzw. dann auch ganz nach Hause, wenn sie nur ein Auslandssemester hier studiert haben.

Was sonst so passiert ist

Seit Anfang diesen Monats habe ich mir ein Auto für mehrere Monate gemietet und ich kann nur sagen: ich liebe es! Auch wenn es vorher auch (relativ) gut möglich war von A nach B zu kommen, erlebe ich jetzt doch nochmal ein neues Freiheitsgefühl. Man ist einfach deutlich spontaner, nochmal viel mehr unterwegs und es ist viel praktischer, als sich immer erst zu beratschlagen, wer/wann von wo mit dem Uber startet und die anderen an einem zentralen Punkt abholt. Anfang November hatte mich auch eine Freundin aus Deutschland für 2,5 Wochen besucht und wir haben das Auto dann mit vielen Ausflügen (u.a. nach Hermanus, Kap Agulhas, Kapstadt etc.) auch direkt gut eingeweiht. Einzig bei Schotterstraßen (die als solche tlw. erst erkennbar sind, wenn man kurz vor der Auffahrt ist) wäre ein größeres Auto von deutlichem Vorteil. Aber gut, auch mit 20 km/h kommt man irgendwann ja mal ans Ziel. 😀

Und wie es nun einmal nicht ausbleibt, gab es auch leider nicht so tolle Erlebnisse…eines davon war, dass mir Ende September plötzlich mitgeteilt wurde, dass ich noch in diesem Jahr aus der Unterkunft ausziehen muss. Das Zimmer hatte ich eigentlich bis nächsten Sommer gemietet; das Haus wurde jedoch spontan verkauft. Das Ganze kam sehr überraschend (auch für die Vermieter, die nicht Eigentümer des Hauses sind und auch ausziehen müssen) und zeitlich auch recht ungünstig, da ich zu der Zeit nicht nur krank war, sondern an der Uni auch einiges zu tun hatte und mich gedanklich neben den Klausuren und dem Besuch aus Deutschland der Anfang November für 2.5 Wochen kam plötzlich noch um eine neue Unterkunft kümmern musste. Glücklicherweise fand ich dann aber durch Zufall sehr schnell eine neue passende Bleibe und ziehe nun kommende Woche um.

Und damit verabschiede ich mich nun auch in die Semesterferien. Euch noch ein paar schöne Restwochen 2016 (es kommt mir gar nicht so vor, als wenn sich das Jahr schon dem Ende neigt und auch Weihnachtsstimmung kommt bei ca. 27-30 Grad nicht wirklich auf – auch wenn in den Supermärkten teilweise Weihnachtslieder gespielt werden). Zum Semesterstart 2017 lasse ich dann wieder von mir hören. 🙂

Viele Grüße

Emily*

Der Artikel wurde am 25. November 2016 von veröffentlicht. Emily war Referendarin in Niedersachsen. Sie macht zur Zeit einen LL.M. in Südafrika und berichtet hierüber in den RefNews.